In diesem Beitrag erfahrt ihr, was es zu beachten gibt, wenn ihr in Marokko unterwegs seid. Auf unserer zweiwöchigen Reise haben wir natürlich einiges gelernt und viele Erfahrungen gemacht. Und das möchten wir jetzt mit euch teilen! Wenn ihr selbst Interesse daran habt, dieses faszinierende nordafrikanische Land kennenzulernen, dann könnte hier was für euch dabei sein 🙂
Wenn ihr euch speziell fürs Handeln und Feilschen in den zahlreichen Märkten (Souks) der Städte interessiert, dann schaut in unserem Marrakesch-Beitrag vorbei. Dort gibt es direkt Tipps und Beispiele aus der Praxis und was wir am Anfang alles falsch gemacht haben.
Wollt ihr erfahren, welche Kleidung und welches Equipment in der Wüste zu empfehlen sind, dann schaut euch am besten unseren Beitrag zu Wüstenkleidung mal an!
Mit dem Mietwagen unterwegs: Fahren in Marokko
Marokko ist ein Land, dessen Landstriche so vielfältig sind wie die bunten und belebten Souks in Marrakesch. Gebirge mit Felsen in allen Rot-, Gelb- und Brauntönen, endlose Weiten, steinige und sandige Wüsten, grüne Oasen, das Meer – all das könnt ihr in Marokko sehen. Allerdings sind die Möglichkeiten, unabhängig zu Reisen, begrenzt, im Südosten gibt es auch kein Schienennetz.
Wer Marokko wirklich erkunden will, der macht das also am besten auf eigene Faust mit einem Mietwagen. Damit seid ihr unabhängig und könnt euch ganz die Zeit nehmen, die ihr haben wollt.
Aber ist das nicht gefährlich? Schließlich ist es Afrika! So oder ähnlich war die Reaktion von ein paar Freunden, als wir ihnen erzählten, dass wir eine Rundreise durch Marokko machen werden. Ohne Fahrer, der sich gut auskennt, in einem (nord)afrikanischen Land? Auf Straßen, die sicherlich gefährlich und bröckelig sind und wo zu erwarten ist, dass die dort fahren wie Irre?
Ehrlich gesagt war uns auch ein wenig mulmig zumute, wenn wir daran dachten. Pierre kennt die Fahrkünste der Einheimischen in Kosovo und Griechenland, die eher zu Rennstrecken passen als zu Landstraßen. Wie soll es dann erst in Afrika aussehen?
Aber die Vorteile eines Mietwagens und der damit einhergehenden Unabhängigkeit sind einfach überwältigend. Die Alternative wäre, mit unbequemen und unsicheren „Grand Taxis“ herumzureisen oder sich in einen Touristenbus zu setzen. Nein, dann lieber mit einem sicheren und klimatisierten Auto selbst fahren.
Und wie wir merkten: Alles halb so wild! Es war nicht so schlimm wie befürchtet, auch nicht im Trubel von Marrakesch. Ohne Schramme kamen wir und das Auto wieder zurück.
Das bedeutet aber nicht, dass das Fahren in Marokko im Halbschlaf möglich ist. Ihr müsst immer aufmerksam sein und jederzeit bereit zu bremsen, gerade in Städten.
Recht und Gesetz auf den Straßen
Vorab schonmal das Gute: Marokko ist als ehemaliges französisches Protektorat ein Rechtsfahr-Land. Anders als beispielsweise Indien braucht ihr euch also nicht im Wirrwarr erstmal auf die “falsche” Seite einzustellen, sondern könnt wie gewohnt losfahren.
Wichtig: Achtet auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen! Wenn ihr in Marokko fahrt und geblitzt werdet, kann das sehr teuer werden. Anders als in Deutschland werdet ihr nämlich gleich vor Ort angehalten und dürft zahlen.
In Marokko müsst ihr jederzeit mit Polizeikontrollen rechnen. Die gibt es hier viel öfter als in Deutschland. Im Schnitt kamen wir täglich an mindestens 2-3 davon vorbei. Meist steht davor ein Geschwindigkeitsbegrenzungsschild und dann noch ein Warnhinweis auf der Straße, dass eine Kontrolle folgt.
Meistens steht dann auch ein Polizist direkt auf der Straße. Da fährt man dann ganz langsam ran und wartet am besten, bis er euch weiterwinkt, dann ist alles gut. Ihr solltet aber auf keinen Fall schnell vorbeifahren, das könnte Ärger geben.
