Das hier ist ein echter Traumurlaub! Im Mai 2004 war Debbie mit ihrem damaligen Mann vier Wochen mit einem gemieteten Wohnmobil im Westen der USA unterwegs. Wir starteten in San Francisco und fuhren dann völlig frei ohne größere Ziele einfach dort herum, worauf wir Lust hatten. Unterwegs kamen wir in Las Vegas vorbei, wir sahen zahlreiche bekannte Nationalparks, statteten dem Grand Canyon einen Besuch ab, fuhren ein Stück auf der Route 66 und arbeiteten uns dann (leider) wieder Richtung Westen vor.
Vier Wochen grenzenlose Freiheit in einem Heim auf Rädern! Und dazu natürlich eine Menge Erlebnisse, an die man sich immer gern zurückerinnern wird <3
Dieser Reisebericht ist etwas Besonderes für mich. Nicht nur wegen seines Alters von mittlerweile (Juli 2019) 15 Jahren, und weil ich ihn schon über diverse Websites umgezogen habe. Nein, auch deswegen, weil ich ihn damals größtenteils direkt unterwegs geschrieben hatte. Ich hatte meinen Laptop dabei und habe fleißig abends getippt. Hin und wieder haben wir an einem Internet-Café halt gemacht, wo ich die aktualisierte HTML-Seite und die zugehörigen Fotos dann hochgeladen habe. Ja, echtes Reise-Blogging 😀
Der lange Bericht enthält dadurch Details, die ich erst kurz zuvor erlebt hatte. Normalerweise würde man solche Sachen im Nachhinein schon nicht mehr in Erinnerung haben. Daher ist dieser Bericht fast schon mehr ein waschechtes Reisetagebuch 😀 Wenn du dich eher nur für die Bilder interessierst: Unten gibt es eine Fotogalerie mit einer Foto-Auswahl.
Vorwort und zugleich Fazit zur Reise
Unser Konzept einer Wohnmobil-Tour durch die USA war sehr frei. Wir hatten uns nur wenige Punkte rausgesucht, die wir unbedingt besuchen wollten. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits wussten wir oft nicht, an was für faszinierenden Orten wir uns befanden und haben dadurch viel verpasst – wie zB. im Zion Park. Hier hätte es so viel zu sehen gegeben..
Andererseits ist das Gefühl der Freiheit unbeschreiblich. Wenn man noch zwei Wochen Zeit hat und alle Möglichkeiten vor sich, und man sich überlegen kann: Fährt man nun nochmal 300 km nach Westen – das würde und locker 1-2 Tage kosten -, oder doch eher Richtung Süden? Worauf haben wir Bock? Abends über den Karten sitzen und überlegen ist schön.
Normalerweise ist das Leben so extrem durchgeplant. Arbeiten, Termine, Verpflichtungen .. Selbst die freie Urlaubszeit ist nicht wirklich frei. Man setzt sich selbst unter Druck, schöne Sachen zu unternehmen, viel zu sehen und die freie Zeit möglichst auszunutzen. Mit Entspannung hat das nicht viel zu tun.
Ich kann daher nur jedem empfehlen, mal ohne große Erwartungen und Pläne auf Reisen zu gehen. Es ist ja eigentlich völlig egal, ob man nun nach Westen oder Osten fährt – die Straße liegt vor einem und man kann überall was Tolles erleben! Am Ende bringt es nicht viel, jeden Tag Sehenswürdigkeiten auf einer Liste abzuhaken, wenn man dadurch nur am Rumhetzen ist. Es ist ein Privileg, mal einfach ganz spontan sein zu können und dafür auch einfach die Zeit zu haben!
Und ganz egal, was man von den USA und ihrer Politik hält – das Land ist einfach unfassbar schön und voll mit vielfältigsten Landschaften. Dazwischen immer wieder endlose Weiten ohne irgendwas oder mit nur kleinen Kreuzungskäffern, denen man eine Wild West-Vergangenheit sofort abnimmt 😀 Also – der Westen der USA ist ganz definitiv eine Reise wert!
Route unserer Wohnmobil-Tour
San Francisco – Yosemite National Park – Lee Vining am Mono Lake, Lava Flow & Hot Creek an der Interstate 395 – Death Valley National Park
Las Vegas – Boulder City & Hoover Dam – Valley of Fire State Park – Zion National Park – vorbei am Lake Powell – Monument Valley Navajo Tribal Park
Monument Valley – Grand Canyon National Park – Flagstaff – Meteor Crater – Route 66 (Seligman – Kingman) – Las Vegas – Calico Ghost Town – Pismo Beach – Laguna Seca – San Luis Reservoir (Stausee)
San Luis Reservoir – San Francisco
Rundreise durch den Westen der USA: Ausführlicher Reisebericht
Manchmal verlinke ich im Text auf Google Maps, so dass ihr selbst sehen könnt, wo ein bestimmter Ort zu finden ist. Auf Google Maps gibt es dann außerdem häufig weitere Infos, und oft kann man sich per Google Street View direkt vor Ort umschauen. Viel Spaß damit 😀
1. Tag – Die Reise nach San Francisco
Wir mussten um kurz vor 5 morgens schon aufstehen, um dann zu meinen Eltern zu fahren, die uns zum Herrenberger Bahnhof zur S-Bahn gebracht haben. Damit sind wir bis nach Stuttgart gefahren und dort in den ICE nach Frankfurt umgestiegen. Praktischerweise hat der ICE direkt am Flughafen in Frankfurt gehalten, so dass wir uns zum Glück weitere S-Bahn-Fahrten ersparen konnten. Der Flieger nach London/Heathrow ging um 11:15 und ist auch pünktlich gestartet und gelandet, nur der Anschlussflug nach San Francisco hatte in London eineinhalb Stunden Verspätung.
Schrecklich langer Flug
Dann kamen die 10,5 Stunden Flug – was durchaus strapaziös war. Wir hatten noch dazu die denkbar schlechtesten Plätze: in der mittleren Reihe (4 Plätze) die beiden mittleren. Konnten also weder aus dem Fenster gucken noch die Beine auf den Gang hängen lassen. Die beiden Typen neben uns waren auch nicht grade sehr aufstehfreudig, so dass wir nur alle 3 Stunden aufgestanden sind und uns ein bisschen die Beine vertreten haben.
So lange in einem engen Flugzeug sitzen und nichts zu tun zu haben, ist schon echt eine Folter, und allzu oft will ich das wirklich nicht mehr machen… Dafür hatte jeder einen eigenen Bildschirm vor der Nase und ein Kopfhörerset, so konnten wir uns die Filme, die liefen, anschauen, selbstverständlich auf englisch. Ich hab mir bestimmt zweimal „Kill Bill“ gegeben auf diesem Flug.. ^^
Andererseits konnte man auf den Bildschirmen auch die Flugdaten (Geschwindigkeit, Höhe, geschätzte Ankunftszeit, Außentemperatur,…) und eine Moving Map sehen. Ich war doch sehr fasziniert, dass der Flieger bis zu 39 000 Fuß (11 700m) hoch und bis zu 960 kmh schnell (über Grund) war. Draußen war es bis zu -47°C kalt. Fröstel ..
Nach dem Flug kommt der Jetlag
Als wir dann endlich in San Francisco waren (Ortszeit 16:45; Zu Hause-Zeit 2:45), waren wir echt froh. Zum Glück hat auch das mit dem Transfer zum Hotel direkt am Flughafen gut geklappt. Wegen dem Flugverkehr entbehrte das Zimmer der nötigen Ruhe und vor dem Fenster stand ein Strahler, der die (nicht wirklich bestrahlenswerte) Hotelfassade bestrahlt hat. Wir waren aber so müde, dass uns das ziemlich egal war, haben uns so ziemlich sofort, so um halb 7, hingelegt und sind auf der Stelle eingepennt.
2. Tag – Von San Francisco nach Osten
Tadaa – sind um kurz nach 4 Uhr morgens (Ortszeit) aufgewacht und konnten nicht mehr einschlafen. So haben wir uns dann eben die Zeit bis um 7 um die Ohren gehauen, sind extrem teuer frühstücken gegangen und haben uns danach den Flughafen aus der Ferne angeschaut.
Das Wohnmobil – rollendes Heim für etwa drei Wochen!
Um 11 haben wir uns dann wieder mit Sack und Pack auf den Weg gemacht: das Hotel-Shuttle hat uns zum Flughafen gebracht. Von dort sind wir mit so einer Art S-Bahn weiter Richtung Camper-Vermietstation in Oakland weitergefahren. Nicht ohne vorher massive Probleme mit dem Fahrkartenautomaten zu haben 😀 Obwohl dort stand, dass alles ganz einfach ist („It’s easy like 1-2-3“), haben wir es nicht hingekriegt, uns ne Karte zu ziehen. Erst nachdem Chuck die Tante an der Information gefragt hat, wurden wir erleuchtet.
Dafür haben wir gemerkt, wie freundlich die Amis sind (oder sein können?), einer hat nebenbei gehört, dass wir nach Oakland wollen und hat uns gesagt, wo wir hinmüssen, um da hinzukommen. Zwei andere haben gesehen, wie wir mit unseren ganzen Koffern in die Bahn weg vom Flughafen gestiegen sind. Prompt wurden wir gefragt, wohin die Reise gehe, der Flugplatz sei nämlich in der anderen Richtung.
Um halb 2 kamen wir dann an der Vermietstation an und mussten erstmal ca. ne halbe Ewigkeit warten. Dann hat sich rausgestellt, dass das Wohnwagen-Modell, das wir schon vorab gebucht hatten, nicht verfügbar war. Wir hatten aus Kostengründen das kleinstmögliche Modell gebucht, das nicht mal einen Durchgang vom Innenraum zur Fahrerkabine hat. Als Ersatz gab es zum gleichen Preis einen riesigen Camper, der eigentlich für bis zu 5 Personen gedacht ist ^^ Statt mit einem 17-Fuß-Mobil zu rangieren, haben wir jetzt einen 24-Fuß-Brecher.
Leichte Startschwierigkeiten mit Navigation, Verkehr und Wohnmobil
Nachdem dann endlich alles geklärt war, konnten wir unser Zeugs einladen und losfahren. Ich hab versucht zu navigieren, und Chuck hat versucht zu steuern. Wir kennen uns natürlich in der Gegend von San Francisco nicht aus und hatten auch nicht wirklich die Peilung, wo wir überhaupt genau hinwollten. Dazu kam
- das ungewohnte Automatikgetriebe,
- ein anderes Verkehrsverhalten der Menschen und
- das kleine Problem, ein Riesenschiff zu fahren,
so dass Chuck gleich in der ersten Stunde 2 rote Ampeln (nix passiert) und eine Stop-Stelle (nix passiert, obwohl ein Cop nur 100 Meter entfernt stand) überfahren hat.
Da unsere vorab-Planungen über die Route sich auf mehr oder weniger nichts beschränkten und wir einfach mal schauen wollten, wo die Straße uns hinführt, waren wir erst leicht planlos. Wir haben uns dann aber einfach entschlossen, zuerst Richtung Yosemite-Nationalpark (sprich: jossimeiti) zu fahren. Auch die passende Interstate war nach einigem Suchen irgendwann gefunden. Also auf geht die Reise nach Osten.
Reserven auffüllen: Was essen die Amerikaner eigentlich?
Nächstes Problem: Einkaufen. Das Wohnmobil war natürlich absolut leer, als wir es übernommen haben, und wir mussten erstmal für Lebensmittel sorgen. Also sind wir von der Interstate runter und zu nem Wal-Mart. Ein riesiger Laden, und wir dachten, dass da wahrscheinlich alles zu haben ist.
Leider haben wir die Amerikaner unterschätzt: im Laden gab es jeweils ganze Regale mit
- Milch unterschiedlicher Fett-Stufen
- Chips, Tacos und was weiß ich
- Vitaminpillen, -pastillen und -kapseln
- einer Million unterschiedlichen Cornflakes-Sorten
Frisches Gemüse: Fehlanzeige. Fleisch, Wurst und Käse: Fehlanzeige. Nudeln: Auswahl zwischen einer Sorte Spaghetti und einer Sorte Makkaroni-Nudeln. Brotaufstrich: Honig und Marmelade aus der Tube. Irgendwelche Fertiggerichte zum Aufwärmen aus der Dose: nichts gefunden. Brot: Nur so komisches nachgiebiges Zeug, das laut Chuck eher nach Hefezopf schmeckt als nach richtigem Brot.
Dafür gab es in dem Laden alles andere, was man eventuell so brauchen könnte oder auch nicht: Fahrräder (in rosa), Stromgeneratoren, Autozubehör und anderes Baumarkt-Zeug… Außerdem hat das nette Fräulein an der Kasse unser ganzes Zeug gleich in 5 Plastiktüten verpackt (obwohl wir nicht nach ner Tüte gefragt haben und auch keine brauchen können) und uns 55 Dollars berechnet.
Reserven auffüllen: Tanken geht nicht
Leicht niedergeschlagen haben wir als nächstes eine Tanke aufgesucht, um den relativ leeren Tank wieder zu befüllen. Natürlich sind wir erst mit der falschen Seite reingefahren (Tankklappe nicht auf der Seite, wo die Tanksäulen stehen) – klar. Dann standen wir vor einem Tankautomat (wieder alles ganz easy, laut der Anleitung), haben die Kreditkarte reingeschoben, den Füllstutzen angebracht, „push to start“ gedrückt und nichts ist passiert.
Wir haben „push to start“ auf verschiedene Arten gedrückt, aber nichts passiert. Chuck ist dann schließlich reingegangen und hat gefragt, aber diesmal lag es wohl nicht an uns. Der freundliche Mensch im Verkaufsraum hat dann die Säule irgendwie ferngesteuert, und dann hats geklappt.
Ein schwieriger erster Tag!
Erster Eindruck von der amerikanischen Landschaft
Endlich konnten wir wieder auf die Interstate und sind mit vielem „ah“ und „oh – toll!! Wahnsinn! Schön!“ über die Hügel bei San Francisco nach Osten Richtung Yosemite Nationalpark, gefahren. War allerdings schon relativ spät abends, und wir sind nicht mehr allzu weit gekommen. So haben wir dann irgendwann am Highway geparkt und unsere erste Nacht im „eigenen“ Camper (mit leichter seitlicher Schräglage) verbracht.
