Lohnenswerte Ausflugsziele am Gardasee

Der Gardasee ist wunderschön. Aber auch extrem von Touristen überlaufen. Aber eben auch wunderschön! In diesem Beitrag findest du viele Fotos unserer Gardasee-Reise letzte Woche und vor allem einige Tipps und Erfahrungswerte für andere, die sich für den Gardasee interessieren und dort nicht nur am Strand herumliegen wollen 😀

Einleitung zur Reise an den Gardasee

Ich weiß nicht mehr, warum ich ziemlich spontan im Juni oder Juli ein Hotel am Gardasee gebucht habe. Im Gegensatz zur Region Ligurien im Nordwesten Italiens kenne ich mich dort überhaupt nicht aus und hatte eigentlich auch keine Ziele im Sinn, die wir dort unbedingt anschauen wollten. Ich glaube, ich wollte nur einfach irgendwas buchen, um mich dann darauf freuen zu können 😀

Immer diese deutschen Touristen!

Jedenfalls: Mir war nicht klar, dass der Gardasee so ein beliebtes Reiseziel bei den werten deutschsprachigen Mitmenschen ist. Dumm, denn eigentlich mögen wir lieber die touristisch nicht so erschlossenen Regionen, wie z.B. Ligurien. Wir wollen kein hergerichtetes „italienisches Disneyland“ mit 1000 Klischee-Souvenirshops sehen, sondern freuen uns über ruhige, gern etwas verfallene und deswegen authentische italienische Dörfer. Das ist – wie ich jetzt weiß – am Gardasee aber nicht so einfach. Ja, der Gardasee und die Orte an seinen Ufern sind wirklich wunderschön. Berge und mediterranes Flair zusammen – das ist eine tolle Mischung. Und weil es dort so schön ist, fahren auch so viele Menschen hin. Eigentlich eine ganz einfache Rechnung 😀

Wahrscheinlich aufgrund seiner Nähe zu Österreich und der guten Erreichbarkeit von Deutschland aus sind die meisten Touristen am Gardasee auch Deutsche bzw. deutschsprachig. Deswegen sprechen bzw. verstehen auch die meisten der Einheimischen, die mit Touristen zu tun haben, überraschend gut deutsch. Das ist toll, man kann einfacher artikulieren, was man gerne hätte.

Aber es ist auch einfach nicht toll. Wenn ich im Ausland bin, will ich mich ja schließlich nicht fühlen wie mitten in Heidelberg. Am Gardasee ist das so krass, dass wir von anderen Wanderern auf deutsch angesprochen wurden: Hey, könnt ihr mal ein Foto von uns machen? Oder hey, wie weit ist es noch bis zum Gipfelkreuz? Also ich kann mir nicht helfen, aber ich find es befremdlich, in einem nicht-deutschsprachigen Land völlig selbstverständlich mit fast jedem auf Deutsch zu kommunizieren.

Wir brauchen einen Anti-Reiseführer!

So beliebte Reiseziele wie der Gardasee machen es schwierig, Orte zu finden, die nicht für Touristen gemacht sind. Und da hilft natürlich auch kein Reiseführer. Reiseführer eignen sich gut dazu, einen ersten Überblick über das Ziel zu bekommen, aber meiner Meinung findet man dort nicht die wirklich charmanten Orte. Wer einen Blick in den Reiseführer mit den besten Zielen und Sehenswürdigkeiten einer Region wirft, der kann sich sicher sein, dass er dort alle trifft, die genau das auch tun. Naja, wir taten jedenfalls unser Bestes, nach dem ersten Tag den Reiseführer wegzuwerfen und uns selbst Ziele zu suchen. Eigentlich bräuchte man also einen Anti-Reiseführer, der alle authentischen Orte aufzählt, die du in keinem Baedeker und Marco Polo findest.

Wir waren nur fünf Nächte am Gardasee, und die vier Tage dazwischen haben wir ziemlich gut genutzt, um viel zu sehen. Aber natürlich längst nicht alles, und auch nach der Reise bin ich nun wirklich kein Gardasee-Experte. Deswegen hatte ich eigentlich auch gar nicht die Absicht, etwas über die Reise bzw. den Gardasee zu schreiben. Es gibt schließlich bereits jede Menge Blogs und Reiseführer, die wohl mehr zu sagen hätten – und die auch wirkliche Geheimtipps präsentieren.