Bis auf eine einzige Ausnahme wurden wir durch jede Kontrolle einfach durchgewinkt. Fast immer wirkte die Rennleitung selbst gelangweilt und stand am Rand im Schatten herum. Nur einmal kam der Polizist her – vermutlich hat er zu spät gesehen, dass wir Touristen sind ^^ Er wollte wissen, von wo wir kamen und wohin wir wollen. Das wars, bitte weiterfahren.
Wichtig: In Marokko gibt es wenig überraschend eine 0-Promille-Grenze. D.h. auch ein kleines Bier ist schon zuviel. Das fanden wir aber nicht problematisch, weil Alkohol in Marokko sowieso nicht so einfach verfügbar ist wie in Europa. Wir konnten jedenfalls die beiden Wochen auch mal komplett ohne auskommen!
Die Übernahme des Autos in Marrakesch
Ein Mitarbeiter der Mietwagenagentur, die unser Reiseveranstalter organisiert hatte, brachte den Mietwagen direkt zu unserem Riad (Hotel). Nach dem Durchgehen der Verträge und Papiere und einer kurzen Einweisung (Debbie wurde als Frau dabei übergangen :D) konnten wir im Grunde auch schon loslegen.
Zuerst mussten wir das Auto volltanken, da man Mietwagen stets mit beinah leerem Tank bekommt. Aber bei den Tankpreisen vor Ort war das keine große Tragödie. Der Liter Diesel kostet etwas unter 1 € (ca. 9,5 Dirham, Stand September 2019), der Liter Super etwas über 1 € (ca. 11,5 Dirham). Ist also etwas günstiger als bei uns.
In Marokko saß meistens Pierre am Steuer – einerseits fällt das in einem islamischen Land weniger auf und andererseits hatte Debbie damit mehr Zeit, sich die Gegend anzuschauen und Fotos zu machen 😀 Von Pierre stammen daher auch Teile dieses Textes, da er weit mehr Fahrerfahrung in Marokko hat als Debbie.
Was Kosten für Benzin betrifft, hatten wir allerdings auch riesiges Glück mit unserem Mietwagen, einem Dacia Logan (Diesel). Dessen Reichweite ist enorm, mit einer Tankfüllung kamen wir über 1500 km weit, und das Auto fuhr sich wirklich super angenehm.
Wichtig: Um für deine Reise in Marokko ein Auto mieten zu können, müsst ihr mindestens 21 Jahre alt sein, bei vielen Vermietern sogar 25.
Auch wichtig: Ihr benötigt theoretisch einen internationalen Führerschein, da ihr euch außerhalb der EU befindet. Praktisch haben wir unsere internationalen Führerscheine aber nicht vorzeigen müssen. Bei der Fahrzeugübernahme reichte der nationale (Plastik-)Schein. Bei Polizeikontrollen kann es aber sein, dass ihnen der nationale Führerschein nicht ausreicht, da er für die einheimischen Gesetzeshüter nicht lesbar ist. Da wäre es besser, den Schein vorlegen zu können. Den internationalen Führerschein bekommt ihr für um die 16 Euro Gebühr in eurer Führerscheinstelle. Dafür müsst ihr nur euren Ausweis und den nationalen Führerschein vorlegen.
Entfernungen in Marokko
Marokko ist eigentlich nicht so groß, im Gegensatz bspw. zur USA. Von unserem Start- und Endpunkt Marrakesch im Zentrum Marokkos aus ging es nach Südosten und wir waren maximal 400 km Luftlinie von Marrakesch entfernt. “Nicht schlimm”, würde man in Deutschland meinen. “Da ist man ja in 3-4 Stunden hingebrettert”. Nein, ist man nicht. Da liegt das Atlasgebirge dazwischen, das, obwohl bei uns in Europa relativ wenig bekannt, durchaus mit 4.000 Meter hohen Bergen aufwartet, bei Pässen auf über 2.000 Metern Höhe.
