Die Heidelberger Altstadt mit ihren barocken Häuserfronten und den pittoresken, engen Seitengassen ist schön, ohne Frage. Aber verlasst an einem schönen Tag die Stadt mal Richtung Osten, hinein ins Neckartal. Ganz schnell hört dann Stadt auf und Grün fängt an. Das ganze Neckartal zwischen Heidelberg und Bad Wimpfen ist ansich schon sehr sehenswert und es lohnt sich eine Fahrt entlang des sich durch das Tal schlängelnden Flusses zu Füßen mehrerer Burgen und Burgruinen.
Heute aber soll es um eine ganz besondere Burg gehen: Die Bergfeste Dilsberg. Der kleine Ort, nur neun Kilometer Luftlinie vom Heidelberger Schloss entfernt, liegt majestätisch auf einer Hügelspitze 160 Meter oberhalb des Neckars und ist vollständig von einer Stadtmauer umgeben. Manche Häuser wurden auf oder sogar in die Stadtmauer hinein gebaut.
So kommt ihr zum Dilsberg
Wenn ihr mit dem Auto oder Fahrrad fahrt, empfehlen wir euch, Heidelberg an der Nordseite des Neckars zu verlassen. Von hier aus habt ihr einen tollen Blick über den Neckar zum Heidelberger Schloss, und auch weiter aus der Stadt heraus Richtung Ziegelhausen ist diese Flussseite idyllischer.
Ihr fahrt dann vorbei am etwas erhöht liegenden Kloster Stift Neuburg, lasst danach Ziegelhausen links hinter euch liegen und fahrt dann am Neckar entlang weiter nach Neckargemünd.
Alternativ könnt ihr in Ziegelhausen auch über die Brücke fahren und auf der Südseite des Neckars weiterfahren – dann seht ihr schon von der breiten Neckargemünder Haupstraße aus schon weiter im Osten eine merkwürdige Burg aufragen: Das ist der Dilsberg. Eine Burg ist es allerdings nicht, sondern, um genau zu sein, eine Bergfeste, also ein befestigter Ort mit kompletter Stadtmauer und einer Burgruine.
Dilsberg gehört heute zur Gemeinde Neckargemünd. Ihr könnt entweder noch ein wenig durch die kleine, aber hübsche Neckargemünder Altstadt schlendern oder gleich Richtung Dilsberg weiterfahren.
Die letzten rund zweieinhalb Kilometer vor dem Dilsberger Stadttor geht es relativ steil bergauf. Vor dem Tor gibt es in der Regel genügend freie Parkplätze. Etwas knapp könnte es nur bei Veranstaltungen in der Bergfeste werden.
Dilsberg besichtigen
Die Fahrt zum Dilsberg lohnt sich, denn hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Als Besucher werdet ihr mit großer Wahrscheinlichkeit am Haupteingang der Feste ankommen. Ihr betretet den Ort wie zu früheren Zeiten: Durch das Stadttor. Der gesamte Ort ist ein verkehrsberuhigter Bereich, so dass ihr die kopfsteingepflasterten Straßen quasi ganz für euch habt.
Euch erwarten verschachtelte Fachwerkhäuser und Blumenkübel an den Straßenrändern. Wer hier wohnt, der muss Bock auf Altbau haben, das merkt man dem Städtchen an.
Groß ist die Bergfeste Dilsberg nicht. Schnell seid ihr alle Wege in der Ortschaft entlangspaziert. Wer mag, kann für Kaffee und Kuchen oder für ein Mittagessen einkehren, aber die Gastronomiebetriebe lassen sich an einer Hand abzählen.
Hinter der evangelischen Kirche, nahe des Eingangs zur Stadt, kommt ihr in den Kirchgarten, der ebenfalls von der Stadtmauer umfasst wird. Die große Wiese lädt zum Verweilen ein und eignet sich hervorragend für ein kleines Picknick.
Wer Lust hat, kann auch dem Rundweg außerhalb der Stadtmauern folgen und den Dilsberg so einmal komplett umrunden. Viel Zeit müsst ihr dafür nicht einplanen, der Ort ist ja sehr klein. Dazu gehört auf jeden Fall, sich auf der Westseite des Ortes, der Sonnenseite der Stadtmauer, auf eine Bank zu setzen und den Blick über das Neckartal schweifen zu lassen.
