Selten schweift der Blick des Heidelberg-Besuchers über die imposante Schlossruine weiter in die Höhe – kein Wunder, zieht das mächtige Bauwerk mit seinen zerstörten dicken Ecktürmen doch alle Blicke auf sich. Aber aus den Augen sollte nicht bedeuten „aus dem Sinn“!
Direkt aus der Altstadt ist der Gipfel des Königstuhls, dem höchsten der Heidelberger „Hausberge“, zwar nicht zu sehen und auch die Talstation der Bergbahn, die dort hinauf fährt, liegt ein wenig versteckt in einer Seitenstraße nahe des Kornmarktes.
Wir würden aber trotzdem jedem Heidelberg-Reisenden – und natürlich auch jedem Einheimischen 😀 – empfehlen, doch mal einen Abstecher auf den Königstuhl zu machen. Die Aussicht von dort oben, 430 Meter oberhalb der Stadt, ist immer wieder fantastisch!
Von hier aus habt ihr einen weiten Blick in die Rheinebene. Ihr seht, wie der Neckar aus dem tiefen Einschnitt zwischen dem Königstuhl und dem Heiligenberg träge in die offene Rheinebene fließt und sich dann in einem weiten Bogen nach Norden, Richtung Ladenburg windet. Als weitere Landmarken stechen im Westen die hohen Gebäude des Mannheimer Hafens hervor.
Bei guter Sicht seht ihr im Westen bis zu den Bergen des Pfälzer Waldes – und die sind immerhin fast 40 Kilometer entfernt!
Im Südwesten habt ihr außerdem einen Blick auf den Baumschulenweg. Klingt langweilig, ist es aber nicht: Diese Straße ist eine Chaussee, die Kurfürst Karl Philipp 1720-34 angelegt hat. Sie führt siebeneinhalb Kilometer schnurgerade von Heidelberg direkt zum Schwetzinger Schloss und dahinter genau in den Mittelpunkt eines weiten, im Barokstil angelegten Gartenkunst-Kreises im Schlossgarten. Das Schwetzinger Schloss nutzte der adelige Herr als Sommerresidenz. (Quelle siehe unten)
Diese Aussicht genießt ihr schon ein paar Meter abseits der Königstuhl-Bergbahnstation – hier gibt es Sitzgelegenheiten für eine Rast bei bestem Blick. Manchmal könnt ihr auch beobachten, wie von der Wiese direkt darunter Gleitschirmflieger starten. Oder ihr setzt euch auf die Terrasse des kleinen Kiosks direkt an der Bergbahnstation. Hier gibt es auch Eis und etwas zu trinken.
Auf dieser Karte haben wir alle im Beitrag erwähnten Punkte und Stationen markiert:
Die Heidelberger Bergbahnen
Eigentlich sind es sogar zwei Bergbahnen. Mit der zuletzt 2005-2007 sanierten modernen unteren Bahn legt ihr zunächst die steile Strecke bis zum Schloss zurück (Station Schloss). Hier steigen meist schon sehr viele Touristen aus, die nur das Schloss besichtigen wollen. Pech für sie!
Ihr fahrt dann weiter hoch zur Endstation Molkenkur. Dort steigt ihr um in die historische Bergbahn, die euch dann das lange Stück bis zum Königstuhl weiterfährt.
Technisch ist auch die historische Bahn auf dem neuesten Stand, aber die Wägen stammen aus der Zeit, als die Bergbahn gebaut wurde. Sie wurde 1907 erstmals in Betrieb genommen – und entsprechend charmant sind Waggons. So könnt ihr euch wie eine wilhelminische Dame oder wie ein Herr mit Zylinder auf den Berg fahren lassen, während ihr immer höher über die Rheinebene steigt.
An der Station Königstuhl könnt ihr auch einen Blick in den Maschinenraum werfen.