Wie es aber nunmal so ist, fielen mir dann unterwegs doch ein paar Dinge ein, die ich zu sagen hätte 😀 Auch, wenn es keine Liste der Top 10 Sehenswürdigkeiten am Gardasee ist – vielleicht helfen dir meine Erfahrungen, Hinweise und Ideen, deine eigene etwaige Reise zum Gardasee besser vorzubereiten.

Gut zu wissen…

Anreise über den Brenner

Wer aus dem westlichen/zentralen Deutschland anreist, der wird wahrscheinlich über den Brennerpass fahren. Nach Italien bin ich sonst immer durch die Schweiz gefahren, deswegen war die Variante durch Österreich und über den Brenner für mich ein Novum.

Wegelagerei an der Brenner-Autobahn

In Österreich ist für Autobahnen eine Straßenmaut fällig. Für Durchreisende gibt es die Möglichkeit, eine 10-Tages-Vignette zu kaufen, die für einen PKW 9 € kostet. Allerdings zählt die nicht auf der Brenner-Autobahn (und ein paar weiteren Einzelfällen). Ab Innsbruck Süd sind auf der A13 bis zur italienischen Grenze am Brennerpass nochmals 9,50 € pro Fahrt fällig.

Sobald ihr Innsbruck passiert habt, kommt ihr also irgendwann an eine Mautstelle und dürft dort die Kohle abdrücken. Und jetzt das fiese Kuriosum: Ihr solltet auf dieser Strecke nicht tanken!

Der Sprit ist in Österreich etwas günstiger als in Deutschland, bei uns waren es ca. 20 Ct/Liter weniger. In Italien dagegen schlägt der Liter Super mit etwa 20 Ct mehr zu Buche (als in Deutschland). Mein schlauer Plan war daher, kurz vor der italienischen Grenze den Tank nochmal komplett volllaufen zu lassen, um von den Preisen zu profitieren. Wie gewohnt ist der Sprit an Raststätten aber teurer als an normalen Tankstellen abseits der Autobahn, und zwar in diesem Fall richtig deutlich teurer.

Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Deswegen verließen wir die Brenner-Autobahn unterwegs und tankten an einer nahen Tankstelle deutlich günstiger. Der Schreck kam dann bei der erneuten Auffahrt auf die Autobahn: Wir mussten dabei wieder eine Mautstelle passieren, die uns 4,50 € berechnete. Obwohl wir den Brenner-Preis doch schon bezahlt hatten! Es war auch kein Personal da, mit dem ich hätte diskutieren können (hätte vermutlich auch nichts gebracht).

Wir fühlten uns an mittelalterliche Straßenräuber erinnert, die den Reisenden nur gegen die Zahlung von „Schutzzöllen“ passieren lassen. Und zwar immer wieder.

Also: Brenner-Autobahn verlassen und wieder neu drauffahren kostet ordentlich extra. Lasst das besser und tankt noch vor Innsbruck.

Österreichische Vignette – Ja / nein?

Aus Heidelberg kommend sind wir auf der deutschen A7 durchs Allgäu gefahren, über Ulm und an Kempten vorbei, bis zum Grenzübergang nach Österreich bei Füssen. Hier endet die Autobahn allerdings, es gibt kein österreichisches Pendant bis nach Innsbruck. Das bedeutet: Es geht erstmal über 70 km geschmeidig auf der Landstraße über Berg und Tal. Dieses Stück zieht sich ziemlich hin..

Erst rund 25 km westlich von Innsbruck stoßen wir dann erstmals auf die Autobahn (die A12), bis wir dann südlich von Innsbruck auf die Brenner-Autobahn A13 fahren. Wie erwähnt ist für die Brenner-Autobahn eine Streckenmaut fällig, die normale Maut entfällt dann.

Man kann sich bei der Variante über Füssen fragen, ob es sich überhaupt lohnt, für die 25 km auf der Hinfahrt und 25 km auf der Rückfahrt die 9 € für eine 10-Tages-Vignette auszugeben oder ob man nicht die 50 km noch parallel über Land fährt. Hätte ich mir die Strecke zuvor genauer angeschaut, wäre ich zu geizig dafür gewesen. Schaut euch eure Route am besten genau an!

Parkplätze sind rar am Gardasee

Der Gardasee liegt inmitten eines Tals mit steilen Felswänden. Große Teile der Uferstraßen mussten regelrecht in den Berg gesprengt oder mit Stützpfeilern versehen werden und bis zum Bau der Weststraße waren einige Orte nur per Boot über den See erreichbar. Jedenfalls: An den Seeufern ist nicht viel Platz – und das bemerkt man deutlich bei der Parkplatzsuche, denn Parkplätze sind notorisch knapp.