Eine noch bessere Aussicht bekommt ihr aber von der eigentlichen Burg innerhalb der Feste aus.
Burg Dilsberg – Hoch über dem Neckar gelegen
Die Burg wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gebaut und ist damit sogar etwas älter als Heidelberg, das wohl erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts zu wachsen begann. Bauherren waren die Grafen von Lauffen, die den Dilsberg als Herrschaftssitz planten und damit wohl auch als Gegengewicht zu den Pfalzgrafen bei Rhein gedacht, die sich später ja auch in Heidelberg niederließen. Das half aber nicht, und 1338 gelangte die kleine Bergfeste trotzdem in den Besitz der Heidelberger Pfalzgrafen.
Interessanterweise wurde die Burg niemals zerstört, obwohl sie mehrmals belagert wurde. Der legendäre und gefürchtete Feldherr Tilly versuchte mit seinem Heer im Jahre 1622, die kleine Stadt einzunehmen, scheiterte aber und zog nach drei Tagen wieder ab.
Trotzdem ist die Burg heute eine Ruine, weil sie Anfang des 19. Jahrhunderts zum Abbruch freigegeben und als Steinbruch genutzt wurde.
Wenn ihr den Eintritt zur Burg bezahlt (2 Euro pro Erwachsenem), könnt ihr trotzdem noch hochsteigen. Eine enge Wendeltreppe führt auf den Mauerkranz in luftige Höhen, von wo aus ihr eine wunderbare Rundumsicht auf die bewaldeten Hügel des Odenwalds genießt.
Ihr seht, wie der Neckar aus Richtung Heilbronn kommend in einer Schleife nördlich um den Dilsberg herumfließt und seinen Weg Richtung Heidelberg fortsetzt. Im Westen schaut ihr auf Kleingemünd, das „Anhängsel“ Neckargemünds auf der nördlichen Neckarseite.
Im Nordwesten seht ihr die östliche der vier Neckarsteinacher Burgen (ja, vier Burgen!), Burg Schadeck. Die kleine Burg scheint sich auf einen roten Felsen hoch über dem Neckar zu klammern und wird deswegen auch Schwalbennest genannt. Sie wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts gebaut und ist damit auch die jüngste der Neckarsteinacher Burgen.
Auch den Bergfried der großen Ruine der Hinterburg in Neckarsteinach könnt ihr vom Dilsberg aus sehen.
Direkt im Osten seht ihr die zugegebenermaßen weniger pittoresken Ausläufer Neckarsteinachs bis zu einer weiteren Neckarschleife. Dafür blickt ihr im Süden auf die sanft hügeligen grünen Wiesen des kleinen Odenwaldes.
Kirchen auf dem Dilsberg
Hier, auf der Mauerkrone der Burg, scheint auch der Kirchturm der evangelischen Kirche zum Greifen nah. Diese Kirche liegt in exponierter Lage direkt unterhalb der Burg und ist mit rund 150 Jahren noch gar nicht so alt. Interessant finden wir aber den Grundriss.
Wer in Deutschland eine Kirche vor Augen hat, sieht sicher ein langgezogenes Kirchenschiff vor sich. Vom Mauerkranz in 16 Meter Höhe liegt hier das Kirchendach unter euch und ihr seht, dass die evangelische Kirche in Neckargemünd einen viel kompakteren Grundriss hat, sie ist eher quadratisch als langrechteckig.
Die katholische Kirche St. Bartholomäus befindet sich nördlich der Burg, ihr seht sie ebenfalls vom Mauerkranz aus. Sie geht auf eine frühere Kirche aus dem 14. Jahrhundert zurück und ist damit älter als die evangelische Kirche.
Aber apropos Kirche: Eine weitere (frühere) Kirche versteckt sich auf dem Dilsberg und macht nur dank einer kleinen Tafel auf sich aufmerksam. Sie steht mitten im Dorf und wird ganz normal bewohnt – nur am runden Altar, untypischerweise auf der Nordseite des Gebäudes, ist zu erkennen, dass es sich um einen Kirchenbau handelt.
Geschichten und Legenden
Um den Dilsberg ranken sich einige Sagen und Legenden. Manchmal ist sogar auch ein Körnchen Wahrheit dabei.
Ein Geheimgang unter der Stadt?