Was mir an dem Reisetag aufgefallen ist, sind diese echt schönen LKWs im Stil von Ein ausgekochtes Schlitzohr – ich muss noch jede Menge Bilder davon machen! Sowas brauchen wir bei uns in Deutschland auch >.<
Und außerdem hab ich gemerkt, dass die USA wirklich so aussieht wie im Film. In Film und Fernsehen sieht man öfters so ganz kleine Ortschaften mit alten, klapprigen Häusern und alten, klapprigen (teilweise auch funktionierenden) Pickups davor. Und diese Ortschaften und klapprige Pickups gibt es wirklich, ich war ganz überrascht 😀
Und dieses Land ist so groß und weit! Es gibt hier wirklich ganz andere Landschaften als bei uns zu Hause…
3. Tag – Durch den Yosemite-Park zum Mono Lake
Pünktlich um halb 6 (besser als 4) Uhr bin ich heute morgen aufgewacht. Das lag wahrscheinlich anteilig am Jetlag und am wieder zunehmenden Verkehr (va. LKWs) auf dem Highway, an dem wir im Wohnmobil übernachtet hatten. Bei jedem vorbeifahrenden Truck hat der Camper sanft geschaukelt :/ Vielleicht kommt das daher, dass wir zu faul waren, abends einen schönen Ort zum Übernachten zu suchen und einfach seitlich ran gefahren sind.. 😀
Der Geruch draußen war viel kräftiger, als ich ihn jemals erlebt hab: sehr nach reifem Korn, trockener Erde und frischer Luft, aber viel intensiver als zu Hause. Für mich sehr faszinierend.
Mit Frühstück war nicht viel, wir hatten beide nicht wirklich Lust auf das komische Brot und Honig aus der bärenförmigen Tube. So haben wir Spiegelei und Cornflakes gegessen und uns dann langsam wieder auf den Weg gemacht.
Zum Yosemite-Park ging es zunächst noch durch die Prärie, die dann immer hügeliger und baumiger wurde, bis wir uns dann gefühlt haben wie in Ligurien (Kurven, steile Hänge, steil bergauf). Noch vormittags sind wir im Park angekommen und mussten erstmal 20 Dollars hinlegen – das ist der Preis für ein Fahrzeug und 7 Tage (Mindestpreis für motorisierte Besucher).
Yosemite-Nationalpark
Der Yosemite-Park hinterlässt gemischte Gefühle – er war natürlich schon sehr toll, aber für uns nichts wirklich bahnbrechend Neues. Er war eine Mischung aus Alpen, Schwarzwald und „Vorstellung von Kanada“. Diese Nationalparks gibt es, soweit ich weiß, in der Form nicht bei uns. Sie sind sehr groß (wir haben für den Yosemite ca. 50-60 Meilen „gebraucht“ (1 Meile ca. 1,6 km)) und kosten Eintritt. Aber man darf sich unbeaufsichtigt drin aufhalten und es gibt auch Campingplätze. Wer dabei erwischt wird, außerhalb der Wege rumzutrampeln, Tiere zu erschießen oder Müll wegzuwerfen, kriegt allerdings ne saftige Geldstrafe oder muss sogar in den Knast.
Der Yosemite-Park war also schon wirklich klasse, mit Seen, Bächen, Bergen, komischen Felsen und sogar Schnee, aber 20 Dollars sind auch ein Haufen Holz. Man müsste eben dann auch diese Zeit ausnützen können, was aber nicht immer so einfach ist: Man darf das Wohnmobil nachts (zB. wegen Bären) nur auf Campingplätzen abstellen, die aber im Mai noch nicht geöffnet hatten – wir hätten den Park also sowieso jeden Abend wieder verlassen müssen. Wir mussten uns daher damit begnügen, den Yosemite nur auf der Durchreise zu bestauen.
Wir sind aber auch ein kleines Stück rumgelaufen und haben ein paar dieser riesigen, uralten Bäume (Sequoia) gesehen. Und ein absolut nicht scheues Eichhörnchen und 2 ebenso absolut coole Rehe. Schon faszinierend, wenn man nur wenige Meter von 2 Rehen entfernt steht, und von ihnen gesehen wird, sie aber nicht abhauen…
Ansonsten – der Yosemite wird auf der West-Ost-Route immer höher. An der höchsten Stelle waren wir 2700m hoch (dort stehen hin und wieder Schilder mit den Fuß-Höhen), und wir konnten an den Straßenrändern noch Schnee liegen sehen. Nicht wie bei uns in schmutzigen kleinen Häufchen, sondern so bis zu 1,50 hohe Verwehungen.
Der Mono Lake
Als wir aus dem Yosemite draußen waren, ging es aber relativ schnell wieder in niedrigere Höhen. Wir sind in der kleinen Stadt Lee Vining am Mono Lake rausgekommen und haben gehofft, hier vielleicht ordentlich einkaufen zu können. Die Straßenkarte informierte uns allerdings, dass Lee Vining ziemlich klein sein soll.
Wir kamen also hier an und waren erstmal absolut fasziniert vom Mono Lake und der umgebenden Landschaft. Eine steppige Vegetation, im Westen die schneebedeckten Berge des Yosemite-Parks und einfach diese weite Aussicht, dazu die frische Luft und der Duft der Landschaft – wow!
Lee Vining Stadt hier ist wirklich süß. Man sieht, dass wir in Amerika sind: eine vierspurige Hauptstraße und ein paar Häuschen drumherum.
Hier haben wir auch den ersehnten Laden gefunden. Ein kleiner Tante-Emma-Laden, der sich aus unserer Sicht aber auf das Wichtigste beschränkt hat und im Vergleich zum Wal-Mart ein wahres Feinschmeckerparadies darstellte. Es gab Butter, Käse, Obst, Gemüse, Salat (sogar Spargel, win ^^) und andere tolle, gesunde, frische Sachen 😀 Das Fräulein an der Theke hat gegrinst, als wir wie die aufgescheuchten Hühner durch den Laden gelaufen sind und uns über jedes Stück Gemüse gefreut haben ^^
Danach haben wir gleich am Ortsausgang einen Camping Ground (Mono Vista RV Park) gefunden, mit Blick auf den See und schönen Stellplätzen mit eigenen Picknick-Tischen und Grills. Und Strom und Wasser.
Die Frau im Büro hat uns noch ein paar Tipps gegeben, was der Mono Lake für Sehenswürdigkeiten bietet: Morgen fahren wir zu der Geisterstadt Bodie hier in der Gegend. Sie ist seit den 1930er Jahren ausgestorben und scheinbar sehr gut erhalten.
Wir bleiben nicht nur diese, sondern auch die nächste Nacht hier (gute Entscheidung, denke ich). Nur schade, dass mein Handy hier kein Netz hat, sonst könnte ich den Text hier mal hochladen und auch per SMS nachfragen, wie es Katze Lucy zu Hause geht….
4. Tag – Wüstenwanderung statt Bodie Ghost Thown (Mono Lake)
Heute wollten uns die Bodie Ghost Town ansehen, laut Karte ca. 25 Meilen von hier. Nach dem Frühstück haben wir uns also ausgestöpselt (Wasser und Strom) und sind losgefahren. Von der Frau im Büro des Campingplatzes haben wir am Ankunftstag eine kleine Umgebungskarte bekommen, wo auch diese Geisterstadt drauf ist. Nach der Karte wollten wir also fahren. Nur gab es auf den ersten Kilometern so eine tolle Aussicht auf den See, dass ich das Fenster runtergelassen habe zum Bilder machen, und durch den Fahrtwind ist die Karte aus dem Fenster entwischt. Hab es erst später gemerkt, und da war es dann schon zu spät. Shit happens 😀
Also dachten wir uns, alles kein Problem, die Geisterstadt finden wir trotzdem, und sind weitergefahren. Natürlich haben wir die richtige Ausfahrt verpasst und sind erstmal einige Meilen in die falsche Richtung gefahren. Nicht so schlimm, so sind wir in den Genuss einer wunderbaren Aussicht über den Mono Lake gekommen.
Unendliche Weite..
Irgendwann sind wir dann umgedreht, den ganzen Weg zurück gefahren und haben dann auch die richtige Ausfahrt erwischt. Der Highway No. 167 nördlich des Sees verläuft über 35km schnurgerade bis zum Horizont. Wahnsinn! Auch diese Bilder in Zeitschriften und im Fernsehen sind also echt ^^ Natürlich hab ich Fotos gemacht als gäbs keinen Morgen mehr 😀
Nach wieder 10 Meilen ging dann links eine Einfahrt Richtung Bodie weg. Das Warnschild an der Kreuzung hat uns darauf hingewiesen, dass die Straße ziemlich schlecht sein soll: eine Gravel Road, also unbefestigte Kiesstraße. Und sie war auch schlecht: der Teer muss uralt sein, zumindest war er nicht mehr am Stück. Hinten im Wohnmobil hat es derart gescheppert und getan, dass wir mit 10 mph dahingekrochen sind. Nach ein paar Meilen hat dann dieser „Asphalt“ aufgehört, und ein Schild hat uns darauf hingewiesen, dass die Straße ab jetzt ziemlich rauh wird… Aäääh, ab jetzt? >_>
Dieser Weg (natürlich so breit wie ein normaler Highway) war so eine Art Schotter- und Sandweg, und hatte eine echte Waschbrett-Oberfläche: lauter Wellen in sehr kurzen Abständen. Nach 50 Metern oder so haben wir uns entschieden, den Camper stehen zu lassen und den Rest zu Fuß zu gehen; allzuweit konnte es eigentlich nicht mehr sein, und Bewegung kann nie schaden.
Zu Fuß durch die Wüste
Also gingen wir los. Auf beiden Seiten des Weges wuchsen im sandigen Boden „Wüstenbüsche“, und der Weg war am Rand eigentlich auch mehr loser Sand als ein Weg. Das Gebiet, in dem wir uns befanden, war eigentlich schon ein Wüstengebiet (einzige Pflanzen diese Büsche, und der Boden kleine Steine und Sand), und die Sonne war ziemlich heiß, obwohl das Gebiet ca. 1800m NN liegt.
Nach einem halben Kilometer oder so ist die Straße in die Berge abgebogen, und wir sind im Tal zwischen den Bergen durchgelaufen. Am Anfang war ich noch fasziniert von der Gegend, in der man einen Western hätte drehen können: Büsche, Berge, beige-rote Felsen, dieser breite, sandige Weg vor uns… Aber nach ner Weile taten mir die Beine weh. Ist eben doch heftig, durch so ein Gebiet zu gehen und nicht zu wissen, wie weit es ist…
Eigentlich dachten wir, dass hinter jeder Kurve die Stadt liegen müsste, aber erst nach nach so 7 km haben wir es aufgegeben. In der prallen Sonne, mit Sand in den Schuhen und wehen Knochen dachten wir, dass weitergehen keinen Sinn mehr hat. Immerhin mussten wir den ganzen Weg auch wieder zurück gehen, und keiner weiß genau, wann diese Geisterstadt endlich auftaucht. Im Nachhinein habe ich gesehen, dass es „nur“ noch 5 km oder so gewesen wären.
Also drehten wir frustriert um und stolperten zurück. Als wir endlich am Wohnmobil ankamen, sind wir dreieinhalb Stunden unterwegs gewesen. Wir waren so im Eimer, dass wir erstmal an Ort und Stelle geblieben sind und ich mich hingelegt hab. Das war also unser erster richtiger Wüstentrip, und ich hab nicht vor, sowas nochmal zu machen, zB. im Death Valley oder so ^^
Ich betone nochmals, dass die Landschaft hier am Mono Lake wirklich unbeschreiblich ist. Diese Weite, diese Sicht! Man fühlt sich sehr klein und sehr frei. Wahnsinn!
Tuffstein-Säulen am Mono Lake
Auf dem Rückweg sind wir zunächst durch Lee Vining durchgefahren, weil es an der Südspitze des Sees ein großes Tuffstein-Gebiet gibt, das wir uns ansehen wollten. Die Zufahrt dahin war 3einhalb Meilen lang, und es war auch so ein schöner 10mph-Weg, für den wir ne halbe Stunde gebraucht haben. Aber die Hoppelei hat sich gelohnt: diese „Tufa Towers“ sind schon sehr sehenswert.
Der Mono Lake ist zweieinhalbmal so salzig wie das Meer, und durch diese vielen Mineralien in Verbindung mit frischem Zulaufwasser haben sich im Laufe der Jahrtausende unter Wasser diese seltsamen Gebilde aufgebaut. Erst, als der Spiegel des Sees abgesunken ist, sind die Türme zum Vorschein gekommen. Am Ufer des Sees sieht man aber immer noch, wie sich neue Tuffdinger bilden, der Prozess ist also noch lange nicht beendet.
Stehen jetzt mal wieder auf einem Campingplatz, diesmal in Boulder City bei Las Vegas, Nevada – es ist 20:23 am 22. Mai 2004. Wir hatten einen langen Tag, aber dazu später. Ich habe drei ganze Tage nachzuholen… Ich kann ja auch nur schreiben, wenn wir auf nem Campingplatz stehen und ich den Laptop einstöpseln kann.
Bilder kommen nur, weil ich grad die Muse hab, das zu machen (viel Arbeit) ^^ Ist also ein Luxus, den es evtl. nicht durchlaufend hier gibt…
5. Tag – Donnerstag, 20.05.04
Sind erst um 9 aufgewacht, haben gefrühstückt, geduscht (sogar das ist möglich in diesem engen Duschding im Camper), haben den Frischwassertank aufgefüllt, den Abwassertank abgelassen und sind dann endlich in südlicher Richtung losgefahren. Am Mono Lake und besonders in Lee Vining war es sehr schön! An dem legendären Lebensmittelladen in Lee Vining haben wir noch mal unsere Lebensmittelvorräte ergänzt, wer weiß, wann das nächste mal wieder ein ordentlicher Laden kommt ^^
Vulkanische Erfahrungen
Unsere erste Station war nur ein paar Meilen entfernt: die Überreste eines Lava-Flusses (Obsidian Dome). Den konnte man schon von weitem sehen: ein ziemlich steiniger und hoher Aufwurf. Dort sind wir hingefahren und mussten natürlich auch hochklettern – eigentlich hatte ich glattes, schwarzes Obsidian-Gestein erwartet, aber dieser Lava-Fluss sah eigentlich mehr aus wie eine riesige Steinhalde. Oben hat uns eine echte „Mondlandschaft“ erwartet: Felsen über Felsen, mal aufgetürmt, mal Mulden bildend. Das ganze Ding war so ca. 20 m hoch, und man hatte ne ganz ordentliche Aussicht von dort.
Dann sind wir weiter den Highway Richtung Süden (Death Valley) gefahren und kamen dann irgendwann am frühen Nachmittag am Hot Creek an: laut Reiseführer ein toller Insidertip. Dort wird ein kleiner Fluss von vulkanischen Aktivitäten aufgewärmt und man kann drin baden. Die Warschilder haben darauf hingewiesen, dass man das allerdings besser nicht tun sollte, wegen Verbrennungsgefahr und so. Aber – wer dort ist, muss das natürlich tun. War mal eine neue Erfahrung, im Freien in natürlich aufgewärmtem Wasser zu baden, während die Füße im Schlamm unten rumgewühlt haben.