Es gibt natürlich Parkplätze und Parkhäuser, aber selbst in der Nebensaison im September sind die oft voll und vor allem auch nicht ganz günstig. 1,50 € pro Stunde sind übliche Preise – das summiert sich hoch über den Tag und über den Urlaub. Ich glaube, wir haben im Urlaub noch nie so lange nach Parkplätzen gesucht wie hier am Gardasee, und das in der Nebensaison! Wie das erst im Juli und August aussieht, will ich mir gar nicht vorstellen.

In Sirmione am Südende des Sees, vom Baedeker-Führer als Highlight gekennzeichnet, war es so dramatisch, dass wir am Ende wieder abgezogen sind, ohne ausgestiegen zu sein. Sirmione liegt auf einer Art Halbinsel und ist über eine Landzunge erreichbar, auf der mehrere große Parkplätze ausgewiesen sind. Außerdem karren Shuttlebusse die Touristen zur Altstadt im See. Wir sind mehrmals die Landzunge hoch und runter gefahren und haben keinen Parkplatz gefunden. Erst über 2 km vom Eingang zur autofreien Altstadt entfernt fanden wir eine Parkwiese mit vielen freien Parkplätzen. Es scheiterte dann daran, dass wir nicht genug lumpiges Münzgeld für den obligatorischen Parkautomaten hatten. Wir kratzten Münzen für eine Stunde zusammen – das hätte vielleicht für eine Blitzvisite der Altstadt gereicht. Wenn die nicht so weit weg gewesen wäre. Wir waren dann schon so genervt und frustriert, dass wir uns entschieden, Sirmione dann eben links liegen zu lassen.

Dafür fuhren wir dann in den westlich gelegenen Nachbarort Desenzano del Garda – zwar ohne Baedeker-Empfehlung, aber mit freien Parkplätzen und trotzdem sehr idyllischer Altstadt.

Wer also mit dem Auto zum Gardasee fährt, der muss sich bewusst sein, dass er mit frustrierender Parkplatzsuche rechnen muss. Ob öffentliche Verkehrsmittel, also Busse, eine gute Alternative sind, kann ich nicht abschätzen. Durch unseren Ausgangspunkt Tignale hätten wir dazu sowieso immer hinunter zum See fahren müssen, um zum Bus zu kommen – hätte also nichts gebracht.

Hauptquartier im charmanten Tignale

Da wir den Gardasee nicht kannten, legte ich bei der Buchung des Hotels nicht besonders viel Wert auf den Ort. Wichtiger war mir, dass das Hotel selbst in Ordnung ist. Und so landeten wir in Tignale. Tignale ist eine Gemeinde an der Westseite des Gardasees, die sich aus mehreren kleinen Ortschaften zusammensetzt. Allerdings liegt Tignale nicht direkt am Seeufer, sondern rund einen Kilometer entfernt und 500 m höher auf einem Bergrücken.

Wer also direkt aus dem Schlafzimmer in den See springen will, der ist in Tignale falsch.

Wem dagegen die direkte Nähe zum Gardasee nicht ganz so wichtig ist, für den passt es ganz gut als Hauptquartier. Unsere Unterkunft, Hotel und Pizzeria Miramonti, befindet sich in Gardola, dem größten Ortsteil von Tignale. Wobei „groß“ nicht „groß“ meint 😀 Tatsächlich ist Gardola mehr ein Dorf. Neben einem mittelalterlichen Kern mit engen Gassen und den typischen Natursteinhäusern gibt es hier einen Supermarkt und zahlreiche Restaurants im alten Ortskern. Und dazu jede Menge Veranstaltungen. In den fünf Tagen, die wir da waren, gab es einen Straßenmarkt mit Klamotten, einen Open Air-Karaoke-Abend, einen Nachtmarkt mit Feinschmeckerspezialitäten aus der Region und abendliche Live-Musik.

Man merkt, dass Tignale bzw. Gardola ein Touristenort ist – aber nicht im negativen Sinne. Es gibt dort keine Party-Touristen, Läden voller Klischee-Souveniere und Schnapsleichen. Obwohl so viel für die Touristen gemacht wird, hat sich der Ort trotzdem nicht in ein Touristen-Disneyland verwandelt. Abends kann man nach der ausgezeichneten Miramonti-Pizza gemütlich durch die Gassen zur Kirche schlendern und hat dort einen tollen Ausblick auf die Südhälfte des Gardasees und all die blinkenden Lichter an den Ufern.

