2007 arbeitete Debbie als Marketingassistentin im Schwarzwald und führte eine Fernbeziehung mit ihrem damaligen Freund Saph. Das Fernbeziehungsleben kann ziemlich frustierend sein und ging auch ziemlich ins Geld – und so dachten sie sich, sie gönnen sich mal eine Wochenends-Auszeit in der quirligen Metropole Paris. Voraussetzung: Ein Wochenende + Freitag davor musste reichen und das ganze möglichst billig.
Und so erlebten wir also zwei ziemlich vollgequetschte Tage in Paris und kamen dabei sogar mitten in die Nationaltagsfeierlichtkeiten am 14. Juli. Dass französischer Nationalfeiertag ist, war uns vorher nicht bewusst, aber gut, ein Extra-Feuerwerk nimmt man natürlich gern mit 😀
Hier kommt der Bericht und einige Fotos.
„Billig übers Wochenende nach Paris“ ist nicht ganz so einfach, wie es klingt. Wir hatten schon eine ganze Weile nach Angeboten geschaut, aber leider bei Flügen und Zügen nichts gefunden. Bis endlich Saph endlich mit einem Busreiseanbieter aufkreuzte.
Für 230€ für uns beide sollte es mit einem Reisebus in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli nach Paris gehen, dort freiwillige Ausflüge mit dem Reiseleiter geben, 2 Übernachtungen in einem ziemlich einfachen Hotel mit Frühstück und schließlich Sonntags, 15. Juli wieder mit dem Bus zurück.
Gutes Angebot, dachten wir, und haben uns gleich online selbst rekrutiert.
Eine nächtliche Busfahrt mit Future Trance-Beschallung
So haben wir uns denn in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um halb 12 in Köln getroffen und sind dort um 00:30 in den Bus gestiegen. Der war bis hintengegen voll, aber der etwas gestresste Tourleiter Ivan konnte trotzdem noch 2 freie Plätze in der letzten Reihe ausmachen. Dort wurden wir hinverfrachtet. Vorteilhaft einerseits, weil uns keiner von hinten auf den Kopf spucken konnte, andererseits konnten wir unsere Sessel nicht nach hinten verstellen – die Mitfahrer vor uns aber schon, was auch zur Genüge ausgenutzt wurde.
Nun denn – der Musikgeschmack des Busfahrers, der leider zu aller Vergnügen die halbe Nacht den ganzen Bus mit… Future Trance und Volksmusik beschallt hat, war nicht so sensationell, aber wir haben das überlebt und der Bus trudelte morgens um ca 8 bei strahlender und wärmender Sonne im ersten parislichen Stau ein.
Durch diesen hat sich der Saunabus im Schritttempo dann der Stadt genähert. Wir haben ein bisschen über seltsame Straßenschilder gerätselt (siehe Bild)… Die Pariser Vorstadtjugend zündet ja bekanntlich gerne Autos an. Ob das auf der Autobahn verboten ist?
Um ca. 9 waren wir dann jedenfalls im inneren Kreis von Paris, zwar mit brennenden Augen vor Müdigkeit, aber trotzdem und voller Freude 😀
Erste Stadtrundfahrt durch Paris – ein guter Überblick
Ivan der Schreckliche, der eigentlich mehr wie ein Abiturient aussah als ein Parischeck0r, nahm uns dann auf eine Stadtrundfahrt im Bus mit (13€/Person), damit wir schon mal wissen, worauf wir uns einlassen.
War ganz interessant, erster Stop: Sacre Coeur (man möge mir die unfranzösische Schreibweise verzeihen), siehe Bild. Wir sind durch das Viertel Montmartre zu dieser Kapelle oder Kirche hochgelatscht – sie selbst war natürlich ein absoluter Blickfang. Beim Ankommen oben und Umdrehen danach hatten wir aber gleich eine interessante Aussicht über halb Paris. Hu. Foto kommt irgendwo unten ^^
Wieder zurück im Bus wurde die KFZ-Pariskreuzfahrt fortgesetzt. Mir wurde klar: ICH will bitte nicht mit dem Auto in Paris rumfahren müssen, besonders der 12spurige Kreisverkehr ohne Markierungen um den Arc de Triomphe birgt eine gewisse Schockvorstellung.