Den restlichen Tag sind wir nur weiter gefahren, mit Zwischenstopp in Bishop in der Sierra Nevada, wo wir im Schnellrestaurant Denny’s für recht wenig Geld richtig gut gegessen haben. Während wir dort saßen, haben wir die Fahrzeuge auf der Durchgangsstraße beobachtet – ist schon krass, was da so auf amerikanischen Straßen rumfährt. Ein normaler Family Van ist dagegen klein 😀 Es gibt Pickups in tausenderlei Ausführungen:
- neu
- uralt
- groß
- riesig
- mit 4 Rädern an der Hinterachse
- mit „Formel-1-Rädern“
- mit Campingaufsätzen
- als Monster Truck
- als Zugmaschine für riesige Wohnmobil-Anhänger, die für mich eigentlich schon ein kleines Haus sind
Dazwischen immer wieder diese schönen amerikanischen Trucks, einmal ein uralter, halb zerlegter VW Käfer und wirklich steinalte „Ami-Schüsseln“ mit rauem Lack und halb auf der Straße schleifendem Heck.
Unheimliche Nacht in der Sierra Nevada
Zum Schlafen eingerichtet haben wir uns oberhalb der Stadt Lone Pine in den Alabama Hills, dem letzten größeren Ort vor dem Death Valley National Park. Wir haben unseren Platz zum Übernachten eher kurzfristig ausfindig gemacht: Es war eine kleine sandige Einfahrt weg vom Highway auf einem größeren freien Platz mitten zwischen rötlichen Felsen. Dort hatten wir Sicht auf den Mount Whitney, den höchsten Berg der 48 zusammenhängenden Staaten (ca. 4400m).
Wir kamen abends relativ spät an, und es gefiel uns dort so gut, dass wir den Platz gleich „belegt“ haben.
Was sich aber hinterher als nicht so gute Idee herausgestellt hat: wir konnten beide sehr schlecht schlafen. Erst konnten wir nicht recht einschlafen, und gegen Mitternacht gab es ziemlich starke Böen, die das Wohnmobil (und uns) ziemlich durchgeschüttelt haben.
Dazu kam noch, dass ich ständig ein schepperndes, quietschendes Geräusch gehört hab, das ich mir nicht wirklich erklären konnte, und komischerweise dachte ich an alle Gespenster-, Horror- und Schockgeschichten und -filme, die ich in meinem ganzen Leben mitbekommen hatte. Ich dachte an
- Messer wetzende Geister, die in das Wohnmobil einbrechen wollen, an
- unsichtbare Wesen, die aus der Wüste hinter uns kamen, an
- ein quietschendes Schild an einem Saloon, der seit 100 Jahren nicht mehr existiert
und viele andere Sachen. Am Liebsten hätte ich Chuck gefragt, ob wir nicht wegfahren können und wo anders schlafen können. Ich glaube, ich hatte nachts noch nie so viel Schiss 😀
Am nächsten Morgen hat mir Chuck erzählt, dass er nachts ebenfalls am Liebsten weggefahren und an einem anderen Ort geschlafen hätte, weil ihm, wie mir auch, an dem Ort einfach nicht ganz geheuer war. Ihm war der Wind unheimlich, hatte aber auch ein anderes komisches Gefühl, das er nicht recht erklären konnte. Wir glauben ja beide nicht an irgendeine paranormale Erklärung, aber irgendwie hatte der Ort was echt Negatives an sich, was uns beiden zumindest teilweise den Schlaf geraubt hat… Jaja, Weicheier. Pennt erstmal selber da 😀
6. Tag – Durch das Death Valley
Wir sind morgens um 6 aufgewacht (…..) und sind auch gleich aufgestanden, weil wir möglichst früh durchs Death Valley fahren wollten (wegen der Hitze). Um 7 ging es los, den ganzen Tag haben wir so ziemlich nur Wüste gesehen. Die Fahrt zum Death Valley National Park war eigentlich schon Wüste, und Death Valley selber natürlich auch. Viel gibt es darüber nicht zu berichten; um 8 kamen wir im National Park an und um 9 fuhren wir ins eigentliche „Tal des Todes“ ein. Wir waren nicht die einzigen, die schon wach waren, jede Menge Touristen waren unterwegs.
Death Valley – Eine richtige Wüste!
Ziemlich am Anfang des Tals trifft man auf einen großen Bereich mit größeren Sanddünen, die man beklettern darf (was wir natürlich auch gemacht haben – richtige Wüstendünen!). Danach gibt es nicht mehr so viel Abwechslung, sieht man von gelegentlichen Attraktionen ab wie
- der Oase Furnace Creek,
- Zabriskie Point (Aussicht über den Golden Canyon – genial!),
- Artist’s Drive (eine Einbahnstraße durch bunte Felsformationen, auch ganz nett) und
- Badwater Basin. Badwater Basin ist mit 86 m unter NN der tiefste Punkt des Death Valley und zugleich der tiefste Punkt der gesamten USA..
Ansonsten ist das Death Valley ziemlich heiß, eintönig und karg. Natürlich sind die umliegenden felsigen Berge schon toll, aber in der Hitze und der Länge der Strecke (weiß es nicht genau, aber 80 Meilen werden es schon sein) werden die tollsten Felsen und Berge irgendwann einfach ätzend. Man beginnt sich schwer nach etwas Grünem zu sehnen und ist sehr sehr dankbar für den fahrbaren, klimatisierten Untersatz..
Richtung Las Vegas
Auch auf dem Weg vom Death Valley nach Las Vegas gibt es nicht mehr allzuviel zu sehen: alles Wüsten- und Berggebiet, mit hin und wieder mal einem kleinem Ortschäftchen. Direkt nach Death Valley (wenn man die Südroute über den Highway No. 178 fährt) kommt das Örtchen Shoshone, eine kleine Westernstadt. Shoshone könnte nicht „westlicher“ sein in der heutigen Zeit, mit ihren Saloons und anderen „typischen“ Westernhäusern. Dort haben wir mal wieder angehalten und uns in einem Supermarkt (keine frischen Sachen!) mit einigen nötigen Dingen (Wasser) eingedeckt.
Geschlafen haben wir an einer Ausfahrt (Mountain Springs) an der Interstate 15, nur noch 20 Meilen von Vegas entfernt.
7. Tag – Las Vegas-Luft schnuppern
Auch heute sind wir relativ früh aufgestanden (und haben viel besser – um nicht zu sagen TRAUMHAFT – geschlafen als in der Nacht davor) und auch relativ früh losgefahren. Über die Hügel kamen wir dann langsam auf Las Vegas zu. Durch den morgendlichen Dunst waren aber zunächst nur die höheren Gebäude, wie den Stratosphere Tower, zu sehen.
Shoppen und erstes Staunen über den Las Vegas-Architektur-Wahnsinn
Durch die weit ausgebreiteten Vororte kamen wir schließlich in das eigentliche Stadtgebiet. Hier haben wir allerdings noch einen „kurzen“ Stop am Las Vegas Outlet Center Annex eingelegt. Dort sind wir für insgesamt 5 gute Stunden versunken und haben das Shoppen in einem riesigen Einkaufszentrum (und alles zu verbilligten Preisen) genossen.
Es war schon halb 4 nachmittags, als wir uns mit dem Wohnmobil auf den Las Vegas Strip gewagt haben. Der war natürlich vollgestopft bis hintengegen, so dass wir nur ziemlich langsam voran gekommen sind, aber so konnten wir wenigstens die Umgebung bestaunen. Die Gebäude am Straßenrand sind wirklich alles andere als normal. Die riesigen Hochhaus-Casinos mit Achterbahnen drumherum und Springbrunnensystemen sind die noch weniger beeindruckenden Gebäude. Ansonsten gibt es dort
- Pyramiden
- Sphinxen
- Märchenschlösser
- ein verkleinertes New York
- den Eiffelturm
- das Kolosseum
- verzierte und verschnörkelte City Halls
- viele andere seltsame Konstruktionen
Eine wirklich tolle Sache ist wohl der Freefall Tower und die Achterbahn auf dem Dach des Stratosphere Towers, bestimmt nur was für gute Nerven ^^ War uns leider zu teuer. Obwohl wir bisher nur mit dem Camper durch die Stadt gefahren sind, kamen wir nicht aus dem Staunen über die Monumentaliät und diese fast größenwahnsinnge Unterhaltungsindustrie in Las Vegas.
Suche nach dem Campingplatz
Bis wir durch die Stadt durch waren, war es schon so ca. 6 Uhr abends, und eigentlich wollten wir nur noch auf einen Campingplatz. Das ist innerhalb von Las Vegas nicht so einfach. Wir haben uns dann auf den Reiseführer verlassen und fuhren Richtung Boulder City (südöstlich von Vegas, am Hoover Damm) zu kommen, weil es dort einen guten Campingplatz am See geben soll.
Die Amerikaner, das haben wir heute gemerkt, sind aber keine großen Fans von Wegweisern. Die informativsten Hinweise an den Auffahrten zu Highways und Interstates sind noch die Himmelsrichtungen. So haben wir uns dann irgendwie mit dem riesigen Wohnmobil durch die Vororte gekämpft und sind dann letztendlich doch zu 90° in die falsche Richtung geleitet worden (falsche Ziffer an Auffahrt zum Highway). Bis wir das gemerkt haben, waren wir schon 20 Meilen gefahren. Die Amis sparen aber auch wirklich an Hinweisen. Aber vielleicht sind wir auch nur verwöhnt >_>
Um halb 8 sind wir schließlich endlich auf einem (anderen als eigentlich gewollt) Campingplatz in Boulder angekommen und dürfen mal wieder die Vorzüge von fließendem Strom und elektrischem Wasser (oder so) genießen.
Morgen wollen wir nachmittags nach Vegas fahren – wir haben dort jede Menge Internet-Cafés gesehen. Dort will ich mal nach Mails schauen und wenn es geht, auch die Homepage aktualisieren (sprich: den Text hier hochladen), mit dem Handy funktioniert Internet hier leider nicht. Und abends wollen wir natürlich gucken, ob es in Vegas wirklich so viele Leuchtdinger gibt ^^
8. Tag – Hoover Damm und ausgiebig Las Vegas
Nach dem (mal wieder) relativ frühen Frühstück haben wir bis ca. 11 Uhr vormittags nicht viel gemacht (gelesen, Bilder in Bericht eingefügt, alles auf CD gebrannt) und sind dann zum Hoover Damm (ca. 7 Meilen von hier) gefahren. Der Hoover Damm war, als er in den 30er Jahren gebaut wurde, der größte Staudamm der Welt – im Reiseführer steht, dass man mit dem verwendeten Beton eine zweispurige Straße von San Francisco nach New York hätte bauen können. Nur von der Höhe allein (etwas über 200m) waren wir aber nicht so besonders beeindruckt. Im Jahr 2002 haben wir in der Schweiz am Lac des Dix einen sehr viel größeren Damm bewundern können – höher, als auch bestimmt doppelt oder dreimal so breit wie der Hoover Damm.
Ist aber trotzdem ein Erlebnis, sich diesen Damm anzusehen. Er wurde mitten zwischen rote Felsen reingesetzt, das sieht alleine schon ziemlich eindrucksvoll aus. Auch der Colorado River, der unterhalb des Dammes wieder weiterfließt, ist mit seiner bläulich-grünlichen Farbe ein Foto wert. Allerdings ist der Damm von Touristen total überlaufen, schon allein, einen Parkplatz zu finden, war nicht ganz leicht…
Auch der aufgestaute See, Lake Mead, ist ganz schön mit seinem tiefblauen Wasser. An einem Aussichtspunkt mit tollem Überblick über den See, nicht weit vom Damm entfernt, haben wir ein paar obligatorische Fotos gemacht. An diesem Aussichtspunkt haben wir aber noch was anderes Interessantes gesehen: jede Menge wuselnde und extrem süße Streifenhörnchen, die gar nicht scheu waren. Die sind nur einen Meter unterhalb von all den Touristen (uns eingeschlossen) rumgeturnt und haben Körner gesucht. Da hat mein Fotoapparat natürlich schaffen müssen 😀 Am Liebsten hätte ich ja eins der Viecher mit nach Hause genommen ^^
Wir haben uns aber nicht so lange am Damm und am See aufgehalten, und als uns der Hunger geplagt hat, sind wir wieder zum Campingplatz gefahren und haben Pellkartoffeln mit Butter gegessen. Erst um 4 nachmittags haben wir uns wieder auf die Socken gemacht: Las Vegas, Innenstadt. Wir sind deswegen erst so spät los, weil wir abends im Dunkeln die ganzen Lichter sehen wollten.
Wo geht’s nach Las Vegas Downtown?
Die Frau im Office des Campingplatzes meinte auf unsere Frage, wie wir am Besten auf den Strip kommen, dass Bus (von Boulder aus) nicht empfehlenswert ist, wir sollten besser mit dem Wohnmobil fahren. Das haben wir dann auch gemacht, und damit hat unsere Odysee begonnen >_>
Wir sind also mit dem Camper nach Las Vegas rein und parkten auf einem der riesigen Parkplätze des McCarran-Airports. Auf dem ganzen Parkplatz waren wir die einzigen mit Camper. Mit nem AirportShuttle sind wir dann gratis zum Flughafen gefahren, netterweise hat uns der freundliche Fahrer da rausgelassen, wo public buses in die ganze Stadt weiterfahren.
Da mussten wir aber erstmal feststellen, dass es nirgends sowas wie nen Fahrplan gibt, wo welcher Bus hinfährt und wann und überhaupt. Also haben wir den Fahrer des ersten Busses, der ankam, gefragt, ob er auch zur „Downtown“ fährt, und er hat das bejaht. So sind wir eingestiegen, haben unsere 2 Dollars bezahlt und haben uns überraschen lassen.
Zunächst fuhr der Bus in die absolut falsche Richtung, dann ist er irgendwann in eine Straße parallel zum Strip eingebogen. Die nächste halbe Stunde fuhr er immer geradeaus auf dem Maryland Parkway. In der Ferne links von uns haben wir gesehen, dass der Stratosphere Tower (das nördliche Ende des Strips) irgendwann hinter uns verschwunden ist. Nach einer Dreiviertelstunde irgendwann kam der Bus an seiner Endhaltestelle „Downtown“ an und wir sind ausgestiegen.
Dann sind wir erstmal drei Kilometer oder so durch recht zweifelhafte Viertel zurück Richtung Stratosphere Tower gegangen.
Lichter und Internet Café in Las Vegas
Zwischendrin haben wir bei Denny’s nochmal was Kleines gegessen, und als wir am Turm ankamen, war es schon dämmrig. Dadurch kamen dann die ersten Lichter richtig gut raus 😀 Sind dann langsam immer weiter südlich gegangen, den Strip runter, und haben eine Menge faszinierende Sachen gesehen 😀
In einem Casino waren wir nicht. Es gab so viel zu sehen, dass wir gar nicht wirklich auf die Idee gekommen sind, in eins der Gebäude reinzugehen. Und nicht nur zu sehen – auch zu kaufen, zum Glück hatten wir nicht so viel Geld dabei und haben das alles an uns vorbeigleiten lassen 😀
Hatte leider nach kurzer Zeit Blasen an den Füßen, und mich haben Halsschmerzen und Heiserkeit geplagt (hatte ich beides schon seit mehreren Tagen), so dass mich nicht grad absolut wohl fühlte. Wir sind trotzdem fast bis zum südlichsten Punkt des Strips (das Luxor, eine große Pyramide mit einer Sphinx davor) gelaufen. Unterwegs hat Chuck sich andauernd geärgert, weil es direkt am Las Vegas riesige Parkflächen mit „umsonst parken“ gab… Kostenlos parken mitten in einer Großstadt – strange.