Tipp für Studenten: Wenn du ein Semesterticket für den VRN-Bereich hast, fährst du kostenlos mit der Bergbahn! Hätte ich das damals doch bloß auch gewusst.. 😉
Was gibt es auf dem Königstuhl noch?
Wenn man nun schon mal oben auf dem Königstuhl ist, kann man auch gleich noch etwas mehr machen. Dafür, dass der Königstuhl so abgelegen von den restlichen Heidelberg-Attraktionen liegt, hat er einiges zu bieten!
Falknerei Tinnunculus
Nur wenige Meter oberhalb der Bergstation könnt ihr in der Falknerei Tinnunculus Eulen, Falken und Adler besuchen. Eulen und Falken fliegen sogar gerne mal frei herum, wenn sie Lust darauf haben. Das ist durchaus beeindruckend und ihr erfahrt auch einiges Wissenswertes über Raubvögel.
Die Flugshow ist auch für Kinder geeignet. Wir haben die Falknerei bereits in einem anderen Beitrag ausführlich vorgestellt und finden sie sehr empfehlenswert!
Wenn ihr zu den Vögeln wollt, solltet ihr euch allerdings vorher zu den Öffnungszeiten erkundigen, sonst habt ihr Pech.
Märchenparadies
Wer Kleinkinder und Kinder bis ins Grundschulalter dabei hat, der kann sich einmal das Märchenparadies anschauen. Der Freizeitpark liegt ebenfalls direkt auf dem Königstuhl und bietet Fahrgeschäfte speziell für kleinere Kinder. Hier können sich Eltern ein paar Stunden aufhalten und die Kinder bespaßen lassen. Weitere Infos gibt’s auf der Website: Märchenparadies
Waldspaziergang mit etwas „mehr“
Auf dem Köngistuhl gibt es zwei gut ausgeschilderte Rundwanderwege, die etwas mehr als Wald bieten:
- Via naturae
- Walderlebnispfad
Auf der Via naturae, dem „Weg der Natur“, erfahrt ihr auf vielen Infotafeln entlang des Weges mehr über den Wald und seine Bewohner. Der Weg ist acht Kilometer lang und beginnt und endet am Königstuhl-Parkplatz. Wem das zu weit ist, der kann zwischendrin auch abkürzen, so dass ihr nur eine kleine dreieinhalb-Kilometer-Tour zurücklegt.
Wenn ihr Kinder dabei habt, dann wäre der Walderlebnispfad besser geeignet. Der Weg führt auf zwei Kilometern Länge um das Märchenparadies herum und bietet für Kinder Möglichkeiten zum Spielen und Entdecken.
Weitere Infos zur Via naturae und zum Walderlebnispfad sowie einen Wegeplan gibt es auf dieser Website.
Spuren aus dem Mittelalter: Hohlwege im Wald
Am Königstuhl könnt ihr euch auch auf die Spuren vergangener Zeiten machen. 300 Meter südlich der Bergstation liegt die Plättelshöhe. Das ist eine alte Kreuzung, an der schon im Mittelalter und in der Neuzeit mehrere Wege zusammenführten. Spannend sind dabei die Wege, die heute nicht geteert sind und auch nicht mehr genutzt: Nämlich Hohlwege im Wald.
Man kann es kaum glauben, aber in früheren Zeiten war der Weg über den Berg oft beliebter als Wege durch das Tal – und wer im Mittelalter von Heidelberg nach Neckargemünd oder weiter nach Osten wollte, der konnte mit seinem Fuhrwerk hinter dem Heidelberger Schloss steil den Berg hochfahren. So wie heute die Bergbahn, nur ohne Zugseil.
Das war steil und beschwerlich, und die vielen Wägen hinterließen dabei im Laufe der Jahre tiefe Rinnen im unbefestigten Waldboden. Das sind Hohlwege (mehr zu Hohlwegen erfahrt ihr hier). An der Plättelshöhe hatten die früheren Reisenden den schweren Anstieg endlich geschafft, ab hier ging es ohne große Steigungen weiter durch den Wald.
Diese Hohlwege zeugen noch heute davon, dass hier viele Fuhrwerke unterwegs waren. An der Plättelshöhe – und auch sonst im Heidelberger Stadtwald – gibt es einige davon, oft auch mehrere nebeneinander. Ihr könnt ihnen über viele 100 Meter durch den Wald folgen – festes Schuhwerk ist dann aber unbedingt ratsam!
Die Hohlwege könnt ihr am besten direkt an der Plättelshöhe im Wald anschauen. Gegenüber der Blockhütte gibt es hinter der Bushaltestelle einen kleinen Pfad in den Wald, und dort sind die alten Hohlwege auch nicht zu übersehen.
Haus der Astronomie
Das Haus der Astronomie liegt etwas abseits vom Königstuhl, aber ich erwähne es trotzdem. Es ist ein Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit über astronomische Themen und wird vom Max-Planck-Institut für Astronomie betrieben. Hier gibt es immer wieder mal Vorträge für Interessierte, Abende mit kommentierten Science-Fiction-Filmen oder sonstige Themenveranstaltungen, die mit Astronomie, Raumfahrt und verwandten Bereichen zu tun haben.
Es gibt keine regelmäßigen Öffnungszeiten, Zugang gibt es nur über Führungen oder solche erwähnten Veranstaltungen. Mehr erfahrt ihr auf der Website des Hauses der Astronomie. Vielleicht wollt ihr ja euren Königstuhl-Ausflug mit einem astronomischen Abend verbinden 😀
Zum Haus der Astrononomie kommt ihr von der Plättelshöhe. Dort ist es ausgeschildert und ihr geht rund einen halben Kilometer durch den Wald und an der Landessternwarte vorbei.
Königstuhl – Wie kommt man hin?
Die Bergbahn haben wir bereits erwähnt. Der Preis für ein Panoramaticket (Heidelberg – Königstuhl – Heidelberg) beträgt 12,- € pro Erwachsenem (Stand 2019). Hier geht’s zu den akuellen Tarifen.
Aber natürlich gibt es auch noch weitere Möglichkeiten:
Natürlich könnt ihr auch zu Fuß gehen, wenn ihr gerne Berge hochlauft 😀 Mit dieser Variante habt ihr euch jedenfalls die Aussicht mehr als verdient. Ein Kompromiss wäre vielleicht ab Molkenkur? Wer sich nicht scheut, von ganz unten loszulaufen, der könnte die „Himmelsleiter“ nutzen. Das ist eine Treppe, die hinter dem Schloss beginnt und bis hoch zum Königstuhl führt. Insgesamt sollen es (inklusive den Treppen zum Schloss) rund 1600 Stufen sein. Wir haben die Himmelsleiter nie erklommen, ich hörte aber, dass es ziemlich anstrengend sei (aber machbar :D). Mehr Infos gibt es auf dieser Website.
Fahrt von Heidelberg Altstadt die steil ansteigende Klingenteichstraße ein paar enge Serpentinen den Berg hoch. An der Kreuzung „Blockhaus“ mit Parkplatz ist der Königstuhl ausgeschildert. Am Königstuhl und am Märchenparadies gibt es eine Menge Parkplätze. Achtung, bei gutem Wetter kann es schwierig sein, einen Parkplatz zu bekommen, besonders am Wochenende!
Ab dem Bismarckplatz in der Heidelberger Stadtmitte fährt ein Bus zum Königstuhl (Linie 39). Steigt an der Plättelshöhe aus und lauft dann die letzten paar Meter weiter zum Königstuhl.
Literaturangabe:
Hansjoachim Räther: Die Heidelberger Straßennamen. Straßen, Gassen, Plätze und Brücken in Heidelberg, „Baumschulenweg“, S. 46
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