Während der Rundfahrt haben wir jedenfalls schon eine Menge Sehenswürdigkeiten gesehen, darunter die ehemalige Bastille, das Louvre, Notre Dame, Centre Pomidou, Arc de Triomphe, Sorbonne Uni, Eiffelturm, ein paar andere Parks und Gebäude.. na ja, das Übliche eben. War aber ein guter Überblick über das To see and to do in Paris und wir markierten uns im Kopf ein paar Stationen.
Besonders beeindruckt war ich auf den ersten Blick von Notre Dame, der bekannten Kathedrale auf einer der Stadtinseln in der Seine. Ich hatte sie mir nicht _so_ schön vorgestellt 😀
Erste Erkundungen ohne Reisegruppe
Joah, dann gings zum Hotel, wo erst mal eine Stunde Zwangschillen im Warteraum angesagt war. Anschließend 2 Stunden oder so freiwilliges Chillen im Hotelbett 😀 Die Klimaanlage dort hat uns ein kleines bisschen getäuscht. Mit langen Klamotten haben wir uns um halb 5 oder so aufgemacht, ganz alleine fremde Stadtluft zu schnuppern und wurden beim Verlassen des Hotels von der Hitze fast schockgegrillt. Stöhnend gingen wir die nächste Metrostation suchen.
In der Metro, für die wir uns gleich jeweils ein 10er Ticket („Carnet“) besorgen wollten, musste ich meine Hoffnung auf möglichst wenig Kommunikation auf französisch schnell aufgeben, als wir am Ticketautomat gescheitert sind – nicht wegen meiner mangelnden Französischkenntnisse (die überraschend wenig mangelhaft waren nach all der Zeit). Also doch zur Kartenverkäuferin, auf französisch die Tickets gekauft und befriedigt in die Metro. Tolles System übrigens – mit einem Ticket für 1,xx € beliebig lang im Metrosystem surfen, erst beim Verlassen der Unterwelt ist es nicht mehr gültig.
Also ging es endlich mitten in die Stadt, Richtung Notre Dame. Dort haben wir uns erst über das kostenlos in kleinen Brunnen sprudelnde Trinkwasser gefreut, dann über die ziemlich geil aussehende Kathedrale Notre Dame, dann über das allgemeine Urlaubsfeeling und überhaupt 😀 Über die Hitze weniger.
Abend in Montmartre
Nachdem wir noch ein baguetteförmiges „Sandwich“ gegessen haben (ziemlich gut, aber teuer ;__;), wurde es auch schon Zeit für uns, uns zum Treffpunkt der Reisegruppe in Montmartre zu begeben, wo uns Ivan der Schreckliche und sein Kollege kostenlos Wein ausgeben und rumführen wollten.
Abgehetzt, mit roten Köpfen und ziemlich verschwitzt kamen wir 2 Minuten zu spät an und mussten erfreulicherweise noch 5 Minuten auf Ivan & Co warten.
Nach kurzer Weinlosigkeit kamen auch Saph und ich dann zu unserem Rotwein, mit dem in der Hand wir dann hinter den Check0rn her durch Montmartre gestiefelt sind. War überaus… chillig und toll, so mit dem lecker Wein, der tiefstehenden Sonne, den kopfsteingepflasterten Sträßchen, den kleinen Läden und Kaffees und Restaurants mit Tischen draußen.
Die nette Runde war ca nach 1-1.5 Stunden wieder an Sacre Coeur zu Ende. Wein aus dem Tetrapack entbehrte allerdings ein wenig eines gewissen Stils.