Ein weiterer Pluspunkt für Tignale ist die Tignale Card. Pro Nacht und Person verlangen die Unterkünfte eine Touristenabgabe von 1,50 €. Dafür bekommen wir die Tignale Card, die unter anderem zur kostenlosen Nutzung des Shuttlebusses zum See berechtigt. Auch kostenlose geführte Wanderungen werden angeboten und es gibt eine Übersichtskarte mit Parkplätzen, Supermarkt, Sehenswürdigkeiten, Wanderwegen etc sowie einen Veranstaltungskalender für Tignale.

Fazit zu Tignale: Gerne wieder! Es hat mich beeindruckt, dass ein so kleiner Ort so viel für Touristen tun kann und trotzdem authentisch bleibt.

Ausflugsziele am Gardasee

Selbstverständlich bietet der Gardasee selbst viele Möglichkeiten zur Beschäftigung. Für uns stellte er aber eher die Kulisse für unsere Touren dar und nicht das Ziel der Reise selbst.

Die Ortschaften am Seeufer sind teilweise sehr sehenswert – aber eben auch ziemlich überlaufen. Wir haben natürlich nicht jeden Ort angeschaut, aber von den Gesehenen gefielen uns Limone auf der Westseite und Malcesine auf der Ostseite des Sees besonders gut. In beiden Orten kann man sich in den labyrinthartigen Gassen fast verlaufen, hier gibt es Treppchen, Ecken, Bögen, Gewölbegänge und malerische Häuschen. Zwischen beiden Orten fährt übrigens auch eine Fähre, so dass man an einem Tag (und mit einem Parkplatz :D) problemlos beide Städtchen anschauen kann. Riva del Garda im Norden dagegen fand ich nicht so spannend – zu weit ausgebreitet, zu modern, zu viele Geschäfte. Und über Sirmione will ich gar nicht sprechen, siehe oben -.-

Nachfolgend ein paar weitere Ideen, was ihr in der Umgebung des Gardasees noch anschauen könnt. Da ich wie erwähnt selbst zum ersten mal am See war, gibt es bisher nur drei Ideen – vielleicht kommen ja irgendwann noch weitere dazu?

Wasserfälle von Tignale

Darauf sind wir ohne Baedeker-Reiseführer gekommen! In der Tignale-Karte sind westlich des Teilortes Aer Wasserfälle eingezeichnet sowie Wanderwege, die dorthin führen. In Open Street Maps kann man beides auch ganz gut sehen. Also gingen wir spontan einfach mal los, um zu schauen, was es dort gibt. Und das hat sich gelohnt!

Folgt in Aer einfach der Via Marsala Richtung Westen, dann trefft ihr auf eine Art Mini-Stadttor und gelangt auf den Cammino Tignale, einen Pfad, der zunächst noch an verschiedenen halbwegs bebauten Grundstücken entlangführt und dann im Wald verschwindet. Die Wasserfälle sind in Luftlinie nur etwa einen halben Kilometer entfernt, am Boden ist es natürlich etwas mehr, vielleicht zwei Kilometer. Der Pfad wird, je näher wir den Wasserfällen kommen, immer abschüssiger und ihr müsst am Ende auch über Steine klettern und euch an Seilen festhalten. Feste Schuhe sind daher dringend zu empfehlen.

Es lohnt sich aber. Der kleine Bach, der laut Open Street Maps Torrente Valle di Bornico heißt, kommt von den nördlichen Bergen und fließt hinunter zum Gardasee. Dabei hat er sich teilweise tief in die Felsen eingeschnitten und stürzt immer wieder mehrere Meter in die Tiefe. Am Fuße der Wasserfälle könnt ihr dann auch baden. Der gesamte Pfad ist gut ausgebaut und an den wirklich schwierigen Stellen auch mit Seilen gesichert.

Wir waren übrigens nicht allein. Zweimal stießen wir auf Touristengruppen, die „Bachklettern“ betrieben und sich mit Neopprenanzügen, Karabinern und Seilen direkt durch das Bachbett kämpften und den direkten Weg über die Wasserfälle nahmen. Da hätte ich gern mitgemacht 😀

Die ganze Wanderung ist ein Rundweg und ihr kommt am Ende wieder in Aer heraus. Ich war selbst überrascht, dass wir so unerwartet auf diese wirklich schöne Schlucht getroffen sind, die unser Baedeker einfach nicht erwähnt hat.