Davon abgesehen gibt es in Marokko zwar auch (mautpflichtige) Autobahnen – die haben wir aber nur auf der Karte gesehen, denn sie erstrecken sich ausschließlich entlang der Küsten und im nördlichen Teil Marokkos. Wo wir unterwegs waren, gibt es im Grunde nur Landstraßen mit einer Fahrspur pro Richtung:
- N für Route Nationale – vergleichbar mit einer einfachen Bundesstraße
- R für Route Regional – hier muss man mit allem rechnen,
- kleine Straßen ohne Buchstaben – da muss man noch mehr mit allem rechnen
Generell gilt, dass ihr auf den Landstraßen 100 km/h fahren dürft, sofern nichts anderes vorgeschrieben ist. Auch wenn es auf langen Überlandstrecken oft möglich ist, 80 oder 100 km/h zu fahren, gibt es immer wieder Abschnitte, in denen man über die 60 km/h einfach nicht hinaus kommt.
Ihr kennt das. Wenn ihr in unseren Breitengeraden die Autobahn verlasst und weite Strecken mal über Land zurücklegt, dauert das einfach länger. Wenn ihr nicht gerade in den Steinwüsten unterwegs seid, wo es wirklich ewig geradeaus geht, sind die Straßen oft auch kurvig, weil sie sich an Bergen oder Wasserläufen entlang schlängeln. Außerdem kommt noch dazu, dass es jederzeit Hindernisse auf den Straßen geben kann, dazu gleich mehr.
Jedenfalls: Die Entfernungen sind nicht zu verachten. Mehr als zweihundert Kilometer am Tag wird schon echt lang – auch wenn die Landschaften Marokkos trotz bzw. wegen ihrer Kargheit so schön sind. Für unsere längste Strecke von 460 km an einem Tag von Zagora nach Tafraoute brauchten wir den gesamten Tag. Direkt nach dem Frühstück brachen wir auf und kamen erst gegen 18 oder 19 Uhr an, ohne dass wir großartig Umwege gefahren wären oder Pausen gemacht hätten.
Wie sind die anderen Verkehrsteilnehmer drauf?
Über andere Verkehrsteilnehmer können wir nichts Negatives berichten. Wir fanden das Fahren außerhalb der Städte recht entspannend. Zwar gab es durchaus Einheimische, die dicht auffuhren und hupten, das hielt sich aber in Grenzen. Anders als in Griechenland, wo jeder zweite meint, ein Rennfahrer zu sein.
Andersrum lassen euch Einheimische in langsamen Vehikeln auch vorbei und signalisieren mit dem Blinker oder per Handzeichen, dass ihr überholen könnt.
Der Umgang ist also rauh, aber im Großen und Ganzen wohlwollend.
Das erwartet euch auf Marokkos Straßen
Auf den langen Strecken zwischen Ortschaften ist meist nicht viel los. Stau hatten wir nur wegen eines Militärkonvois und einer Baustelle im Atlas-Gebirge mal erlebt. Hin und wieder seht ihr dann aber Fahrradfahrer, kleine Mopeds oder Eselskarren am Straßenrand fahren. Auch hoch beladene Esel mit oder ohne Reiter oder Hirten mit Ziegen trotten oft hier entlang.
In Ortschaften und insbesondere Städten nimmt das noch deutlich zu. In Marokko gehören Straßen nicht wie bei uns fast ausschließlich den Autos, sondern hier findet sich einfach alles. Vom Huhn über den Mann mit Schubkarre oder Kühlschrank auf Sackkarre, Esel, Kinder und auch Touristenfänger, die euch vors Auto springen, um was zu verkaufen.
Auffällig ist auch, wie viel des öffentlichen Lebens auf der Straße oder auf dem Bürgersteig stattfindet. Viele Werkstätten befinden sich nicht wie bei uns auf irgendeinem Hinterhof, sondern direkt an der Durchgangsstraße. Da wird dann eben auf dem Bürgersteig gemalt, geschweißt, gehämmert und repariert. Es kann jederzeit vorkommen, dass jemand mit einer Leiter oder langen Metallteilen auf die Straße läuft.
Ihr seht also: In Ortschaften solltet ihr unbedingt aufmerksam fahren!