Dort haben wir jedenfalls auch endlich ein geeignetes Internetcafé gefunden. Wollte nach Mails schauen und auch die Homepage updaten, und das haben wir dort für 5 Dollars gemacht. Das Café ist wirklich empfehlenswert, die Leute dort sind nett und hilfsbereit, die Computer (15 Stück) sind gut und die Verbindung ist einigermaßen schnell. Danach (kurz nach 10) haben wir dann eine Bushaltestelle gesucht, damit wir uns langsam unseren Weg zurück zum Camper suchen können.
Odyssee zurück zum Wohnmobil
Der erste Busfahrer hat so fürchterlich genuschelt, dass ich kaum ein Wort verstanden habe. Trotzdem hat er uns geholfen, indem er sagte, dass er nicht zum Airport fährt, aber uns an einer anderen Haltestelle rauslässt, wo es Airport-Busse gibt. Und weil wir kein Kleingeld hatten (nur nen 10er) und der Ticketautomat nicht wechselt, hat er uns sogar kostenlos mitgenommen ^^
Weit südlich vom Flugplatz ließ er uns dann auf einem Busbahnhof raus und sagte uns, wo die Airport-Busse abfahren. Wir sind hingelaufen und haben unterwegs nach ner Möglichkeit zum Geld kleiner machen geschaut, aber keine gefunden. Als dann der Bus kam, haben wir den Fahrer gefragt, ob er nicht zufällig auch zu dem Flughafenparkplatz fährt. Es war die gleiche Linie wie die, mit der wir nachmittags durch halb Las Vegas gefahren sind, und die Linie führt an dem Parkplatz vorbei. Doch der Mann schüttelte den Kopf und meinte, dass ein paar 100 Meter nach dem Parkplatz aber eine Haltestelle sei. Und er ließ uns ebenfalls kostenlos mitfahren, weil wir ja immer noch kein Kleingeld hatten 😀 Amis <3
Um kurz nach 11 waren wir dann endlich am Camper, und um 12 wieder auf dem Campingplatz in Boulder. Wir haben inzwischen festgestellt, dass die Amerikaner unheimlich hilfsbereit sind. Haben also einen echt positiven Eindruck von den Menschen hier ^^
Das war der gestrige Tag. Heute ist es kurz nach 11 mittags, und wir müssen jetzt demnächst vom Platz runter. Wir wollen heute ins Valley of Fire, nördlich von Vegas, fahren, und dort vielleicht auch ein, zwei Tage bleiben.
9. Tag – Faszinierendes Valley of Fire
Heute haben wir Las Vegas hinter uns gelassen und sind in nördlicher Richtung auf der I15 Richtung Zion National Park gefahren. Ca. 80 Meilen von Las Vegas entfernt befindet sich das Valley of Fire, ein „Tal“ mit wirklich faszinierenden roten Sandsteinformationen. Bei Sonnenauf- und -untergang leuchten die Felsen orangerot, daher der Name Valley of Fire. Ich habe gestaunt, dass es sowas wirklich gibt:
- natürliche Bögen aus Stein
- Felsen mit ausgewaschenen Löchern und Höhlen
- faszinierendste Steingebilde
In diesem Valley ist nicht sehr viel los, immerhin liegt es nicht auf den direkten Touristikrouten. Daher haben wir uns da ganz wohl gefühlt und konnten viele menschenfreie Fotos machen 😀 Zuerst sind wir zum Atlatl Rock gefahren, einem großen Felsen mit eingehämmerten, 4000 Jahren alten Symbolen der Ureinwohner Amerikas. Dieser Felsen ist wirklich ziemlich faszinierend, und obwohl dort ein Schild mit „bitte nicht anfassen“ steht und sich derartige Sauereien eigentlich von selbst verbieten, haben einige Spacken ihre Initialien oder sonstige Botschaften dazu geritzt. Herr, schmeiss Vernunft vom Himmel ..
Nachdem wir uns diesen Felsen angesehen haben, sind wir zum Atlatl Rock Camp Ground gefahren, quasi direkt neben diesem Felsen. Der Campingplatz ist sehr schön angelegt – es gibt dort zwar keinen Strom und an den einzelnen Plätzen auch kein frisches Wasser. Dafür liegen die Plätze schön verstreut einzeln zwischen den Felsen verteilt, so dass jeder einen eigenen Kletterfelsen hat <3 Außerdem steht bei jedem Platz auch ein Picknicktisch und ein Kohlegrill bereit. Mehr haben wir an dem Tag nicht gemacht, ich habe ja immer noch ne halbe Erkältung mit mir rumgeschleppt, und im Valley of Fire ist es ziemlich heiß….
10. Tag – Noch mehr Valley of Fire
Meine Erkältung hatte heute den Höhepunkt, habe mich richtig krank gefühlt und hatte daher auch nicht recht Lust auf größere Unternehmungen. So sind wir nur durch das Valley of Fire gefahren und haben uns dort verschiedene Sehenswürdigkeiten angeschaut. Davon gibt es im Valley of Fire wirklich genug, der Park ist sehr gut angelegt, so dass alle Sehenswürdigkeiten schön ausgeschildert sind und auch gute Straßen dorthin führen. Sehenswürdigkeiten im Valley of Fire sind neben dem Atatl Rock noch „Historic Cabins“ (steinerne Hütten aus den 1930er Jahren, gebaut für Touristen), Petrified Logs (versteinerte 150 Mio Jahre alte Baumstämme) und natürlich faszinierendste Steinformationen überall.
Auch das Visitor Center, so eine Art Museum mit Informationen über das Valley of Fire, haben wir uns angesehen. Dort haben wir einiges über die Entstehung der Felsformationen gelesen: Vor 500 Millionen Jahren hat ein Meer die Gegend hier bedeckt und den Sandboden zu Felsen zusammen gepresst. Auch über die Geschichte der Ureinwohner hier und die verschiedenen Tiere wurden wir informiert – waaah, hier gibt es Taranteln!! Und Schwarze Witwen!! T_T
Am frühen Nachmittag waren wir wieder auf unserem Campingplatz und haben den restlichen Tag nicht viel gemacht außer auf Felsen rumzuklettern. Im nachhinein war für mich das Valley of Fire einer der Höhepunkte der ganzen Reise. Unglaubliche Landschaften, tollste Farben und nur wenige Menschen – Wahnsinn!
11. Tag – Zum Zion National Park
Unser nächstes Ziel nach dem Valley of Fire war der Zion National Park (sprich: Saion Näschnäl Park :D, Link). Das sind Luftlinie nur etwa 150 km, aber auf der kleinmaßstäbigen Karte sah es aus wie ein Katzensprung. Deswegen neige ich doch dazu, die Größe der USA zu unterschätzen 😀
Wir sind auch nicht allzu früh losgefahren, und so kamen wir nachmittags erst im Zion National Park an. Dort haben wir uns gleich auf dem nächsten Campingplatz abgestellt, auch sehr schön gelegen mit großen Plätzen und vielen Bäumen.
Der Zion National Park liegt einerseits ein bisschen höher, so dass es zum Glück nicht so heiß ist, und andererseits sorgt der Virgin River, ein netter kleiner plätschernder Fluss – oder auch „großer Bach“, dass es hier viel mehr grüne Vegetation gibt – sogar Rasen und Blumen! Ich habe es mal wieder wirklich genossen, nicht in einer Wüste zu sein. Irgendwann hängen einem nur Felsen und kleine graue Büsche doch zum Hals raus…
Wir haben also auch an dem Tag nicht viel gemacht, für uns war es einfach ein Fahrtag. Abends nach dem Kochen sind wir noch ein bisschen im River rumgewatet (sehr angenehm ^^) und haben uns zu Fuß nach einem Lebensmittelladen umgekuckt, den wir erstaunlicherweise auch gefunden haben.
12. Tag – Felswände im Zion National Park
Heute sind wir wieder etwas früher aufgestanden und haben uns auch gleich nach dem Frühstück über die Park Shuttles kundig gemacht. Inzwischen wissen wir, dass sogenannte „Shuttle-Busse“ immer gratis sind 😀 Diesen tollen Service haben wir gleich genutzt und uns ein bisschen im Park herumfahren lassen. Die Strecke, die diese Busse fahren, sind sowieso für den normalen Verkehr gesperrt, also kommt man um eine Fahrt mit dem Shuttle gar nicht herum, wenn man was vom Park sehen will.
Um halb 12 sind wir also in den Bus gestiegen und haben uns geärgert, dass wir so gut wie nichts über die Sehenswürdigkeiten im Park wissen. Dummer Fehler! Ein so toller, faszinierender Park, und wir hatten einfach keine Ahnung, bei welcher der 8 Stationen wir wieder aussteigen sollten… Soviel urlauben stresst aber auch, immer muss man wissen, was als nächstes ansteht .. 😀
Der Zion Park ist eigentlich eine Schlucht, an deren Seiten ziemlich hohe, rötliche Felswände aufragen, die nach oben hin immer enger zu laufen. Als ich diese Landschaft das erste mal gesehen habe, musste ich unwillkürlich an die Herr-der-Ringe-Filme denken, weil es solche Landschaften wie hier im Zion eigentlich nur im Film geben kann..
Wir sind also an einer der Stationen einfach ausgestiegen und wussten dann nicht recht, was wir machen sollten, also sind wir einfach mal zur vorherigen Station zurückgelaufen 😀 >_>
Dort haben wir ein Eis gegessen und sind mit dem Bus bis an die letzte Station ganz hinten in der Schlucht gefahren. Von dort aus führt ein Spazierweg am Virgin River weiter in die Schlucht. Wir und viele andere komische Touristen haben natürlich die Gelegenheit genutzt und sind dort herumgelaufen. Am Ende des Weges hätte man theoretisch noch den River weiter hochwaten können. Auf Postkarten haben wir wunderschöne Bilder gesehen, mit Felswänden, die an „The Narrows“ so eng zusammenlaufen (auf Google Maps gibt es tolle Bilder!), dass sie schon fast eine Höhle bilden. Aber wir hatten leider nicht die richtigen Schuhe (Badelatschen) dabei, um das zu machen. Also sind wir wieder zurück gegangen und haben an einer schattigen Stelle unterwegs den Fluss mit unseren Schweißfüßen erfreut.
Als wir auf einem Felsen saßen und unseren Supermarkt-Kuchen verzehrt haben, hat sich ein Tier, so groß wie eine junge Katze, an uns herangetraut und gebettelt.
Leider wissen wir immer noch nicht, was das für ein Tier war (Squirrel?). Es hatte eine grau-bräunliche Fellfarbe und einen buschigen Schwanz, und es kann gut klettern 😀 Es kam immer näher und saß schließlich auf unserem Rucksack – wollte schon reinspringen, Chuck konnte das Viech grad noch verjagen. Also ist es auf meinen Schoß gesprungen <3 Danach sprang es noch auf Chuck, und dann hat es sich verzogen, als es merkte, dass es von uns nichts bekommt (füttern von Wildtieren bei Strafe verboten).
Wir sind dann auch weitergegangen, mit dem Bus wieder nach ganz unten gefahren und haben den restlichen Tag (war ja schon später Nachmittag) Karten gespielt ^^
13. Tag – Felsen über Felsen Richtung Monument Valley
Wir haben länger überlegt, ob wir noch weiter in den Osten, zum Monument Valley, fahren sollen oder nicht. Wir haben sowieso schon gut über die Hälfte unserer 2000 Freimeilen verbraucht, und Übermeilen kosten teures Geld.
Aber dann dachten wir uns, dass wenn wir schon einmal hier in den USA sind, können wir uns das berühmte Monument Valley nicht entgehen lassen. Die roten Felsüberreste eines alten und längst zerfallenen Hochplateaus sind aus Filmen weltbekannt, und insgeheim ist das Monument Valley das Ziel, auf das ich mich vor der Reise am meisten gefreut hatte.
Also haben wir morgens unsere Sachen zusammengepackt und sind gleich nach dem Frühstück schon um halb 10 losgefahren. Vom Zion Park (Utah) zum Monument Valley (Arizona) sind es laut Karte 360 km, und wir haben den ganzen Tag fürs Fahren eingeplant.
Was das Herz begehrt: Im Western Shop
Unterwegs haben wir erst im Kreuzungsort Kanab Halt gemacht – viele Orte gibt es unterwegs sowieso nicht ^^ Dort haben wir einen Western-Laden, Denny’s Wigwam, gesehen, und wollten aufklären, was es zu erwerben gibt. Dort gab es von den typischen Souvenirs wie Schmuck und Anhänger bis zu richtigen Cowboystiefeln in der Preisklasse um die 300 Dollars so ziemlich alles. Vor allem das, was der echte Cowboy benötigt. Also wirklich ein toller Laden, wir haben uns eine ganze Weile da aufgehalten und uns die
- Sättel
- Stiefel
- Hüte
- Lassos
- Sporen
- Hemden
- Hosen
- sogar Halsbänder
- und auch andere Ledersachen wie
- Mokassins
- Indianerkleidung
- verzierte Speere und Pfeile
- indianische Musikinstrumente
- und und und…!
Also ein richtig toller Laden, mit allem, was das Herz begehrt. Man muss es nur bezahlen können :-/
Im Navajo-Indianerreservat
Danach sind wir weiter gefahren und haben mittags nur kurz Rast gemacht, um eine Schale Cornflakes zu futtern. Am Lake Powell vorbei sind wir dann eine Stunde später ins Indianerreservat der Navajo (Link) gefahren. Dieses Reservat ist das größte Indianerreservat der USA und ist dementsprechend ziemlich groß, etwa vergleichbar mit Bayern. Hier befindet sich auch das Monument Valley.
Um drei oder halb vier haben wir einen Abstecher zum Navajo National Monument (Link) gemacht, einem Denkmal (mit Visitor Center natürlich), das an die Lebensweise der Navajo-Indianer erinnern soll. Dort waren ein paar typische Indianergebäude ausgestellt, und ein Pfad durch die wilde Gegend hat zuerst einem Aussichtspunkt über das gesamte Tal geführt, und danach zu einem Aussichtspunkt, wo man am Grund auf der anderen Seite der Schlucht ein kleines Indianerdorf (Pueblo) sehen konnte, das Betatakin Cliff Dwelling.
Die Steingebäude des Pueblos befinden sich vollständig unter einem großen, ausgewaschenen Überhang der Felswand. Das Pueblo stammt aus dem 13. Jahrhundert und war die meiste Zeit davon völlig verlassen. Ein installiertes Fernrohr (das nicht mal eine Gebühr gekostet hat) erlaubt dem Besucher, sich diese Pueblo aus der Nähe anzusehen. Ca. die Hälfte der ehemals 20-25 Gebäude waren noch am Stück, die anderen zum Teil verfallen. Die Lage des alten Indianerdorfes ist (aus touristischer Sicht) fast nicht zu übertreffen: Wie es da so weit entfernt unter dem Felsüberhang liegt, ist einfach toll zu anzusehen.
Flugsand und Indianer
Ca. um 6 abends kamen wir in den Kreuzungsort Kayenta. Die Gegend war schon wieder sehr prärie-ig geworden. Schon eine Meile davor hat uns ein Schild vor fliegendem Staub gewarnt, und der Staub war auch nicht zu übersehen. Ein kräftiger Wind hat Sand aus der Wüste (direkt neben der Straße) aufgewirbelt und die Sicht sehr verschlechtert.
In Kayenta gibt es einen Supermarkt, wo wir auch eingekauft haben. Beim Aussteigen habe ich an den Beinen richtig gemerkt, wie der fliegende Sand sticht… Hier gibt es wirklich nichts. Eine Kreuzung, darum einige Tankstellen, Bistros und Läden sowie einige klapprige Häuser der Einheimischen. Im Ernst, schaut euch die Street View (dem Link folgen und oben links auf das Bild klicken) an! Man sieht geradezu die Sandhexen rollen..
Auf der bisherigen Fahrt durch das Indianerreservat haben wir nicht allzu viele „Indianer“ gesehen, aber der Supermarkt war natürlich voll von schwarzhaarigen, dunkelhäutigen Menschen. Die meisten davon sehen nicht aus, wie ich mir Indianer aus Buch und Film vorstellte (WAS?! Keine Federn auf dem Kopf?). Aber manchen sieht man an, dass sie sich ihrer Herkunft bewusst sind und auch versuchen, die alten Traditionen zumindest zum Teil aufrecht zu erhalten.
In meiner Teenagerzeit habe ich Westernbücher, -comics und -filme geradezu verschlungen und fand die Vorstellung (!) von diesem lederbekleideten, naturverbundenen, edlen Volk sehr faszinierend. Dass da auch romantische Verklärung mit dabei war, war mir auch klar – dennoch freute ich mich, selbst einmal in diese Gegend zu kommen, in der „Indianer“ leben.
So gegen 7 abends sind wir dann am „Eingang“ zum Monument Valley, der winzigen Ortschaft Gouldings, angekommen und sind gleich auf den Campingplatz gefahren. Endlich wieder Strom 😀
14. Tag – Monument Valley – Unvergesslich!
Nach dem Aufstehen so um halb 8 auf dem Goulding’s Campground haben wir langsam gefrühstückt – das Wetter hat gar nicht gut ausgesehen, und hin und wieder hat es auch kurz geschauert. Also dachten wir, dass heute ein eher langweiliger Tag wird.
Ich hab also Bilder hier in den Bericht eingefügt, während Chuck gelesen hat, aber gegen Mittag wurde das Wetter besser und die Wolkenschicht hat sich in einzelne Wolken aufgelöst. Also haben wir uns auf den Weg Richtung Monument Valley Visitor Center gemacht. Laut Reiseführer führt durch das Monument Valley nur eine „dirt road“, also eine der Straßen, die man erfahrungsgemäß lieber nicht mit einem Wohnmobil befahren sollte.
Die Navajos bieten aber auch geführte Touren an, bei denen man dann mit nem Jeep oder sowas ähnlichem durch das Tal gefahren wird. Und wir dachten uns, dass wir diesen Service am Visitor Center wohl am Besten finden. Dem war auch so, wir kamen an, haben uns angemeldet und eine Viertelstunde später ging es dann los. Das mit der Tour war eine super Idee – hier habe ich mit die besten Fotos des gesamten Urlaubs gemacht!
Eine halsbrecherische Tour durch das Monument Valley
Unser „Tourleiter“ kam mit einem alten, klapprigen und scheibenlosen Jeep daher, mit 2 Sitzbänken hinten. Der Mann war auch ein Navajo (er sprach das immer als Nava-ho aus), und ziemlich lustig drauf. Er hat uns gleich gezeigt, wie man am Besten die hintere Stoßstange und den hinteren Reifen benutzt, um auf die hintere Bank des Jeeps zu kommen. Kurz danach kamen auch die beiden anderen „Mitreisenden“: zwei japanische Studenten, die im Moment in Texas wohnen. Die Namen der beiden konnte ich mir leider nicht merken, irgendwas mit o und k oder so, erstaunlicherweise 😀 Der Tourleiter stellte sich kurz nach der Abfahrt auch vor: „My name is Richard. Actually King Richard“ ^^
Richie war also ziemlich cool drauf. Er hat einiges über die Gegend gewusst, und natürlich so gut wie alles über die Indianer hier.
Ein Vorteil der geführten Tour ist der, dass die Führer Wege im Valley befahren dürfen, die für die normalen Besucher gesperrt sind. Wir haben also im Endeffekt viel mehr gesehen als die „drive-thru-Touristen“. Zudem hat Richie eine Menge Witze gemacht und Geschichten über die Gegend erzählt, und er erklärte uns auch, warum jener Felsen so und so heißt. Ich würde jedem so eine Navajo-Tour empfehlen, anstatt auf eigene Faust durch das Monument Valley zu fahren.
Unterwegs hat Richie fast ein Pferd überfahren, das grad auf dem Weg herumgelaufen ist. „Weg“ ist gut, der Weg bestand eigentlich nur aus einem ausgefahrenen Pfad durch den Wüstensand, und der Jeep war genau das richtige Auto für das Abenteuer. Ich dachte immer wieder, dass wir uns seitlich überschlagen, weil der Weg eben teilweise nicht horizontal, sondern vertikal verlief. Ein paar mal sah es auch so aus, als ob sich der Jeep im Sand festfährt, aber Richie hat da wohl einige Erfahrung .. ^^ Auf jeden Fall war es ne tolle Erfahrung, hinten auf so einem Jeep zu sitzen und ordentlich durchgeschüttelt zu werden 😀
Er erklärte uns auch die Bedeutung einiger Navajo-Wörter, die ich leider alle schon wieder vergessen hab.
Felsen und noch mehr Felsen
Es fällt mir schwer, das Monument Valley richtig zu beschreiben, oder eher, wie es auf den Betrachter wirkt. Es ist einfach gigantisch, man sollte es auf seiner USA-Tour gesehen haben! Die einzelnen „Zeugenberge“ (genannt „Butte“) in der weiten Wüstenlandschaft sind einfach gigantisch, und auch die größeren, zusammenhängenden Felsen („Mesa“ = spanisch: Tisch) sind mit ihren faszinierenden Formationen ziemlich beeindruckend.
Teilweise gab es richtige Felsdome oder -höhlen, mehrere Meter hoch und tief (Menschen und Autos waren im Vergleich verschwindend klein), und mit einem Loch oben in der Mitte, einmal mit dem passenden Name „Eye of the sun“, ein anderes mal „Ear of the wind“.
Auf manchen Felsen waren auch „Petroglyphs“ zu sehen – gemeißelte Zeichnungen der früheren Einwohner – nicht die Navajo, sondern deren Vorgänger, die Anasazi. Einmal hat uns Richie überrascht, indem er plötzlich einen indianischen Schrei losließ und wir den Hall davon bestimmt 4 oder 5 mal wieder gehört haben. Er meinte, auf diese Art hat seine Grandma ihn immer wissen lassen „Richie, it’s time to come home“ 😀
Die Japaner haben den Schrei auch versucht, aber der klang nicht gaaaanz so stilecht 😀 Richie konnte auch ein paar Wörter deutsch und japanisch und hat uns immer wieder überrascht. Er meinte außerdem, dass er im Jahr 1999 mit einem großen Foto in einer süddeutschen Zeitung abgebildet wäre. Er zeigte uns immer die besten Standpunkte, um ein Foto zu machen. Mal sollten wir uns auf einen ganz bestimmten Punkt stellen, mal auf einen Stein legen und nach oben knipsen, und ein paar mal hat er auch Bilder von uns mit unseren Kameras gemacht.
„Song of his people“
Der Höhepunkt der Tour war für mich, als wir wieder zu einer Halle aus Stein gekommen sind. Oben in der „Decke“ der halben Höhle war wieder ein Loch, und Richie meinte, wir sollen uns auf die schrägen Steine legen, wegen des Motivs. Dann ging er in die Mitte der Höhle, setzte sich selber auf einen Felsen und sang mit lauter Stimme ein langes, indianisches Lied. Wir lagen also auf den schrägen Steinen in einer ausgewaschenen, hohen Höhle aus Stein und lauschten einem Indianer bei seinem „Song of protection“. Mir war irgendwie, als würde sich alles drehen, und als wäre die Zeit stehen geblieben, so schön war das. Sowas sollte man mal erlebt haben, es war nicht einfach nur ein Lied, auf Navajo-Sprache dahergesungen, sondern es war lauter und leiser, hatte langgezogene Töne und kurz abgehackte Laute und hat sich in sich total stimmig und schön angehört <3
Danach hat Richie noch ein fröhliches, indianisches Lied auf englisch gesungen, und dann sind wir weitergefahren. Wir hatten also echt Glück mit unserem Führer. Nicht nur, dass wir nur 4 Leute und der Führer waren – andere Gefährte kamen uns entgegen, und da saßen hinten bestimmt 12 oder mehr Leute drauf, und sie haben ihren Führer nur über einen Lautsprecher gehört. Richie meinte auch, dass er sich immer Mühe gibt, nicht nur die typischen Routen zu fahren und anderen Führungen möglichst aus dem Weg zu gehen ^^
Die ganze Tour hat fast 3 Stunden gedauert, die letzte Viertelstunde hat aber keinen Spaß mehr gemacht, weil es immer wieder kleinere Schauer gab (bei schönem Wetter). Auch der Wind hatte kräftig zugelegt und wischte uns jede Menge Sand ins Gesicht. Aber insgesamt war die Tour, besonders mit diesem Führer und seinem Gefährt, die 40 Dollars pro Nase wert 🙂
Zuletzt haben wir uns noch das Visitor Center angesehen, wo es natürlich (wie immer) alles mögliche zur Geschichte der Indianer, zur Entstehung der Felsen und zu den Tieren zu sehen gab.
Der heutige Tag war das bisherige Highlight unserer gesamten Tour (zumindest aus meiner Sicht), und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das noch getoppt werden kann.
15. Tag – Noch einen Tag im Monument Valley
Morgens um elf mussten wir mit dem Wohnmobil den Campingplatz verlassen, und wir hatten eigentlich keinen blassen Schimmer, was wir als nächstes machen sollten. Am Office des Campingplatzes haben wir Richard noch mal getroffen, ich hatte ihn kaum erkannt, so ohne Mütze und mit kurzen Hosen – peinlich.
Wir sind dann erstmal ein paar Meilen Richtung Norden gefahren, um uns noch ein paar Monumente von hinten anzusehen, aber die richtige, zündende Idee, was wir den Tag über machen können, hatten wir auch bis dahin nicht. Am Monument Valley gibt es nicht allzuviel zu machen – man kann nur durch das Tal fahren, aber sonst nichts. Kein Spaziergang, kein Bach, kein nichts. Wir haben uns trotzdem entschieden, nochmal einen Tag zu bleiben.
Indian Stuff
Zunächst haben wir auf der Zufahrt zum Visitor Center bei den „Indian Jewelry“-Bruchbuden angehalten. Bruchbuden darum, weil die Indianer diese zugigen Hütten mit Pressspan-Holzzeug zusammennageln, und darin dann ihren selbstgemachten Schmuck verkaufen. Es gab dort jede Menge dieser Hütten, die sich ein ganzes Stück lang an der Straße zusammengedrängt haben. Wir sind da durch getrödelt und haben uns die ganzen Sachen angeschaut. Sie verkaufen ja schon schönes Zeugs ^^
Außerdem haben wir in einer der Hütten auch was zu Essen bestellt: sie verkauften dort so typische (?) Speisen der Navajo-Indianer. Was für uns hieß, dass wir einen Teller bekommen haben, wo rundes, geröstetes Brot drauflag (sowas wie Pizzabrot in der Art), und auf dem Brot war ein Gemisch aus Salat, Tomaten, gekochten Bohnen und Soße. War insgesamt sehr mild gewürzt, aber trotzdem ganz gut ^^ Chuck hat dazu noch nen Navajo-Tee (Pfefferminz und oder Kamille) getrunken.
Sonnenuntergang im Monument Valley
Dann haben wir uns auf dem billigen und schön angelegten Campingplatz am Visitor Center, mit Blick auf das Monument Valley, niedergelassen und den ganzen Tag nichts mehr gemacht. Bis abends die Sonne langsam unterging – von einigen Personen hatten wir gehört, dass man das Monument Valley auf jeden Fall bei Sonnenauf- oder -untergang erleben sollte. Das haben wir dann auch gemacht. Die Felsen fangen im Sonnenuntergang richtig an zu glühen, sie werden tieforange, was ganz toll aussieht. Haben natürlich einige Fotos verknipst.
Komischerweise kamen die meisten anderen Camper erst aus ihren Mobilen gekrochen, als die Sonne schon halb untergegangen war und die Felsen ihre tollste Farbe schon wieder verloren hatten ^_^
16. Tag – Grand Canyon
Noch einen Tag wollten wir nicht am Monument Valley verbringen, obwohl ich gerne noch im Indianerreservat geblieben wäre – aus unbestimmten Gründen, mich interessieren die Indianer einfach irgendwie, aufgrund ihrer Vergangenheit und ihrer Herkunft. Also entschieden wir uns, zum letzten großen „Programmpunkt“ unserer Reise zu fahren: zum Grand Canyon.
Irgendwann nachmittags sind wir am Grand Canyon angekommen und haben einen Blick reingeworfen. Ist schon eine ziemlich mächtige Schlucht. Der Colorado River, der den Canyon „geschaffen“ hat, fließt mehr als einen Kilometer unterhalb des oberen Randes, und die Ränder auf beiden Seiten der Schlucht sind 16 Meilen von einander entfernt.
Aber uns haben gleich die vielen Touristen gestört, und so haben wir unsere obligatorischen Spaghetti gekocht und sind die Straße am Rand zum Grand Canyon Village (Link) gefahren, wo es auch Campingplätze geben soll.
Dort angekommen, haben wir zunächst unsere Vorräte im Market Plaza aufgefrischt, dann einen großen Hirsch etwas unterhalb des Parkplatzes im Gebüsch (ohne Zaun) beobachtet und sind dann zum Campingplatz gefahren. Dort hatten wir einen schönen, großen Stellplatz, allerdings ohne Wasser und Strom (was ja auch nicht weiter schlimm ist).
Was tun am Grand Canyon?
Als wir die am Eingang erhaltene Karte über den National Park genauer studiert haben, hat sich dann aber langsam Enttäuschung bei uns breit gemacht: am Grand Canyon kann man nicht allzuviel machen.