Mark Twain, Autor der Geschichten über Tom Sawyer und Huckleberry Finn, war auch für die Berichte über seine Europareisen bekannt. Er hatte sich drei Monate im Heidelberger Raum aufgehalten und dabei auch den Dilsberg besucht. Dort hörter er von einer Legende über einen Geheimgang unter der Stadt und hielt sie in seinen Reiseberichten fest.
Offenbar begeisterte man sich in den Vereinigten Staaten für Legenden über Geheimgänge – jedenfalls reiste aus New York der Deutschamerikaner Fritz von Briesen an, der gedachte, den Geheimgang zu finden. Und er fand ihn – auch wenn es kein Geheimgang war, sondern eher ein 78 Meter langer Belüftungsstollen für einen Brunnenbau im 17. Jahrhundert.
Der Brunnenstollen wurde 1926 freigelegt und kann besichtigt werden.
Quelle und weitere Informationen: www.burgfeste-dilsberg.de
Bienen verteidigen die Stadt
An der Innenseite der Stadtmauer am Kirchgarten hängt eine Tafel, die über eine merkwürdige Begebenheit berichtet. Eines Tages soll der Graf zur Jagd unterwegs gewesen sein. Die Abwesenheit des Burgherren wollten seine Feinde nutzen, um die Burg einzunehmen. Die Bewohner aber wollten ein Wörtchen mitreden und hätten zur Verteidigung sogar Bienenkörbe über die Stadtmauer auf die Angreifer geworfen.
Gegen böse Bienen hilft offenbar weder Schwert noch Schild, und so mussten die Angreifer von dannen ziehen, ohne etwas erreicht zu haben.
Ein guter Grund dafür, Bienen weiterhin zu schützen 😀
Die Rose von Dilsberg
Auch eine tragische Liebesgeschichte darf nicht fehlen. „Die Rose von Dilsberg“ ist ein Theaterstück, das alljährlich auf der Burgbühne Dilsberg aufgeführt wird – und das schon seit 1910. Der Dichter Bruno Hermann Hottenroth besuchte zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Dilsberg und interessierte sich gleich für dessen Vergangenheit.
Offenbar diente ihm eine Geschichte um eine im Kindesalter von ihrem angedachten Verlobten verlassene Tochter eines Grafen von Dilsberg als Grundlage für sein Stück „Die Rose von Dilsberg“.
Quelle und weitere Informationen zur „Rose von Dilsberg“ und der Dilsberger Burgbühne: burgbuehne-dilsberg.de
Unser Fazit zur Bergfeste Dilsberg
An sonnigen Tagen ist der Dilsberg unbedingt einen Abstecher wert. Es gibt ein ungewöhnliches Städtchen zu besichtigen und ihr werdet mit einer schönen Aussicht belohnt.
Ihr solltet euch aber unbedingt vorher erkundigen, wann der Burgstollen geöffnet ist, falls ihr ihn besichtigen wollt. Alle relevanten Informationen findet ihr auf dieser Website.
Insgesamt dürft ihr aber nicht erwarten, hier einen ganzen Tag verbringen zu können. Außer, ihr macht es euch auf der Wiese im Kirchgarten gemütlich 😀 Bis auf die großartige Lage und die weitgehend intakte Stadtmauer gibt es hier nicht sonderlich viel zu sehen oder zu erleben. Die Burgruine selbst ist bis auf den Gang auf der Mauerkrone auch eher unscheinbar.
Es gibt nicht viel zu sehen, aber das, was es gibt, ist toll. Wir würden jedem nahelegen, einmal die schöne Bergfeste Dilsberg im Neckartal zu besichtigen – denn das gehört einfach dazu!
Wir würden euch daher empfehlen, den Dilsberg in eine größere Runde ins Neckartal einzubetten. Ihr könntet z.B. danach noch Neckarsteinach mit seinen vier Burgen besuchen (und dort am Fluss ein Eis essen), oder auch noch ein Stück weiterfahren bis nach Hirschhorn, wo es eine sehr gut erhaltene Burg zu besichtigen gibt.
Literatur
Lenz, Rüdiger: Geschichte der Burg Reichenstein bei Neckargemünd. Ein Beitrag über die Entwicklung des Reichsbesitzes und des Territoriums der Kurpfalz am unteren Neckar (Neckargemünd-Dilsberg 1997)