Die Qualität der N- und R-Landstraßen ist weitgehend auch recht gut. Anstelle von Kieswegen, die als Straßen bezeichnet werden, erwarten euch in Marokko richtig geteerte Straßen, größtenteils auch in den Bergen. Allerdings bedeutet das nicht, dass du nicht aufpassen musst – Hindernisse und Probleme gibt es trotzdem genug! Mit so etwas müsst ihr jederzeit rechnen:
- Schlaglöcher und Blow-Ups
- bröckelige Straßenränder
- Ziegenherden oder sonstige Tiere
- überspülte Straßenabschnitte, riesige Pfützen oder Schlamm (hatten wir im September immer mal wieder)
- Bei Straßen ohne Buchstaben können in den Bergen auch mal ganze Stücke fehlen und ihr müsst durch eine Furt fahren
- Polizeikontrollen
Auf dieser Nebenstrecke ist rechts erkennbar die Straße abgebrochen Oft führen Umleitungen an Baustellen über notdürftig gekieste Strecken neben der Baustelle Mit Schlamm überzogene Straße nach Regenfällen. Die weißen eckigen Steine an Straßenrändern zeigen Furten an, das bedeutet, dass man hier durch ein (ausgetrocknetes) Flussbett fährt – das sich bei Regen wieder füllen kann Auch hier getrockneter Schlamm in einem meistens ausgetrockneten Flussbett Hier läuft das Wasser über die Straße
Vor allem in ländlichen Gebieten kann es vorkommen, dass du wegen Tierherden abbremsen musst. Fahre deshalb stets mit offenen Augen und vorsichtig. Einen wütenden Hirten will niemand erleben.
Vermeidet auch längere Fahrzeiten bei Nacht. Nachts kann man das eine oder andere Hindernis noch schwerer erkennen, auch die Straßenränder sind schwer zu erkennen, da sie nicht wie bei uns gut gekennzeichnet sind.
Vorsicht bei viel Regen in den vergangenen Tagen
Beachtet unbedingt die Wetterlage! Nach größeren Unwettern – die wir auch erlebt haben – führen die ausgetrockneten Flussläufe (Wadis) auf einmal wieder Wasser. Und oft gibt es keine Brücken. Dann läuft das Wasser eben über die Straße. Ihr müsst mit Schlamm, großen Pfützen oder wirklich schnellfließendem Wasser rechnen.
Wir würden euch daher dringend empfehlen, nach heftigen Regenfällen eher die größeren Routes Nationales zu fahren.
Wir haben auch selbst erlebt, dass Regenfälle problematisch sein können. Es hatte tagelang abends heftige Gewitter gegeben und wir hatten zwischen der Dades-Schlucht und Merzouga auf der R702 schon mehrere kleine Furten durchfahren. Dann trafen wir aber hinter einem Dorf auf einen reißenden Strom, der über die Straße floss. Da wären wir sicher nicht durchgefahren.
Zum Glück wurde unser Auto sofort von Teenagern umringt, die nicht lange fackelten. Sie sagten, wir sollen den Motor ausmachen und von der Bremse gehen. Sie schieben uns durch. Debbie saß am Steuer und ließ sich ins Lenkrad greifen, während uns die vier oder fünf Jungs einfach durch das Wasser schoben. Geheuer war ihr dabei nicht und sie merkte, wie das Wasser am Auto zog. Wäre irgendwas passiert oder das Auto beschädigt worden, hätten wir Pech gehabt, denn sowas wird mit Sicherheit als Leichtsinn gewertet.
Es passierte aber nichts. Natürlich wollten die Jungs danach ein saftiges Trinkgeld haben, das sie sich aber auch verdient haben! In Merzouga hörten wir zwei Tage später von einem anderen Tourist, der die gleiche Strecke gefahren war, dass die Straße an einer Stelle unpassierbar geworden wäre und sie zwei Stunden zurück zur letzten Kreuzung fahren mussten, um einen anderen Weg zu nehmen.
Also: Nach Regenfällen lieber auf größeren Straßen bleiben!
Mobiles Internet für die Marokko-Reise? Nicht nötig!
Über das Thema Internet unterwegs haben wir uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht. Dabei ging es uns weniger darum, jederzeit Bilder verschicken zu können oder durch Instagram zu scrollen, sondern um rein praktische Gründe: Ordentliche Navigation per Google Maps, schnell mal Öffnungszeiten oder Preise prüfen oder sonst was.
Daten-Roaming kommt euch teuer zu stehen
Das Problem ist: Wer mit seiner deutschen bzw. europäischen SIM-Card in Marokko Daten-Roaming nutzt, der wird höchstwahrscheinlich ein teures Erwachen erleben. Während die Nutzung innereuropäischer Netze mittlerweile endlich kostenlos bzw im Vertrag inbegriffen ist, werden in Ländern außerhalb der EU leider dicke Gebühren fällig.
Wir sind beim Anbieter 1&1 und haben dazu dort telefonisch nachgefragt, weil es online kaum Informationen dazu gibt. Mit unseren Verträgen kosten in Marokko 1 MB Daten satte 99 Cent – wenn euch also jemand über Whats App ein Bild zuschickt, dann zahlt ihr dafür schon mal durchaus mehr als einen Euro. Ganz zu schweigen mit all den Datenübertragungen, die im Hintergrund vor sich gehen.
Der 1&1-Mitarbeiter riet uns auch von einem Spezial-Auslandstarif ab – und das muss schon was heißen, wenn die Telefongesellschaft selbst davon abrät 😀 Das wäre dann so ein Deal wie 100 MB Daten für 20 € oder sowas in der Art gewesen. 100 MB Daten futtert so ein Handy doch fast schon zum Frühstück.
Ohne Internet geht es auch!
Roaming mit europäischer SIM-Card ist also keine Option. Die Alternative wäre eine marokkanische SIM-Card. Dort sollen ein paar GB Datenvolumen auf einer Prepaid-Karte recht günstig zu haben sein. Aber letztlich haben wir uns doch dagegen entschlossen – und das war auch gut so, denn wir haben mobiles Internet nicht nur nicht gebraucht, wir haben es sogar genossen, tagsüber keine Nachrichten zu bekommen!
Die meisten Unterkünfte haben übrigens auch WLAN angeboten. Das hat nicht immer perfekt funktioniert – in fast allen Hotels ist das Internet zumindest zeitweise ausgefallen oder war nicht in den Zimmern verfügbar.
Aber es reichte, um Nachrichten zu senden, Instagram zu aktualisieren und halbwegs über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu bleiben ^^ In der Wüste gab es allerdings natürlich kein WLAN, da waren wir komplett offline. Und das war auch gut so.
Eine Koreanerin führte IN DER WÜSTE AUF DEM KAMEL ein VIDEOTELEFONAT und quasselte dann eine halbe Stunde vor sich hin, während sie ihr Smartphone vors Gesicht hielt. Sowas muss doch echt nicht sein. Ein Königreich für eine Wand, an die man seinen Kopf schlagen kann.
So findet man sich ohne Internet zurecht
Um ans Ziel zu kommen, griffen wir auf die gute alte Faltkarte zurück.
In der südlichen Hälfte Marokkos ist die Navigation auf längeren Strecken sowieso kinderleicht, weil es meist nur eine Straße gibt und nur alle zig Kilometer überhaupt mal eine Kreuzung kommt.
Es ist also überhaupt nicht nötig, die ganze Zeit ein Navi an zu haben, um dessen Pfeilen zu folgen. Schaut lieber auf die Karte und überlegt euch selbst einen Weg (das machen wir auch in Deutschland bzw. Europa gern so :D).
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Die oben verlinkte Karte hatten wir selbst dabei und sie hat uns gute Dienste geleistet. Allerdings ist sie teilweise nicht zu 100 % aktuell: Meistens waren die Straßen in der Realität besser als dort angegeben. Wir hatten zwei-oder dreimal den Fall, dass eine Straße als „unbefestigt“ gekennzeichnet war, tatsächlich aber offenbar schon seit Jahren ganz normal geteert war. Na, besser so als anders rum!
Manchmal würde man aber natürlich trotzdem gern wissen, wo man ist und ob die Richtung stimmt. Dafür haben wir im Vorfeld über Google Maps Offline-Karten unseres Reisegebiets runtergeladen. Trotz Flugmodus erkennt das Handy über GPS, wo ihr seid und wohin ihr euch bewegt. So könnt ihr euch in verwinkelten Ortschaften orientieren und eine einfache „Light-Navigation“ durchführen.
Diese Kombination aus Faltkarte und gelegentlichem Blick aufs Handy zur Kontrolle haben vollkommen ausgereicht, um sich zurecht zu finden.
Übersetzungen – Parlez-vous francais?
Auch für Übersetzungen bietet Google übrigens eine Lösung. Mit der App Google Translate könnt ihr die benötigten Sprachen runterladen und dann offline nutzen. Um hier und da mal schnell ein französisches / arabisches Wort nachzuschauen reicht das absolut aus ^^
Trinkgeld und aufdringliche Leistungen
In Marokko ist es üblich – zumindest als Tourist -, für jede Dienstleistung ein Trinkgeld zu geben. Egal was – auch, wenn es nur eine Information ist. Gerade in den Städten oder Touristenorten entwickeln besonders Kinder ziemlich dreiste Methoden, um an Geld zu kommen.
Dazu aber später mehr, bleiben wir vorerst beim regulären Trinkgeld für echte, gewollte Dienstleistungen. Im Grunde ist es so: Jemand macht was für dich, dann gibst du ihm was dafür, auch wenn du die Dienstleistung eigentlich schon bezahlt hast.
Das Resultat: Wir waren ständig blank an Kleingeld. Aus dem Automaten bekamen wir meistens 100- und 200-Dirham-Scheine und mussten dann schnellstmöglich irgendwas kaufen, meistens Wasserflaschen, um wieder Kleingeld für genügend Trinkgeld zu bekommen.
Oft genug war es so, dass wir kein Münzgeld mehr hatten, sondern nur noch 20, 50 oder 100 dh-Scheine (10 dh = ca. 1 €). Um dann nicht das Gefühl zu geben, dass wir unzufrieden mit dem Service sind, ließen wir oft genug in Ermangelung von Kleingeld mehr Trinkgeld liegen, als wir eigentlich wollten. Es ist ja auch blöd zu sagen “Danke, toll gemacht, hier, kannst den Hunderter mal wechseln? Dann kriegst du 10 Dirham Trinkgeld”.
Man kann es sich kaum vorstellen, aber wir waren wirklich verzweifelt und freuten uns über jede Münze, die wir bekamen, um unseren Trinkgeld-Vorrat wieder aufstocken zu können. Im Urlaub ist man so oft auf die Leistungen anderer angewiesen, dass man wirklich mehrmals am Tag ein bisschen Trinkgeld rausgeben muss: beim Frühstück, fürs Zimmermädchen, für den Typen auf dem Parkplatz, nach dem Abendessen – und das ganze auch in der Wüste, ohne die Möglichkeit, Geld umzutauschen. Und ein bisschen was auf Reserve, für den Fall, dass jemand euch durch einen Fluss schiebt 😀
Da muss man wirklich schon vorplanen, damit es dann auch für alle reicht. Dazu kommen auch die erwähnten aufdringlichen Kinder. Das krasseste Beispiel spielte sich in Ait Ben Haddou ab.
Marokko ist Multi-Kulti – Hilfreiche Sprachen unterwegs
Marokko hat drei Amtssprachen: Französisch, Arabisch und Berber. Das liegt an der bewegten Geschichte des Landes: Die “Ureinwohner” sind Berber, die 40-50 % der Bevölkerung ausmachen – im Süden deutlich mehr, im Norden deutlich weniger.
Das Wort “Berber” ist wie “Eskimo” und “Indianer” eine Fremdbezeichnung und stammt vermutlich von “Barbar” ab. Wir haben aber nicht bemerkt, dass Berber ein Problem mit dem Wort “Berber” haben, uns gegenüber haben sie es jedenfalls selbst verwendet – auch dann, wenn wir tiefer ins Gespräch kamen. Aber manche Berber haben uns gern erklärt, dass sie sich als Amazigh, „freie Menschen“ bezeichnen.
Berber sind fremd im eigenen Land
Mit dem Islam kamen im 7. Jahrhundert arabische Einwanderer/Eroberer. Araber, also “arabische Marokkaner”, sind übrigens gerade im Süden nicht überall beliebt und gelten als laut, aggressiv und eben fremd.
Auf jeden Fall identifizieren sich Berber stark mit ihrer traditionellen Lebensweise und es gibt ein gewisses Wir-Gefühl, das vielleicht sogar stärker hervortritt als die marokkanische Staatsangehörigkeit. Immer wieder ist uns auch das Symbol der Berber begegnet – als Graffiti, als Deko, als Flagge an Fahrzeugen.
Muttersprache ist in diesem Fall der lokale Berber-Dialekt und Kinder müssen in der Schule arabisch und französisch auch erstmal lernen. Würde man als Reisender also die Einheimischen mit ein paar Brocken Berber ansprechen, würden sie sich vermutlich unendlich freuen 😀
Davon abgesehen kommen Reisende mit Französisch schon mal sehr weit. “Offizielle” wie Polizisten, Security, Rezeptionisten und alle anderen, die irgendwie mit Kunden aus dem überregionalen Raum zu tun haben, sprechen und verstehen Französisch. Das scheint sowas wie die übergreifende Sprache für den offiziellen Umgang zu sein und als Tourist wird man meist auch zunächst auf Französisch angesprochen.