Die Möglichkeiten, den Canyon richtig zu erleben, sind ziemlich schnell überblickt, wenn man kein großes Fass aufmachen will:
- am Rand entlangwandern und dann den ganzen Weg wieder zurück, oder man kann
- ins Tal runterwandern und wieder nach oben, aber eine solche Wanderung empfiehlt sich eher den sportlicheren und gut konditionierten Besuchern, zu denen wir uns definitiv nicht zählen konnten, außerdem würde sie mindestens 2 Tage in Anspruch nehmen. Für uns also nichts, wir hatten weder die richtige Ausrüstung (Schuhe, Getränkeflaschen, Tupperdosen) dabei, noch wollten wir so eine lange Wanderung machen und außerdem war es uns zu heiß zum Bergaufwandern 😀
- einen ebenfalls 2 Tage dauernden Ausflug auf Maultieren hinunter zum Grund der Schlucht zu machen, aber dafür hätten wir 500 Dollars hinblättern müssen.
- Grand Canyon-Flüge mit Flugzeugen oder Helikoptern hätten unser Budget ebenfalls weit überschritten :-/
Die „Ortschaft“ Grand Canyon, von wo aus alle Ausflüge losgehen und wo auch der Campingplatz liegt, ist eigentlich keine Ortschaft, dort gibt es nur diesen Market Plaza, 2 Campingplätze, einige Hotels und das Visitor Center. Es fehlt also auch an einer Beschäftigung für abends, zum Beispiel bummeln oder so.
Wir waren also einigermaßen enttäuscht und sind nur abends nochmal zum Canyon gelaufen (2 km ca.), haben uns dort hingesetzt und eine Weile das Panorama genossen. Danach sind wir wieder zurück zum Wohnmobil und haben den ganzen restlichen Abend unser modifiziertes Mau-Mau gespielt.
17. Tag – Nach Flagstaff
Noch einen Tag wollten wir nicht im National Park bleiben, es gibt einfach zu wenig zu tun dort – zumindest an dieser Ecke.
Hätten wir uns im Voraus besser informiert, hätten wir sicher 1000 Dinge gewusst, die man hätte machen können. Hätte, hätte… Also entschlossen wir uns, nach Süden, zur Stadt Flagstaff zu fahren. Laut Reiseführer soll die Stadt ganz hübsch sein, und sie ist auch etwas größer – endlich also mal wieder richtige Zivilisation <3
Knapp außerhalb des Grand Canyon National Parks sind wir in Tusayan auf eine Ortschaft gestoßen, die all das hatte, was mir innerhalb des Parks gefehlt hat:
- Geschäfte
- Restaurants
- ein Internetcafé (hehe)
- IMAX-Kino, in dem ein halbstündiger Film über den Grand Canyon und seine Geschichte läuft
Diese Show haben wir uns gegeben und so haben wir die ganzen Dinge gesehen, die wir sonst nur durch einen langen Fußmarsch zum Grund der Schlucht, mit einer Rafting Tour und mit einem Hubschrauberflug gesehen hätten 😀
Flagstaff anschauen
Bis nach Flagstaff war es ein ganzes Stück zu fahren, und wir sind am frühen Nachmittag erst angekommen. Zunächst kauften wir ein und fuhren auf der Suche nach einem Parkplatz durch die hübsche Stadt. Hier gab es fix einen Salat (so eine Wohnmobil-Küche ist einfach Gold wert!).
Nach dem Essen sind wir noch in die „Innenstadt“, eine Art Fußgängerzone (nur keine Fußgängerzone >_>) mit hübschen Läden und Cafés. Flagstaff ist eine Stadt, die von amerikanischen Siedlern völlig grundlos gegründet wurde. Es siedelte sich einfach ein Haus nach dem anderen an und auf einmal war eine Stadt da 😀
Eine ganze Weile haben wir in einem Antiquitätenladen zugebracht, wo es wirklich tolle und kuriose alte Sachen gab. Besonders toll fand ich alte Fotografien, von zB. Charles Lindbergh und seiner „Spirit of St. Louis“, die ich gerne mit nach Hause genommen hätte, aber leider hatte ich keine 75 Dollars übrig. Auch schöne vergilbte Fotos von alten Dampfloks aus der Zeit des Wilden Westens gab es dort (leider alle zu teuer) und eine Fußfessel für Gefangene, mit einer ziemlich dicken Kugel am Ende der Kette (dachte, das gibts nur bei Lucky Luke ^^) gab es. Ein Blechschild mit dem Spruch „KEEP OUT – Or you’ll be shot“ fand ich sehr ansprechend.
Vollkommene Freiheit – Wohin als nächstes?
Nachdem wir also die Innenstadt durchstöbert hatten, stellte sich uns jetzt die komplizierte Frage, die uns schon seit Tagen quälte: Sollen wir zum Meteor Crater fahren oder nicht? Dieser Meteorkrater, offiziell Barringer Crater, ist sehr bekannt: Er ist der am besten erhaltene Krater eines Meteoriteneinschlages der Welt und bekannt von vielen Fotos. Ich hätte mir den Krater und die zugehörige Ausstellung über Astronomie und besonders Meteoren ja gerne angesehen, aber
- liegt der Krater westlich von Flagstaff und somit für uns 180° in der falschen Richtung und wir waren mit unseren Freimeilen sowieso schon sehr knapp dran
- sagt der Reiseführer, dass Meteor Crater nicht sehr interessant sei, nur was für Geologen (was ich aber nicht so recht glaubte)
- wendet der Reiseführer ebenfalls ein, dass der Eintritt zum Meteor Crater Zentrum 10 Dollars pro Person kostet, und ohne Eintritt kann man nicht mal nen Blick in den Krater werfen
Also haben wir logischerweise darum gespielt. Wenn ich nach 6 Spielen Mau-Mau gewinne, fahren wir hin, wenn Chuck gewinnt, fahren wir nicht hin. Ich habe gewonnen 😀
Abends um halb 7 waren wir schließlich mit weiteren rund 70 km auf dem Kilometerzähler am Parkplatz des Barringer Craters und mussten feststellen, dass das Zentrum um 7 Uhr abends schließt. Also sind wir wieder eine Meile zurückgefahren, haben uns an den Straßenrand gestellt und dort übernachtet.
18. Tag – Meteor Crater und wieder Richtung Las Vegas
Um halb neun morgens waren wir wieder beim Meteor Crater (ausgesprochen Miedioh Krhäidör 😀 wtf) – nach einer erholten Nacht mit so gut wie keinem Verkehr auf dem angrenzenden Highway.
Sehenswerte Meteoriten- und Raumfahrt-Ausstellung
Die Ausstellung war wirklich sehenswert, ich fand sie zumindest sehr gut gemacht! Auch wenn ich selber nicht allzu viel Neues über Meteore, Meteoriten und Kometen erfahren habe, aber ich bin was das betrifft verglichen mit dem Durchschnittsmensch auch überinformiert 😀
Sehr gut fand ich die Bilder der bekannten Apollo-Astronauten beim Mondlandetraining. Das Training hatte u.a. im Krater stattgefunden – er ähnelt schließlich sehr den Monrkratern. Sind einfach mal andere Bilder gewesen als die typischen, bekannten Bilder. Außerdem – ganz toll!! – habe ich das erste Mal in meinem Leben einen richtigen Meteoriten in Natura gesehen und auch berühren können: das größte gefundene Stück des vor 50.000 Jahren an dieser Stelle eingeschlagenen Meteoriten lag mitten im Raum auf einem Sockel, und jeder konnte ihn ansehen, fotografieren und anfassen.
Dieses Stück ist immerhin fast einen Meter lang und ca. 30 – 40 cm mächtig – der eigentliche Meteorit hatte wohl einen Durchmesser von ca. 45 m. Dieser ausgestellte Brocken sah aus und fühlte sich an wie pures, zu einem Klumpen geschmolzenen Metall, und genau das war es wohl auch. Laut Beschreibung wiegt dieses Teil 725 kg, was ein normaler Fels wohl nicht auf die Waage bringen würde.
Auch sehr gut an der Ausstellung waren die vielen Möglichkeiten, selbst was zu erproben oder zu aktivieren. An einer Stelle konnte man das Gewicht eines normalen Steins mit einem Stück Meteorit gleicher Größe vergleichen, indem man sie einfach hochhebt, an anderer Stelle konnte man an einem Computerprogramm einen eigenen Meteoriten basteln (Größe, Dichte, Geschwindigkeit, Einschlagwinkel) und dann in einer Simulation sehen, wie dieses Geschoss dann auf der Erde aufschlägt und wie der Krater hinterher aussieht. Lustig 🙂
Insgesamt ist die Ausstellung sehr bunt gemacht und wirklich interessant. Sogar ein richtiges Kino gibt es dort, wo alle halbe Stunde oder so ein Film mit dem Titel „Collisions and Impacts“ lief und sich auch mit der Thematik beschäftigt hat. Nachdem wir dann so anderthalb Stunden die Ausstellung erlebt haben, sind wir auch mal rausgegangen, um uns den Grund des ganzen Theaters, den Meteor Crater, anzusehen.
Der Meteor Crater
Mein erster Eindruck war: Tss, der ist ja klein. Mein zweiter Eindruck: Wie kann man nicht sehen, dass das nur ein Meteorkrater sein kann?? Zur Größe des Kraters: wir mussten feststellen, dass der Krater keineswegs klein ist, nur haben uns mal wieder die Entfernungen ziemlich getäuscht. Überall am (freigegebenen) Rand waren Fernrohre aufgestellt, und einige haben auf bestimmte Dinge hingewiesen, wie zB. einen hausgroßen Felsen, der ohne Fernrohr wie ein mittelgroßer Stein aussieht. Oder eine aufgestellte menschengroße Figur im Mittelpunkt am Grund des Kraters, die man mit bloßem Auge kaum erkennen kann.
Zu meinem zweiten Eindruck: Mit dem Wissen, mit dem ich den Krater das erste Mal gesehen habe, ist es wirklich unmöglich, dass man zunächst angenommen hatte, dass es sich um einen Vulkankrater handeln könnte. Dieses Loch im ansonsten flachen Boden ist einfach zu rund und gleichmäßig, und der Grund des Kraters ist absolut glatt und geschlossen. Das sieht rein gar nicht nach einem Vulkankrater aus.
Man kann auch einige Stufen Richtung Kratergrund absteigen, dabei kommt man immer wieder an Sandsteinfelsen mit ganz komischer, blasiger Oberfläche vorbei. Es ist sehr faszinierend, die Resultate eines derartigen Einschlages vor 50.000 Jahren zu sehen!
Ich bin sehr froh, dass wir den Abstecher doch gemacht haben, für mich und auch Chuck war der Spaß sehr interessant (wenn auch mit 12 Dollars pro Person ziemlich teuer).
Auf den Spuren der Route 66
Nachdem wir ca. um 12 aus dem Meteor Crater Zentrum rausgelaufen sind, haben wir uns entschieden, nochmal einen Abstecher nach Las Vegas zu machen. So ein großer Umweg wär das nicht: Wir würden statt nach Westen zu reisen, zunächst nach Nordwesten fahren. Nach einer Nacht in Vegas ginge es wieder die Interstate runter Richtung Südwesten zu der Straße, die wir eigentlich weiter Richtung Pazifik nehmen wollten.
Während unserem ersten Las Vegas-Abstecher sind wir den ganzen Strip runtergelaufen, waren aber nicht in einem der ganzen Casino-Hotels wirklich drin und haben so von der eigentlichen „Show“ nichts gesehen. Das wollten wir heute wieder gut machen.
Zwischen dem kleinen Örtchen Seligman, westlich von Flagstaff, und einem etwas größeren Ort namens Kingman verläuft noch die alte Route 66, die wir natürlich langgefahren sind. Die Interstate 40 verläuft mehr oder weniger parallel dazu, aber auf der Route 66 hat man mehr Ruhe und es ist nicht viel los, darum haben wir die Fahrt sehr genossen. In Seligman und auch in den anderen kleinen Ortschaften an der Route 66 wird das ganze natürlich schön vermarktet. Es gibt jede Menge Souvenirs zu kaufen und Restaurants und Supermärkte tragen das „66“-Label.
Zwischen den Ortschaften verläuft die Straße durch eine wirklich tolle Landschaft, die für mich persönlich der „eigentliche“ wilde Westen war, mit der Prärielandschaft zwischen kleineren Bergketten. Habe mir während der Fahrt wilde Büffelherden und reitende Indianer vorgestellt ^^
In Kingman angekommen, war die restliche Strecke (ca. 100 km) nach Vegas extrem langweilig: Kurven waren Mangelware und die Landschaft war auch nicht wirklich umhauend.
Wieder in Las Vegas
So kamen wir also so gegen 5 nachmittags wieder in Vegas an. Ein deutsches Pärchen, das wir auf dem ersten Campingplatz am Monument Valley getroffen haben, hat uns erzählt, dass sich direkt am Las Vegas Boulevard hinter dem Casino-Hotel „Circus Circus“ ein RV-Park (Campingplatz für Wohnmobile) befindet. Praktisch! Genau diesen Park haben wir mit dem Wohnmobil angesteuert und dort auch einen Platz bekommen. Allerdings war der Preis von 30 Dollars pro Nacht unverschämt hoch – klar, bei der Lage. Immerhin gab es Strom, Wasser und einen Abwasseranschluss.
Zuerst haben wir kalt geduscht und uns den Reiseschweiß abgespült, und dann sind wir losgezogen, in der Hoffnung, irgendwo in einem der Hotels billig was zu Beißen zu kriegen.
Bummeln durch die Casinos
Im großen Circus Circus-Komplex – lauter Spielhallen mit Automaten, kleinere und größere Restaurants, Attraktionen – haben wir nichts zu Futtern gefunden nach unserer Vorstellung gefunden. Die Spielautomaten haben wir uns zwar angeguckt, aber keiner von uns beiden weiß, wie man diese Spiele spielt, und so haben wir erstmal die Finger davongelassen.
Natürlich gab es auch die aus Filmen bekannten Tische mit verschiedenen Karten-, Würfel- und Roulettespielen, aber da sind wir erst Recht schnell vorbeigelaufen, besonders, wenn auf nebenstehenden Informationstafeln stand, dass der minimale Einsatz 100, der maximale Einsatz 5000 Dollars beträgt.
Danach sind wir noch ins „Treasure Island“ (kann mich kaum dran erinnern, was es dort gab, war aber mit Sicherheit ähnlich wie das in Circus Circus) und ins Mirage. Dort haben wir allerdings nur kurz einen weißen Tiger von Siegfried und Roy bewundert). Auch im Venetian danach haben wir aber nichts zu essen gefunden, was uns beiden zugesagt hätte: zu teuer, zu billig, zu viel, zu wenig, zu fast-food-mäßig, zu viele Leute, usw.
So haben wir uns um 10 oder halb 11 wieder auf den Weg zum Camper gemacht. Ach ja, nachdem wir einen anderen Spieler an einem Einarmigen Banditen in irgendeinem der Casinos beobachtet haben, haben wir 2x einen Dollar gesetzt, und beide Mal war er innerhalb von 2 Sekunden weg. Diese Teile regen dazu an, mehr reinzustecken – zum Glück konnten wir uns rechtzeitig lösen 😀
Es war sogar zu so später Zeit mit 38° noch richtig unangenehm heiß draußen. Wir konnten erst einschlafen, als wir die Klimaanlage eine Weile haben laufen lassen. Und auch dann bin ich um eins schweißüberströmt aufgewacht und musste erstmal wieder die Klimaanlage einschalten >_> In dieser Wüstenstadt lernt man einfach mal Gluthitze kennen.
19. Tag – Zur „Geisterstadt“ Calico Ghost Town
Auch morgens um halb neun war es schon unerträglich heiß. Wir waren froh, das heiße Las Vegas an dem Tag noch verlassen zu können. Aber zuerst sind wir zum Frühstücksbuffet des Camper Parks im Circus Circus-Gebäude gegangen. Eine Unmenge an Leuten haben diesen (preislich angepassten) Service in Anspruch genommen, so standen wir erstmal in einer Warteschlange.
Zucker zum Frühstück
Danach haben wir einen Tisch zugewiesen bekommen und mussten uns dann an die schwierige Aufgabe machen, was Nahrhaftes zu essen zu bekommen. Ich hab mich zuerst mit verschiedenen Obsten und Fruchtquarks und einer Waffel mit heißen Erdbeeren bedient und hab dann auf einen anderen Teller noch Rührei und seltsame panierte (süße) Stäbchen aufgeladen. Zu trinken hatte ich eine Sprite und Milch. Hinterher war mir schlecht, von dem ganzen Durcheinander von süß und nicht süß. Diese Amis.. ^^
Chuck hatte es da nicht so leicht. Er hat sich am Anfang gleich 3 kleine Päckchen Marmelade genommen, in der Hoffnung, irgendwo normales Brot zu finden. Das gab es aber nicht, es gab nur alle möglichen Arten von Muffins, Kuchen, Doughnuts und glasiertem Gebäck (natürlich alles süß), so dass er sich schließlich mit zwei kleinen Croissants und Rührei mit Speck begnügen musste.
Apropos Brot: Man kann sich ja an vieles gewöhnen (Marmelade aus der Tube .. :/), aber mit dem amerikanischen Brot wurden wir nicht warm. Eine richtige Bäckerei haben wir bisher noch nicht wirklich gesehen, unser Brot haben wir also bisher im Supermarkt gekauft. ALLE Sorten sind absolut lätschig, man kann das Brot mit dem kleinen Finger bis zum Grund zusammendrücken, und nicht nur das, ALLE waren bisher süß. Kann man sich ja vorstellen, wie Käse auf süßem Brot schmeckt >_> -.-
Selbst „Gesundheitsbrot“ mit 12 Sorten Getreide sind immer gesüßt. Ich esse das Brot schon gar nicht mehr, sondern ernähre mich von Knäckebrot und Cornflakes. Das Knäckebrot geht bald zur Neige, und wir haben seit dem Mono Lake kein Knäckebrot mehr gesehen! Alarm!!
On the Road again
Zurück zum Thema, nach dem Frühstück war mir jedenfalls leicht übel, und wir haben zugesehen, dass wir Las Vegas den Rücken zukehren konnten. Um halb 12 waren wir aus Vegas draußen und auf der Interstate unterwegs.
Wir hatten aber mal wieder eine größere Etappe vor uns: ca. 100 Meilen, was sich bei den elendslangweiligen graden Straßen hier und der zu Deutschland langsamen Geschwindigkeit von 90 – 120 km/h ewig lange hinzieht. Mit dem Auto (oder Wohnmobil) in den USA längere Strecken zu reisen, macht wenig Spaß – zumindest, wenn die Landschaft langweilig ist.
Die Straße zieht sich wirklich ewig. Selbst, wenn alles bis zum Horizont frei ist, muss man sich an das Tempolimit halten. Vor allem in dieser wüstenhaften Gegend ohne Bäume oder irgendwas zu sehen, an dem man die relative Geschwindigkeit bemerken würde, fühlt es sich an, als würde man zu Fuß gehen.
Zudem haben wir festgestellt, dass viele Straßen im Vergleich zu Deutschland ziemlich schlecht und „rappelig“ sind. Die Autobahn, die wir heute befahren haben (Interstate 15) war viele Meilen lang (die letzten 20 oder 30) schlechter als bei uns eine absolute Provinzlandstraße und hat uns und den Camper ziemlich durchgeschüttelt.
Unser heutiges Ziel war Calico Ghost Town bei Barstow, California. Nachdem das Experiment mit Bodie so dermaßen fehlgeschlagen ist, wollten wir Amerika nicht verlassen, ohne eine Geisterstadt gesehen zu haben.
Calico Ghost Town
Ca. um 3 nachmittags sind wir in Calico Ghost Town angekommen, trotz Klimaanlage total durchgeschwitzt, und mussten feststellen, dass es hier mindestens genauso heiß war wie in Vegas. Wir haben uns also aus dem vergleichsweise kühlen Wohnmobil gequält und sind zu dieser Geisterstadt gelaufen, die pro Person 6 Dollars Eintritt kostet und zumindest tagsüber keine Geisterstadt ist.
Gleich am Anfang kam ein Japaner auf Chuck (der seinen Cowboyhut getragen hat) zu und bedeutete ihm, dass er mit Chuck geknipst werden wollte. Der Japaner stellte sich also zwischen uns und ließ sich von einem anderen Angehörigen mit zwei „Einheimischen“ ablichten – Chuck lacht jetzt noch .. ^^
Die Stadt ist sehr schön angelegt, und das, obwohl nur noch 2 oder 3 der Häuser wirklich original alt sind. Die anderen Gebäude wurden bei einem der insgesamt 3 Bränden zerstört.
1881 wurde Calico von Silberbergleuten gegründet, konnte teilweise bis zu 1200 Einwohner anziehen und verfiel bereits ab 1893 wieder, weil sich der Silberabbau nicht mehr lohnte. Die Hauptstraße war zwar geteert, aber sonst ist das Flaire in dieser Stadt wirklich sehr nett und glaubwürdig.
Besichtigung des Freilichtmuseums Calico
Es gibt einige Läden, in denen man alles mögliche bekommt: von Nähwaren über Gemischtwaren zu Holzwaren und auch Souvenirs (aber die nette Sorte, nicht die Touristische). Für das leibliche Wohl der Touristen sorgen mehrere Restaurants, darunter auch ein Saloon. Den haben wir stilecht durch die Klapptüren betreten und dann in alt-Western-Atmosphäre einen neumodischen Hotdog verzehrt. Plötzlich schwang die Klapptür auf und ein „betrunkener Cowboy“ kam mit klirrenden Sporen in den Saloon, schwenkte seine fast leere Flasche mit irgendwas Durchsichtigem drin (vermutlich Wasser) und grölte die Bardame an.
Dann kam er zu mir (Chuck und ich waren noch die einzigen im Saloon) und wollte mir einen Schluck von seinem Stoff anbieten – das gehört wohl alles zur Show. Habe mein kühles Sprite vorgezogen, und der Cowboy schwankte dann grölend wieder Richtung Tür, die jetzt zum zweiten Mal aufflog und einen zeternden Sheriff präsentierte. Der Sheriff zerrte den Cowboy vor die Tür und die beiden haben sich gegenseitig erschossen, unter dem Geklicke vieler Touristenkameras. War also sehr schön in der Stadt 😀
Einer der Läden hatte außen ein Thermometer im Schatten hängen, es zeigte nachmittags um ca. halb 4 Uhr 37°C (im Schatten, wie gesagt) an. Draußen war es kaum auszuhalten, nur in den Häusern, wo mehr oder weniger moderne Klimaanlagen ihren Dienst mehr oder weniger gut verrichteten, war es einigermaßen ertragbar.
Wir haben uns, so gut es ging im Schatten haltend, das ganze Örtchen angesehen. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört auch eine begehbare Mine (sehr kühl :D) und, als Kuriosität, ein kleines Haus, dessen Wände nur aus Flaschen bestand.
In Ermangelung von normalen Steinen oder Brettern oder Ziegeln haben die Leute wohl den Baustoff genommen, von dem sie genügend hatten: leere Flaschen. Die haben sie, mit den Böden nach außen, den Hälsen nach innen, verbaut und auch noch hübsche Muster mit unterschiedlichen Glasfarben hergestellt.
Abends um 5 schweißtriefend zurück im glutheißen Wohnmobil, sind wir gleich zum Campingplatz direkt bei Calico gefahren, wo es angenehmerweise auch Strom und Wasser gibt. Hier haben wir es uns also gemütlich gemacht und ich schreibe den heutigen und gestrigen Bericht.
Morgen laufen wir nochmal durch das Städtchen und fahren dann vermutlich weiter, hoffentlich gibt es an der Küste frischere Temperaturen – noch so ein paar Tage in so einer Hitze und ich kann mich begraben lassen…
20. Tag – Ankunft am Meer
Morgens sind wir nochmal in die Town reingelaufen (es war noch nicht so schrecklich heiß), weil wir noch ein kleines Souvenir kaufen wollten. Obwohl wir „schon“ um halb 10 dort waren, war die Stadt schon voller Touristen. Das war nicht wirklich störend, auch als lebendige Ghost Town ist Calico sehr attraktiv mit den hölzernen Gehwegen und den hübschen Veranden, wo überall Ruhebänke stehen ^^ Wären da nicht die Schlangen und Spinnen (die es in der Gegend geben soll), könnte ich mir sogar vorstellen, in Calico zu wohnen und als Cowgirl verkleidet rumzulaufen >_>
Apropos Cowgirl: zufällig war zu der Zeit, als wir dort waren, wieder ein kleines Schießspektakel, ein etwas größeres am Tag davor. Diesmal war nicht nur der Trunkenbold und der Sheriff beteiligt, sondern auch noch ein farbiges Cowgirl („lousy Red Skin“) und ein Deputy. Alle außer dem Sheriff lagen am Schluss tot am Boden 😀
Außer Calico war der Tag nicht recht zu gebrauchen, wir sind nur weiter bis zur Küste gefahren, immer Richtung Westen.
Abends kamen wir rund 350 km weiter westlich in Pismo Beach (Link) an und mussten 30 Dollars für einen Platz auf einem Campingplatz zahlen, der nicht mal eine so tolle Lage hatte: von vorne kam der Straßenlärm und hinten ist hin und wieder einer der ewiglangen Züge vorbeigerauscht.
Pismo Beach ist als einziger Autostrand in Kalifornien bekannt, allerdings haben nur Allrads dieses tolle Privileg. Das haben wir auch gesehen, auf unserem kurzen Spaziergang zum Strand sind uns jede Menge riesige Pickups entgegengekommen. Einige haben hinten auf der Ladefläche noch Geländemotorräder stehen gehabt, und alle waren auf dem Weg zum Strand, um da den Sand durchzufräsen.
Nicht ganz mein Geschmack, was Strand und Meer betrifft, und daher sind wir gleich am nächsten Tag auch wieder weiter gefahren.
21. Tag – Scenic Highway No. 1 und Autorennbahn
Morgens um 11 sind wir zu unserer Weiterfahrt Richtung San Francisco auf dem Highway No. 1 aufgebrochen. Die No. 1 verläuft größtenteils direkt an der Küste entlang, die von einer Bergkette gesäumt wird. Aus diesem Grund ist die Route ziemlich schön und hat viele Kurven 😀
Wir kamen an einen Strand vorbei (für Menschen abgesperrt), an dem wirklich hunderte von Robben lagen. Von der Straße, bzw. von einem Parkplatz aus kann man sie ganz einfach beobachten.
Unterwegs sind wir an einem sehr schönen Campingplatz vorbeigekommen, der auf einem Felsen direkt über den Meer gelegen ist, aber wir hatten für den Abend noch nichts zu essen gekauft und mussten leider weiterfahren. Plan war also: Futter kaufen und dann mit dem Wohnmobil einen Campingplatz ansteuern.
Nach dem Einkaufen mussten wir feststellen, dass keine weiteren Campingplätze direkt an der Küste mehr kommen, und wir haben uns geärgert. Aber den ganzen Weg wieder zurück fahren bis zu dem schönen Campingplatz wollten wir auch nicht, und so sind wir wieder Richtung Inland abgebogen. Weiter an der Küste hätte bedeutet, 3 Tage zu früh wieder in San Francisco zu sein, und das wollten wir nicht. So kamen wir schließlich an die Laguna Seca Recreation Area mit Campingplatz (Link). Für mich klang das wie ein schöner See in einem Naturschutzgebiet oder so, und Chuck dachte wohl Ähnliches, also fuhren wir dort rein.
An der Zahlstation an der Straße sahen wir schon die Preise pro Nacht: ohne Strom und Wasser 22 Dollars. Wir haben uns ziemlich gewundert, haben wir doch bisher für 22 Dollars meistens einen Platz MIT Strom und Wasser bekommen. Nachdem wir gezahlt haben und über die nächste Hügelkuppe gekommen sind, wussten wir den Grund.
Vor uns lag eine riesige Autorennbahn mit Tribünen und allem, was dazugehört. Chuck schlug sich an die Stirn und meinte – daher kennt er den Namen „Laguna Seca“ – das ist eine weltbekannte Formel-1-Strecke >_> Also nichts mit See und Ruhe und Natur. Während hinter uns der Motorenlärm erklang, haben wir das beste selbstgekochte Essen bisher in den USA gegessen: Kartoffeln, Lachssteak und Weißwein. Zum Glück herrschte nachts Ruhe auf der Rennbahn.
22. Tag – Zum San Luis Reservoir
Morgens um 9 ging es aber gleich wieder los und hörte auch nicht wieder auf. Nach dem Frühstück haben wir uns die Strecke näher angeguckt und auch ein paar Fotos gemacht, obwohl wir uns beide nicht wirklich für Motorsport interessieren. Und danach haben wir die Mücke gemacht. Ist einfach zu laut dort >_<
Eigentlich hatten wir ja kein wirkliches Ziel mehr – also haben wir uns gesagt, dass wir uns einfach irgendein nettes Plätzchen suchen und dort die nächsten 2 Tage bleiben, bis wir das Wohnmobil in San Francisco zurückgeben müssen. Auf der Landkarte haben wir nicht allzuweit entfernt einen See mit einem Tannenbäumchen und nem Zelt daneben gesehen, was bedeutet, dass dort eine nette Gegend ist mit einem Zeltplatz dabei. Also haben wir genau diesen Ort – den Stausee San Luis Reservoir (Link) – angesteuert.
Orientierung auf amerikanischen Straßen
Was aber gar nicht so einfach ist, wenn man sich in der Gegend nicht auskennt. Wir haben uns ja schon öfters drüber geärgert, dass die Amis ihre Straßen nicht wirklich befriedigend ausschildern. In der Wüste ging es ja noch, da gibt es nicht so viele Straßen, und man kommt zurecht. Aber in der Zivilisation gibt es viele Straßen und größere Ortschaften, und grad innerhalb dieser Ortschaften kann man sich schon freuen, wenn dort „East“ oder „West“ mit einer Nummer als Straßenbezeichnung steht.
Oft steht an wichtigen Kreuzungen gar nichts und man guckt blöd aus der Wäsche. Ein schönes Beispiel war in der Ortschaft Hollister (glaub ich), ca. 100 Meilen südlich von San Francisco. Wir fahren auf einem normalen (schlaglochigen, aber das ist ja normal hier ^^) Highway in die Ortschaft rein, folgen den Schildern „East“, weil wir nach Osten wollen und kommen plötzlich am Ortsausgang an eine T-Kreuzung. Natürlich ohne Schild, nicht mal die Himmelsrichtung stand dran.
Wir haben nach den Schatten und dem Sonnenstand geschaut und sind einfach mal rechts gefahren, vielleicht stimmt es ja. Hat nicht gestimmt, wie wir nach einigen Meilen voller Zweifel erfahren haben. Nach dem Umdrehen und Zurückfahren kamen wir dann einige Meilen später wieder auf die richtige Straße. Es ärgert schon, wenn man bei einer normalen Ortsdurchfahrtsstraße so wenig Informationen findet -.-
Ein anderes Mal haben wir uns uns auch irgendwie nur nach den Himmelsrichtung-Straßenbezeichnungen durch eine kleinere Stadt durchgewurschtelt. Wir wussten, wir müssen nach Nord-West, Richtung Fresno, aber in der Stadt findet man solche luxuriöse Bezeichnungen ja nicht. Nur durch Zufall sind wir irgendwann über eine Brücke über den richtigen Highway gefahren.
Also sind wir einfach ein Stück neben dem Highway hergefahren, in der Hoffnung, eine passende Auffahrt zu finden. Da gab es aber nur die Bezeichnung für die Auffahrt in Südrichtung, nicht nach Norden. Also sind wir wieder ein Stück rein und haben dann hinter uns in einer Einbahnstraße die Auffahrt nach Norden gefunden. Auf einer fünfspurigen Durchgangsstraße ist das Umdrehen auch nicht so leicht, aber wir haben es dann hingekriegt, nicht ohne über die fehlenden Schilder zu fluchen.
Auf den Highways ist meistens alles ganz gut ausgeschildert. Man muss sich eben dran gewöhnen, dass an den Ausfahrten nicht wie bei uns „Böblingen Süd“ oder „Sindelfingen Ost“ steht, sondern „so-und-so-Boulevard“ oder „dies-und-das-Avenue“ oder „blablabla-Road“. .. Ich schweife ab ^^
Das San Luis Reservoir in sanften Hügeln
Das San Luis Reservoir ist ein Trinkwasserstausee für ua. San Francisco und liegt als wunderschöner, dunkelblauer Fleck in den gelb-goldenen Hügeln. Gold-gelb, weil mit so verwildertem Getreide oder so bewachsenen. Der Campingplatz „San Luis Creek Camp Ground“ hat sich als ein Volltreffer erwiesen: nur 13 Dollars pro Nacht für einen Stellplatz MIT Wasser und Strom. Der bis dahin günstigste Zeltplatz war im Valley of Fire (nördlich von Las Vegas) für 14 Dollars OHNE Wasser und Strom.
Also haben wir uns da niedergelassen und den ganzen Tag nichts mehr gemacht außer Mau-Mau spielen. Gegen Abend mussten wir feststellen, dass die ganzen Windhinweise an den Straßen nicht von ungefähr kommen: es kam ein ganz übler Wind auf und hat uns fortlaufend durchgeschüttelt. Sowas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt, ich dachte, dass der Wind das Wohnmobil einfach hinschmeißt. Die ganze Nacht ging es so, und erst morgens wurde der Wind wieder schwächer, wie von den ersten Sonnenstrahlen vertrieben…
23. Tag – Die Wohnmobil-Tour ausklingen lassen
Den heutigen Tag hatten wir als Relax-und-Pack-Tag deklariert. Auch den Propangastank, der sich bis dahin sehr gut gehalten hat, mussten wir auffüllen. So fuhren wir am späten Vormittag los nach Los Banos, um nach einer Propangas-Auffüllstation und einer Waschanlage zu suchen.
Nach langem Suchen haben wir unser Propangas gefunden und für knapp 16 Liter nur 11 Dollars nochwas bezahlt. Ich kenn mich damit ja nicht aus, aber Chuck meint, bei uns wär der Spaß viel teurer.
Eine Waschanlage haben wir aber vergeblich gesucht – die normalen waren für unseren Camper zu niedrig, und eine Anlage extra für LKWs haben wir nicht gefunden. Also sind wir nach 3 oder 4facher Stadtdurchquerung wieder zum Campingplatz gefahren und haben nichts anderes gemacht als relaxt und gepackt.
24. Tag – Kein Wohnmobil mehr
Heute ist D-Day, unser großes Reisen hat ein Ende und wir müssen wieder ortsfest werden. Eigentlich wollten wir um halb neun wegfahren (um 11 sollten wir an der Vermietstation von Cruise America sein), und wir hatten noch gute 100 Meilen (160 km) vor uns. Natürlich haben wir das nicht geschafft. Bis wir vollends vom Campingplatz weggekommen sind, war es viertel nach neun. Wir haben einfach unterschätzt, wie sehr wir den Camper mit unseren Sachen vollgemüllt haben >_>
Um kurz vor 11 sind wir auf der Autobahn kurz vor San Francisco/Oakland noch in einen Stau gekommen, waren aber trotzdem um viertel nach 11 schon da – allerdings mit ungewaschenem Wohnmobil. Die nette Dame an der Station meinte dann auch: „Waschen? Brauchen Sie doch nicht“ – also gut. Aber dann „Propangas? Hätten Sie nicht auffüllen brauchen, Sie haben das doch im Voraus bezahlt“. Naja. Das Geld wurde dann Chucks Kreditkarte aber wieder gutgeschrieben.
Dann unser nächstes Problem: eigentlich wollten wir mit der „S-Bahn“ zurück zum Flughafen fahren und dort nach einem Mietwagen gucken, aber wir hatten kein Bargeld mehr. Bei der Vermietstation wurde alles über die Kreditkarte abgewickelt.
So sind wir zur S-Bahnstation gelaufen, mit unseren 2 Rucksäcken, 3 Koffern und einer Reisetasche, und standen dann dumm da, weil auch da kein Geldautomat in Sicht war. Chuck ging dann zu einem Informationsschalter, wo zwei stämmige Schwarze auf Sich-Informierende warteten. Die beiden waren sehr hilfreich und meinten, dass es gegenüber der Straße nen Automaten gibt. Chuck ist dann also Geld holen gegangen, während ich mit dem ganzen Gerümpel in der Station gewartet hab.
Freundliche Amerikaner
Als er wiederkam, hat der Automat keine 20-Dollar-Scheine angenommen, und kleiner hat Chuck kein Geld rausbekommen gehabt. Da kam dann aber gleich einer der beiden netten Schwarzen und fragte, ob es mit dem Ticket geklappt hat – er KAM zu uns und fragte nach! Sowas nettes! Freundlich zeigte er dann auch Chuck einen Geldwechsel-Automaten und half ihm dann auch noch beim Ticketlösen.
Dann versuchten wir uns mit dem Gepäck durch die Absperrungen zu quetschen – bei mir ging es, aber Chuck mit den beiden Koffern blieb erstmal hängen. Freundlicherweise hat einer der beiden Schwarzen dann kurz alle Absperrungen aufgelöst, bis wir durch waren und kam dann nochmal hinterher, gab uns eine Übersichtskarte über die S-Bahnen und erklärte uns, wo wir umsteigen müssen…….. oO Wahnsinn!
Irgendwann kamen wir dann auch am Flugplatz an, und irgendwann haben wir auch das „Rental Car Center“ gefunden, wo sich 5 oder 6 Verleihfirmen aneinanderreihen. Wir haben uns bei Hertz angestellt und mussten in Kauf nehmen, dass ich nicht als Fahrer eingetragen werden darf. Ich bin zu jung, man darf erst ab 25 – bescheuert. Aber ein 8m-Wohnmobil darf man ab 21 fahren… und bekamen dann eine Hand voll Prospekte und Informationen und Zulassungen in die Hand gedrückt.
Dann haben wir eine Viertelstunde die richtige Tiefgarage für die Hertz-Autos gesucht. Alles schon leicht stressig… Endlich hatten wir das Auto, einen Mazda Protegé, gefunden, beladen und sind losgefahren.
Miniaturisierung des Vehikels genießen
Wenn man sich drei Wochen von einer Seite der Fahrspur zur anderen Seite der Fahrspur hat schaukeln lassen und bei jeder kleinen Kurve hinten was klirren gehört hat, ist so ein Auto eine echte Wohltat. Allerdings kam ich mir vor, als würde ich direkt auf dem Boden sitzen – im Wohnmobil sitzt man ja fast so hoch wie in einem LKW. Aber das Auto, das wir bekommen haben, ist wirklich gut. Es kann sogar beschleunigen! Sowas war unserem Wohnmobil auch fremd 😀
Der restliche Tag bestand aus Futtersuche (wie so oft), Wellen am Pazifik betrachten und uns über das Hotel ärgern, das uns 12 Dollars fürs Parken über Nacht abgeknöpft hat -.-
25. Tag – San Francisco
Bisher haben wir ja von San Francisco nicht allzuviel gesehen, darum war heute unser großer Frisco-Touristen-Tag.
Wir sind morgens in die Stadt reingefahren – ohne Frühstück, ist ja beim Hotel nicht inklusive, sondern kostet saftig Aufpreis – und haben uns erstmal nach ner geeigneten Gelegenheit zum frühstücken umgesehen. Zum Glück findet man sich in der Stadt mit einer Karte sehr gut zurecht – die Straßen in der Innenstadt sind ausnahmslos im Schachbrett angeordnet und jede Straße ist sauber beschildert, so dass man immer weiß, wo man ist.
Nach einem schnellen Frühstück dachten wir, dass wir mal in Richtung Golden Gate Bridge (Link) fahren könnten – die hatten wir bisher ja auch noch nicht gesehen. So haben wir dann den Strand westlich der Brücke angesteuert, konnten dort sogar umsonst parken und hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Bridge und auf Alcatraz, die frühere Gefängnisinsel.
Als letztes sind wir noch an Fisherman’s Wharf vorbeigefahren, wo es jede Menge hübsche Geschäfte gibt und auch ein paar andere Attraktionen. Sind aber nur vorbeigefahren, und haben uns gesagt, dass wir dort an einem anderen Tag wieder hinfahren.
26. Tag – Outlet Shopping in San Francisco
Für heute Abend um 6 hatten wir uns mit Bekannten aus Deutschland, die vor 4 Jahren ausgewandert waren, in ihrer Wohnung südlich von San Francisco verabredet. Ist auf jeden Fall echt witzig, um die halbe Welt zu reisen, da dreieinhalb Wochen rumzuziehen, und dann Freunde zu besuchen ^^
Naja, bis 6 abends mussten wir uns noch beschäftigen. Aus einem Prospekt wussten wir, dass es nicht allzuweit entfernt zu einem Outlet Center gibt – und ich hab in den USA erst eine Hose gekauft, die ja hier sehr billig sind. Also haben wir das gemacht, sind durch dieses Outlet Center gebummelt, wo es natürlich so ziemlich alles zu kaufen gab, was man so kaufen kann. Hab mir ne Levi’s Jeans für 24,99 $ gekauft ^^ Schon toll. Bei uns zu Hause kommt man unter 60 – 70 EUR für so eine Hose nicht weg. Chuck hat während der gesamten Zeit 7 Jeans gekauft >_>
Letzter Tag – San Francisco Sightseeing und Rückreise
Heute sollte es wieder nach Hause gehen. Wir sind bis um 12 im Hotel geblieben, haben dann ausgecheckt und sind nochmal nach San Francisco reingefahren. Von unseren Bekannten haben wir erfahren, dass das Hafenviertel Fisherman’s Wharf (Link)doch echt sehenswert ist, also wollten wir uns das ansehen.
Bummeln am Fisherman’s Wharf
Sie hatten recht und ich bin froh, dass wir noch da waren. Es gab an diesem ehemaligen Hafengebiet jede Menge nett aufgemachte Läden, wo man Krimskrams, Souvenirs, Sachen zu futtern (va. Meeresfrüchte) und lustige Raritäten kaufen kann. Wir waren ua. im Hard Rock Café, wo ich endlich auch mal so ein T-Shirt kaufen konnte. Außerdem haben wir noch ein paar andere Mitbringsel gekauft und sind ein bisschen an den Piers rumgelaufen.
Auf einer kleinen Brücke mit vielen Fußgängern hat sich ein findiger Entertainer sitzend hinter einigen Ästen und Blättern getarnt. Wenn dann jemand vorbeikam, hat er mit dem Busch gewackelt und laut „wuaa-aah“ gerufen – die Reaktionen waren einfach zu schön. Und obwohl so viele Menschen in der Nähe standen und gespannt auf das nächste Opfer gewartet haben, kam immer wieder jemand vorbei, der sich auf diese Weise erschrecken hat lassen. Immer wieder hat jemand dem Mann ein bisschen Geld zugesteckt ^^
Unvergesslich auch, dass ich hier auf einem Parkplatz einen 100 $-Schein gefunden habe. Ja, richtig gelesen! Der Schein flog mir direkt entgegen und geistesgegenwärtig trat ich drauf. Ein Besitzer war nicht auszumachen, also behielt ich ihn und adoptierte die 100 $ gern.
Flugüberbuchung und Rückreise nach Deutschland
Um kurz nach 4 haben wir uns dann auf dem Weg zum Flughafen gemacht – wir mussten ja noch das Auto zurückgeben und wollten um 5 für unseren Heimflug Richtung London einchecken. Obwohl wir rechtzeitig dort waren, waren wir dann unter den letzten, die für den Flug eingecheckt haben. Dabei gab es aber Probleme, weil British Airways scheinbar den Flug überbucht hat (zu viele Passagiere) und nun einige Passagiere auf einen späteren Flug umbuchen sollten. Sie meinten, dass sie eigentlich schon genug Freiwillige haben, die verzichten, aber es könne trotzdem noch eng werden. In dem Fall müssten wir zurückstecken, weil wir als einer der letzten eingecheckt haben.
Naja, letztendlich hat es dann doch geklappt, und wir hatten sogar viel bessere Plätze als auf dem Hinflug – wir konnten die Beine ausstrecken 😀
Jedenfalls waren wir um 4 morgens (San-Francisco-Zeit), bzw. um 1 mittags (London-Zeit) in London. Dort mussten wir zweieinhalb Stunden auf den Anschlussflug warten und kamen um kurz vor 5 nachmittags dann wieder in Frankfurt an. Weiter ging es dann per ICE nach Stuttgart, schließlich per RE nach Herrenberg und von dort aus mit dem Auto nach Hause.
Fotogalerie aller Bilder der Wohnmobil-Reise
Hier gibt es nochmal alle Bilder zum schnellen Durchklicken 😀
Ein sehr erfrischender Reisebericht. Sonst breche ich das Lesen solcher Berichte gerne schnell ab, aber dieser hier hielt mich fest. Vielen Dank dafür. Einige Tips kann ich gut für meine Reise im September/Oktober umsetzen