Monte Baldo

Der Monte Baldo ist das Bergmassiv direkt im Osten des Sees. Es gibt nicht den einen „richtigen“ Gipfel, sondern eher mehrere Spitzen nebeneinander, die durch Sättel voneinander getrennt sind. Je nachdem, wieviel Bock und Ausdauer man hat, kann man also mehrere Gipfel erklimmen 😀 Und das lohnt sich, denn fantastische Ausblicke über den gesamten Gardasee und auch weit in die Alpen hinein sind garantiert.

Die Gipfel des Monte Baldo reichen auf über 2000 m hinaus und liegen schon über der Baumgrenze, so dass ihr dort oben wirklich schon „Hochalpen-Feeling“ habt. Und das nur wenige Minuten von Malcesine mit seinem mediterranem Flair entfernt. Eine Seilbahn bringt Besucher im Handumdrehen von Malcesine über eine Zwischenstation hinauf zur Bergstation des Monte Baldo in 1760 m Höhe. Schon von hier aus hast du einen tollen Ausblick auf den See und in die benachbarten Täler.

Tipp für den Monte Baldo: Früh aufstehen lohnt sich!

Weil der Berg so einfach und bequem erreichbar ist, ist er natürlich bei Touristen sehr beliebt. Das bedeutet: Lange Schlange an der Talstation. Dazu habe ich einen super Tipp: Früher aufstehen! Das hat gleich mehrere handfeste Vorteile. Wer vor 9 Uhr morgens auf der Matte steht, der spart sich die buchstäblich stundenlange Wartezeiten an der Talstation UND bekommt automatisch den ermäßigten Tarif für das Ticket. Und das lohnt sich: statt 22 € hin und zurück zahlt ihr nur 15 € pro Person. Wir sind um 8 morgens direkt zum Schalter geschlendert und haben statt 44 € nur 30 € gezahlt. Na, so startet man den Tag doch gern! Außerdem tendiert das Wetter dazu, ab Mittag über den Berggipfeln Wolken zu bilden. So könnt ihr morgens noch bei Sonnenschein auf dem Gipfel sitzen, während ihr nachmittags durch Nebel watet.

Wer halbwegs gut zu Fuß ist, der kann sich auf aufmachen, den rund vier Kilometer südlich liegenden ersten Gipfel Cima del Pozzette auf 2132 m (Karte: Open Street Map) zu besuchen. Festes Schuhwerk und eine gewisse Trittsicherheit sind dafür aber empfehlenswert. Der Weg startet noch recht einfach über einen Feldweg, wird dann zum Trekking Trail über Stock und Stein und artet am Ende in regelrechte Kletterei aus.

Macht Spaß, der Ausblick lohnt sich und die Wanderung bleibt trotz einiger Kletterpassagen recht einfach und überschaubar. Allerdings solltet ihr nicht damit rechnen, den Gipfel für euch allein zu haben.

Madonna della Corona

Dieser Ausflug führt euch weg vom Gardasee und auf die Ostseite des Monte Baldo. Bei Spiazzi, Luftlinie 9 km vom See entfernt, befindet sich die Wallfahrtskirche Madonna della Corona (Karte). Das besondere daran: Die Kirche wurde regelrecht in eine steile Klippe hineingebaut.

Die Ostseite des Monte Baldo-Massivs ist sehr zerklüftet, hier fallen Felswände steil hunderte Meter ab. Die Anreise über die Bergrücken (nicht durch das untenliegende Etsch-Tal) ist daher schon ziemlich spektakulär. Fährt man gerade noch über idyllische Almen und durch Bergwiesen, stellt man kurz darauf fest, dass das alles auf dem Rücken einer riesigen, schrägliegenden Gesteinsplatte liegt, deren Rand in die Höhe ragt und dort unvermittelt endet.

Jedenfalls, Madonna della Corona „hängt“ rund 600 m über der Talsohle der Etsch und bietet damit nicht nur spektakuläre Ausblicke, sondern ist selbst einer ein toller Anblick. Diesen Tipp haben wir ebenfalls nicht aus dem Baedeker-Reiseführer, sondern von einer Kollegin, die kurz vor der Urlaubsreise das Foto der Kirche im Felsen auf Facebook gesehen hat. Ganz klar, da muss man dann gleich mal vorbeischauen!