Saph und ich haben uns dort noch ein bisschen rumgetrieben und sind dann um 11 ca wieder ins Hotel. Hab richtig gut geschlafen ;___;
Einziges Hochhaus in Paris: Der Tour Montparnasse
Am nächsten Morgen haben wir mit kurzer Unterbrechung zum Frühstücken um 8:40 bis 11 gepennt und begaben uns dann in Hitze-angepassterem Outfit auf die Reise in die Stadt. Wir wollten zum Tour Montparnasse, nach dem Eiffelturm das höchste Gebäude von Paris, wo ein Aufzug den höhenangstfreien Besucher in 38 Sekunden auf den 56. Stock bringt.
Dort gibt es ein Cafe, große Panoramafenster und eine Treppe, die zum 59. Stock und auf die Dachterasse führt. Ziemlich beeindruckende Aussicht 😀 Bin nie zuvor wirklich auf dem _Dach_ eines Hochhauses gestanden. Foto von mir dort oben gibts in der Galerie.
Bummeln und essen in der Stadtmitte
Nach dem Turm musste ich meine Sommerschlussverkaufskaufsucht kurz befriedigen (arrrr, -70% und so, irgendwie vermiss ich bei uns einen richtigen Schlussverkauf :D) und hab mich aber dabei trotzdem noch vorbildlich zurückgehalten.
Dann ging es wieder zurück zu Notre Dame und die kulinarischen Gassen drumrum, wo es ne Menge gemütliche Gourmetläden gibt. Dort haben wir versucht, ein bisschen was Französisches zu essen (Saph hatte Crêpes, ich hab mich nicht an die Muscheln getraut :D). 10€-Menü pro Person incl. 3 (einfachen) Gängen und sauteuren Getränken dazu. War schön und atmosphärisch 😀
Nach weiterem Rumschlendern á la centre haben wir uns abends zu einem weiteren Treffpunkt um 20:30 zu einer Bootsfahrt auf der Seine begeben. „Begeben“ klingt jetzt so gechillt, war aber eher Gestresse mit falschen Zügen, die an den richtigen Haltestellen nicht anhielten und überhaupt 😀 Trotzdem alles geklappt und die tolle Tour auf der Seine konnte losgehen. War aber imo eher Standard, nicht soooo beeindruckend.
Wenn Franzosen ihre Nation feiern
Das Beeindruckende kam eher danach – schließlich war französischer Nationalfeiertag, an dem im Groben gefeiert wird, dass der Mob die Bastille zerlegt, die Gefangenen dort befreit und Ludwig XVI sowie Gattin Marie Antoinette ihren Kopf verloren haben.
Die Franzosen haben wohl allgemein an dem Tag den Kopf verloren, jedenfalls waren die Straßen, als das Boot nicht allzu weit vom Champs de Mars (dort sollte die Action abgehen, da steht auch der Eiffelturm) wieder anlegte, gerammelt voll. Autos kamen nicht mehr durch. Wollten wir uns nicht entgehen lassen und sind ebenfalls zum Brennpunkt der Ereignisse gegangen.
Der beeindruckend beleuchtete Eiffelturm wies uns den Weg, und als wir ankamen, war es ca 20 nach 10 abends und schon relativ dunkel. Wir suchten uns einen schönen Platz direkt unterhalb des Turms und warteten und genossen die Atmosphäre.
Eine Riesenmenge Leute war da – überall, auf den Straßen, im Park, einfach überall. Eine Viertelstunde später startete das Feuerwerk, mit dem die Franzosen 40 Minuten angegeben haben, dass sie im Gegensatz zu den Deutschen auf ihr Land stolz sind. War schon sehr geil 😀 Auch, dass nebenbei James Bond- und Star Wars Themes auf riesigen Lautsprechern gelaufen ist. Und viele weitere Songs aus aller Welt.
War ne ziemlich geile Stimmung, es waren so viele Leute da und alle waren einfach nur gut drauf. Gab nirgends Anzeichen von Aggressionen oder so. Sonst randalieren bei solchen Aktionen immer irgendwo in Hör- oder Sichtweite irgendwelche Spinner mit Flaschen oder so rum. Merci beaucoup, Paris 😀
Rush durch Paris
Jedenfalls war es nach 11, als der Spaß vorbei war und Menschen der Mengengrößenordnung einer mittleren Großstadt sich auf den Weg zu den Metrostationen ihrer Wahl begeben haben. Wir inklusive. Das war dann ein Gewaltmarsch 😀 Alles voll mit Menschen, unsere Füße voller Schmerz und keine Metrostationen in Sicht.
Erst auf der Champs-Élysées wurde eine gesichtet – mit einer 5 Meter langen Warteschlange davor, die aus der Treppe zur Station bis auf die Straße rausstand. Keine Chance auf reinkommen, und auf Warten im Gedrängel hatten wir keine Lust.
Das war der Punkt, an dem Saph die Führung übernommen hat, denn unglücklicherweise war ich nur noch zum Sterben aufgelegt. Lag auch an meine Pfennigabsatzsandalen .__. Saph drängte mich zum Glück dazu, normale Schuhe anzuziehen, die ich am Nachmittag (70% reduziert ^__^) gekauft hatte. Ohne Strümpfe waren die Blasen und weitere, aber verlagerte Schmerzen natürlich nur eine Frage der Zeit 😀
Nach dem Schuhwerkwechsel also weiter durch die Stadt, es war dann schon gut nach halb eins, als wir endlich eine leere Station gefunden hatten (bzw, als Saph eine gefunden hatte :D) und uns in einen vollen Zug stopfen konnten.
Mit schmerzenden Füßen mussten wir uns in der letzten Umsteigestation schließlich noch durch (so kam es uns vor) ein kilometerlanges Metrostationslabyrinth kämpfen, halb am Rennen, weil wir Schiss hatten, den letzten Zug zu verpassen. Haben wir nicht, und sind dann endlich, obwohl ich das vorher nicht geglaubt hätte, um viertel vor 2 nachts in unser Bett gekippt.
Mittag auf der Champs-Élysées
Zum Glück mussten wir morgens um 8 wieder aufstehen, um unser Gepäck schon mal in den Bus packen zu können – sonst hätten wir ja ausschlafen können ;___;
Naja, danach wieder weitergepennt und zu nicht allzu früher Zeit unseren Abschied vom Hotel gefeiert. Viel Zeit blieb nicht mehr, wir sind noch ein bisschen zu Fuß auf der Champs-Élysées rumgegammelt, haben uns dort eine sehr geile (meiner Meinung nach), scheisseschmeckende (Saphs Meinung nach) Pizza á la Mexicaine mit frischen Pilzen, Ei und Salami zum Preis von 15€ geteilt. Die 15€ waren ok, die 7€ pro 0,25l Seven Up (Sprite) pro Person, also läppische 14€ für einen halben Liter waren dann schon eher exklusiv.
Weg aus Paris ;___;
Wieder ein bisschen abgehetzt kamen wir schließlich pünktlich um halb 2 am Treffpunkt mit der Reisegruppe an, wo wir gleich in den Bus verfrachtet wurden – welch Wunder, wieder in die letzte Reihe 😀 – und Kurs auf die Heimat genommen haben. Viel zu früh imo, ich hätte es schon noch ein paar Tage in Paris ausgehalten ;___; Mein leidender Geldbeutel weniger, aber nunja… Spaß hat seinen Preis ;__;
Um 8 abends waren wir wieder in Köln und ich um viertel vor 2 nachts zu Hause. Ja, ich bin jetzt noch müde >_<
Allgemein war es unheimlich toll dort. So als Fazit, das man sicher von mir erwartet, kann ich eigentlich nur sagen, dass sich Paris auf jeden Fall lohnt 😀