Straßenschilder sind übrigens meistens zumindest zweisprachig, also Arabisch und Französisch. Nur im absoluten Hinterland fehlt das Französische. Hin und wieder finden sich auch Berber-Schriftzeichen auf den Schildern.
Versuch’s mal mit Arabisch!
Was man von europäischen Touristen eher nicht erwartet, ist Arabisch. Pierre hat in der Uni zwei Semester Arabisch gelernt und überraschte die Marokkaner immer wieder damit.
Es hat zwar nicht allzu weit gereicht, da das marokkanische Arabisch sich in der Aussprache auch deutlich vom “Hocharabisch” in Ägypten und Syrien unterscheidet. Aber die meisten Einheimischen freuten sich über Pierres arabische Gehversuche. Sie fragten dann überrascht, warum er denn Arabisch kann bzw. wo er es gelernt hat, und die meisten halfen gern auch bei der Aussprache des einen oder anderen Wortes aus.
Wir hatten das Gefühl, dass wir uns damit ein wenig vom Rest der Touristen abheben konnten und vielleicht sogar mehr Sympathien bekamen. Der Betreiber eines Straßenrestaurants in Zagora jedenfalls kam aus dem Grinsen nicht mehr raus und versuchte Pierre noch weitere Vokabeln beizubringen 😀
Nur wenige Einheimische gingen nicht auf Pierres Versuche ein. Ob diese Leute grundsätzlich keine Lust hatten oder vielleicht als Berber selbst keine Lust auf Arabisch hatten, das ja immerhin für sie (oft) auch eine Fremdsprache ist, wissen wir nicht.
Und wie sieht es mit Englisch aus?
Englisch lernen die Marokkaner nicht standardmäßig in der Schule. Die Schulpflicht reicht sowieso nur bis 15 Jahren, wobei offenbar laut Wikipedia nur die Hälfte aller 15-jährigen überhaupt so lange zur Schule geht und auch nicht 100% aller Kinder eingeschult werden.
Das deckt sich auch mit unseren Erfahrungen. Rachid, ein studierter und selbst reisefreudiger Berber, der uns auf eine kurze Wanderung mitnahm, sagte, dass sie erst im College weitere Sprachen lernen. Aber man braucht nicht unbedingt eine Schule, um Sprachen zu lernen, auch das haben wir deutlich mitbekommen.
Unser Kamelführer Said in der Wüste bei Merzouga sagte in gut verständlichem Englisch, dass er niemals eine Schule besucht hätte – trotzdem spricht er neben Arabisch gut Englisch und Spanisch sowie etwas Französisch. Der blinde Vater und auch der jüngere Bruder des eben erwähnten Rachids konnte sich Deutsch beibringen, allein, indem sie die Sprache bei anderen Guides gehört haben.
Also ja, viele Marokkaner sprechen und verstehen auch englisch, wenn sie mit Touristen zu tun haben. Mit Englisch kommt man in den Städten und an Touristenorten also schon sehr weit. Auf dem Land aber, oder wenn man mit jemandem spricht, der nicht ständig mit Ausländern zu tun hat, hilft Englisch aber nicht weiter, da wird dann Französisch erwartet.
Mich hat es daher auch überrascht, dass unser Kamelführer Hassan in Zagora, ein junger, fröhlicher Typ, kein Englisch konnte. Wir mussten uns mit Händen und Füßen sowie ein wenig Arabisch und Französisch weiterhelfen.
Mein abschließendes Fazit zu den Sprachen ist also: Wer Französisch (oder besser Arabisch) kann, ist fast überall auf der sicheren Seite! Englisch geht im Zweifel auch, aber da muss man damit rechnen, auch mal auf fragende Augen zu treffen. Dann hilft ggf. eine Übersetzungs-App für Französisch weiter 😀
Tolle Berichte, vielen Dank.
Wir waren im letzten Jahr an ähnlichen Orten und überlegen, dieses Jahr nochmal nach Marokko zu fahren.
Danke für das Lob 🙂 Ja, wir würden auch gern nochmal dorthin. Das Atlasgebirge und die Wüste sind schon sehr prägend 🙂 Oder in ähnliche Länder. Jordanien, Oman.. Viel Freude bei der Reiseplanung!
Liebe Debbie, lieber Pierre,
eine sehr schöne und vor allem übersichtliche Page mit tollen Infos! Thumbs up!!!
Hallo Thies, vielen Dank für deinen Kommentar, wir haben uns sehr gefreut 😀