Madonna della Corona ist über zwei Wege erreichbar: Über den Ort Spiazzi und dort zu Fuß (oder per Shuttle Bus) über einen Kreuzweg direkt zum Eingang oder zu Fuß aus dem Tal über (so las ich in diesem ausführlichen Bericht) 1700 Treppenstufen, mit denen man immerhin mehrere hundert Höhenmeter bewältigt. Wir wählten allerdings die erste Variante… Ohne Bus ist man immerhin 10-20 Minuten unterwegs. Lohnt sich außerdem auch wegen einer dort ansässigen Alpaka-Zucht und evtl. könnt ihr einen Blick auf die flauschigen Lama-artigen Viecher werfen 😀

Der Felsvorsprung, auf dem sich die Kirche befindet, wurde aufgrund seiner Lage schon um 1000 von Eremiten bewohnt. Spätestens im 13. Jahrhundert wurde hier auch eine Kirche errichte, die später zur Wallfahrtskirche wurde. Es gibt mehrere Kapellen und auch eine „Heilige Treppe“, auf der man auf den Knien nach oben klettern kann. Als wir dort waren, hielt sich gerade eine Schulklasse oder so auf dem Gelände auf. Die Jugendlichen legten die Beichte ab und nutzten tatsächlich auch die Treppe. Den Wallfahrtscharakter merkt man der Kirche also deutlich an. Trotz ihrer Lage scheint sie auch von Touristenströmen weitgehend verschont zu sein.

Wer genau hinschaut, kann die Madonna della Corona von der Autobahn A22 knapp nördlich des Ortes Brentino hoch oben im Felsen sehen. Nur wenig südlich, am Fuße des Monte Baldo-Massivs, mutet die Landschaft dann schon sehr Toskana-artig an: Sanfte Hügel, spitze Zypressen und malerische Landgüter zwischen Feldern und Weinanbau.

Fazit zum Gardasee

Das waren schon die paar Dinge, die ich euch berichten wollte. Für mich bleibt der Gardasee ambivalent: Einerseits ist mir dort deutlich zuviel los – andererseits ist die Landschaft wirklich sehr schön und uns sind nur sympathische Menschen begegnet. Positiv hervorzuheben ist auch, dass es keinen Party-Tourismus gibt. Ich hatte den Eindruck, dass die anderen Touristen auch dort sind, weil sie Land und Leute mögen, und nicht zum Saufen und Feiern.

Auf der anderen Seite fiel mir auf, dass der Gardasee noch nicht 100% Italien ist. Dafür wird zuviel deutsch gesprochen und es ist zu erkennen, dass die Gegend sehr österreichisch geprägt ist. So gehört Riva del Garda erst seit genau 100 Jahren zu Italien und auch andere Orte am Gardasee wechselten mehrmals zwischen verschiedenen Herren hin und her. Man merkt einfach, dass es eine Grenzregion ist, auch vom Baustil her. Es gibt zwar die bunten, mediterranen Häuser an den Häfen und trockengemauerte, verschachtelte alte Häuser, aber genauso gibt es auch den typischen süddeutschen/österreichischen Alpenbaustil mit weit überhängenden Dächern und rundum laufenden Balkonen (siehe bei den Tignale-Bildern).

Auch Antipasti scheint sich in der Gardasee-Region eher schleppend zu verbreiten (oooh, ich lieeeeebe Antipasti und war ein wenig enttäuscht). Wenn es in den ligurischen Menükarten eine riesige Auswahl an verschiedensten Vorspeisen gibt, lässt sich die Antipasti-Auswahl am Gardasee oft nur an einer Hand abzählen und sie scheint mir auch nicht so typisch mediterran zu sein. Aber das ist nur mein subjektiver Eindruck, der außerdem nicht im Geringsten repräsentativ ist 😀

Also, ein Fazit wird verlangt. Der Gardasee ist eine Reise wert – aber bitte fahrt in der Nebensaison hin! Und wenn ihr wirklich das „echte Italien“ sehen wollt, dann solltet ihr vielleicht eher noch ein Stück südlicher fahren.

4 Comments

  1. Henning

    Zu Deiner Anreise nach Torbole: Nimm die A81, dann am B-See entlang zum Arlbergpass (oben drüber), Reschenpass, bei Bozen auf die Autostrada bis Rovereto-N, Torbole. 10-Tage-Pickerl. Bis zum Reschen hat’s noch ein paar günstige Zapfstellen. Landschaftlich schöner ist’s auch. Wenn’s Wetter mitspielt siehst den knapp-4000er Ortler. Gell, beim nächsten mal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert