Heidelberg und Umgebung sind wahrlich gesegnet mit zahlreichen Burgruinen. Nahezu jedes kleine Ortschäftchen hat seine eigene Burgruine. Ob an der Bergstraße oder im Neckartal: An jeder Ecke thront eine Burg auf ihrem Felssporn und zieht die Blicke der Reisenden auf sich.
Deswegen ist es kein Wunder, dass bei all dem Burgenüberfluss die Ruine von Burg Schauenburg total untergeht. Sie befindet sich direkt nördlich von Dossenheim und damit auch in unmittelbarer Nähe zu Heidelberg.
Obwohl sie sich tatsächlich ein wenig versteckt, hat diese Burgruine das eigentlich nicht nötig. Im Gegensatz zu ihrer viel bekannteren Nachbarin, der Schriesheimer Strahlenburg zwei Kilometer weiter nördlich, ist die Schauenburg aus der Rheinebene nicht gut zu sehen. Trotzdem bietet sie noch immer imposante, massive Mauern und vor allem eine schöne Aussicht auf die Rheinebene.
Die Schauenburg eignet sich daher wunderbar für eine Wanderung mit Picknick auf der Schauenburger „Aussichtsterrasse“! Wer keine Lust hat, so viel zu laufen, kann auch mit dem Auto zum Parkplatz Schauenburg unterhalb der Burg fahren und die restlichen rund 500 Meter hin spazieren.
Knappe Vorstellung der Wanderung
Die Wanderung führt von der Waldschenke auf dem Heidelberger Heiligenberg über das Gasthaus zum Weißen Stein im Odenwald zur Schauenburg und dann durch die Weinberge Schriesheims zum Schriesheimer Bahnhof. Insgesamt sind das etwas über 13 Kilometer.
Die Strecke ist sehr leicht gehbar und führt euch in die meiste Zeit leicht bergab. Ihr seid bis auf die letzten 1,5 Kilometer ausschließlich im Wald auf Waldwegen und Trampelpfaden unterwegs. Viel Schatten im Wald und nur wenig Steigung – das macht die Wanderung ideal für heiße Sommertage.
Am Ende werdet ihr mit tollen Ausblicken belohnt und ihr müsst euch keine großen Sorgen wegen An- und Abreise machen, weil die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel sehr gut ist.
Start- und Endpunkt der Wanderung
Warum starten wir auf dem Heiligenberg? Die Waldschenke auf dem Heiligenberg eignet sich sehr gut als Ausgangspunkt für diese Wanderung, weil sich hier die Bushaltestelle „Heiligenberg“ der Buslinie 38 befindet. Diese Wanderung ist kein Rundweg, deswegen ist es vorteilhaft, wenn Beginn und Ende gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.
Natürlich könnt ihr auch von Heidelberg aus auf den Heiligenberg hochlaufen – aber diese steile Strecke gleich zu Beginn schlägt ein wenig auf die Moral, finde ich 😀 Da lassen wir uns lieber hochfahren und starten die Reise dann entspannt und unverbraucht.
Die Buslinie 38 erreicht ihr am besten in Handschuhsheim am Hans-Thoma-Platz. Dieser Platz ist eine zentrale Verkehrsachse für den kleinen Ort, hier hält unter anderem alle zehn Minuten die Straßenbahn Nr. 5 aus Heidelberg und Mannheim. Die Haltestelle für die Nr. 38 liegt ein klein wenig abseits am Platz, ich habe sie unten auf der Karte markiert. Der Bus auf den Heiligenberg fährt unter der Woche alle 20 Minuten, am Wochenende ein wenig seltener. Die Abfahrtszeiten bekommst du auf der VRN-Website.
Als Bus kommt übrigens kein großer, normaler Bus zum Einsatz, sondern so eine halbe Portion, ein besserer Family Van mit großen Fenstern 😀 Das macht die Fahrt hoch auf den Heiligenberg mit den engen Kurven irgendwie noch viel authentischer. Die Fahrt dauert dann auch nur knapp eine Viertelstunde. Unser Tipp: Starte am besten früher am Morgen. Wir waren diesmal kurz vor Mittag am Start und der Bus war ziemlich voll.
Die Wanderung endet am Schriesheimer Bahnhof, wo ihr gemütlich wieder in die Straßenbahn 5 einsteigen könnt. Wer Lust hat, kann nach Burg Schauenburg aber auch noch einen Abstecher zur Strahlenburg bei Schriesheim machen und dort Kuchen oder was Deftiges essen. Das wäre von der Schauenburg aus durch den Wald und über Weinberge hinweg rund 2,4 km weiter, plus von dort aus noch der Weg zur nächsten Haltestelle.
Karte, Route und Etappen der Wanderung
Die Karte zeigt sehr gut die Topographie der Umgebung. Diese Terrainkarte ist aber nicht gut zum reinzoomen und zur genaueren Orientierung geeignet. Schalte dazu besser oben rechts in der Ebenenwahl auf „Open Street Map“ um. Dort siehst du auch all die kleinen Pfade eingezeichnet.
Lade dir die GPX-Route runter, so kannst du sie in deiner eigenen App als deine eigene Route nutzen und musst dir keine Gedanken machen, wo du wie abbiegst. Zum Runterladen klicke einfach auf die Route, dann öffnet sich ein Fenster.
Wenn ihr in der Karte reinzoomt, werdet ihr sehen, dass die Route nicht exakt auf den Wegen verläuft. Das schiebe ich auf die Ungenauigkeit meines Handy-GPS – sie entspricht eben dem, was das Handy mit der Geo Tracker-App aufgezeichnet hat. Zur Orientierung wird es euch aber locker ausreichen 😀
Über historische Landmarken zum Weißen Stein
Die erste Etappe vom Heiligenberg zur Gaststätte zum Weißen Stein auf einer alten Kreuzung im Odenwald ist recht geradlinig und unspektakulär. Wir lassen die Thingstätte und die Ruine des Michaelsklosters auf der Spitze des Heiligenbergs aus und gehen stattdessen zunächst auf einem Waldpfad leicht bergab. Nach etwa einem dreiviertel Kilometer biegen wir auf einen kleinen Trampelpfad ab, der uns dann wieder etwas nach oben zur Kreuzung „Zollstock“ führt.
Hier treffen wir auf die „Hochstraße“, eine mittelalterliche – ja, Hochstraße, die über die Bergrücken nach Nordosten durch den Odenwald verläuft. Diese Hochstraßen gab es im Mittelalter häufig – denn wer erstmal oben ist, der kann oft ohne große Steigungen einfach auf den Höhenrücken entlang reisen und muss sich nicht mit dem sumpfigem Untergrund in den Tälern herumschlagen. Wer sich für mittelalterliche Straßenverläufe interessiert, der möge einen Blick auf meinen Beitrag dazu in meinem Blog werfen 😀
Der alten Hochstraße folgen wir nun bis auf Höhe der Gaststätte zum Weißen Stein. Unterwegs kommen wir an einigen alten Kreuzungen vorbei: Zollstock, Stickelsplatz und Raue Buche. An diesen alten Kreuzungen liefen häufig mehrere Wege zusammen, so dass hier oft vier, fünf oder noch mehr Wege aufeinander treffen. Sie wurden meistens nach einer markanten Landmarke benannt, wie eben einem auffälligen Baum oder Stein.
Auch an der Holdermannseiche kommen wir vorbei. Hier soll sich 1764 ein vermögender Heidelberger Gastwirt erschossen haben. Ob das stimmt, weiß man nicht, die Eiche ist aber auf jeden Fall auffällig: Völlig verdreht und innen teilweise hohl – und trotzdem lebt sie noch!
Über Trails und durch Hohlwege zur Schauenburg
Am Weißen Stein, einer größeren Gaststätte mit Parkplatz, verlassen wir die Hochstraße und schwenken auf einen schmaleren Pfad um. Ab hier geht es fast nur noch bergab. Zunächst folgen wir einem Trail, der auch von Mountainbikern genutzt wird und der nun auch landschaftlich mehr Abwechslung bietet, weil es mehr über Stock und Stein geht als bisher 😀
Richtig interessant (für Wege-Interessierte wie mich :D) wird es dann rund einen halben Kilometer hinter dem Weißen Stein: Der Weg führt uns nun direkt in einen alten Hohlweg, in dem wir auch ein paar hundert Meter bleiben. Hohlwege sind tiefer eingeschnittene Wege, die entstehen, wenn Fahrzeuge an einer Steigung immer wieder über unbefestigten Boden fahren. Dadurch senkt sich mit der Zeit der Weg ab. Mehr über Hohlwege erfährst du ebenfalls auf meinem Blog 😀
Die Strecke durch den Hohlweg gehört, finde ich, auch zu den schönsten Abschnitten der Wanderung. Durch den Hohlweg, der früher natürlich in seiner ganzen Breite genutzt wurde, schlängelt sich heute ein Trail für Mountainbikes – ihr seht es unten auf den Fotos. Gesehen haben wir aber keine, wir hatten hier den idyllischen Wald und den alten Hohlweg ganz für uns allein 😀 Der Wald wirkt hier mit seinen hohen Bäumen und den einzelnen Lichtflecken am Boden schon irgendwie verwunschen.
Weil Hohlwege in der Landschaft gut zu erkennen sind, dienen sie manchmal auch als Grenze zwischen zwei Gebieten – so auch hier: Die Grenze der Verwaltungseinheiten Schriesheim und Dossenheim verlaufen an dieser Stelle genau entlang des Hohlwegs. Hin und wieder seht ihr auch auf der gesamten Strecke Grenzsteine aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Nachdem wir den Hohlweg verlassen, führt uns die Strecke auf einem angenehm zu laufenden Waldweg auf ebener oder abfallender Strecke weiter. Beeindruckend ist noch die Kreuzung „Am Kottenbrunnen“, wo fünf Waldwege aus unterschiedlichen Höhen aufeinander treffen. Leider gibt das Foto unten diese unterschiedlichen Ebenen, auf denen die Wege verlaufen, nicht so gut wieder. Aber vor Ort wirkt die Kreuzung wirklich faszinierend, wie die Wege da alle in unterschiedliche Ebenen auseinanderstreben.
Die Schauenburg
Irgendwann tut sich ganz unverhofft direkt vor uns ein hölzerner Pavillon auf und dahinter sehen wir auch schon die massive Mauer der Ruine Schauenburg. Auf einer Tafel erfahren wir, dass die Schauenburg schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts von Pfalzgraf Friedrich I. dem Siegreichen belagert und danach zerstört wurde. Einen weiten Anfahrtsweg hatte Friedrich aus Heidelberg für seinen Krieg jedenfalls nicht 😀
Links neben der Ruine steigen am gegenüberliegenden Berghang ockerfarbene Felsen senkrecht nach oben. In der Nähe, etwas weiter nördlich, befindet sich auch der riesige Steinbruch, der schon von weitem aus der Rheinebene zu sehen ist.
Wenn wir nun um die Burg herumgehen, erreichen wir einen Grasplatz mit Picknicktischen – wir empfehlen aber, erst die Ruine anzuschauen. Dann findet ihr ein lauschiges Plätzchen auf einem breiten Mauerrest unter einer Eiche – dort hat ihr eine richtig schöne Aussicht und es fühlt sich nach etwas Besonderem an, hier zu sitzen und die mitgebrachten Snacks zu essen 😀
Ansonsten stehen ein paar Mauerüberreste herum und eine Handvoll Schilder erklären, was hier ehemals zu sehen war. Der Bergfried ist nur noch bis zu ein paar Metern Höhe erhalten.
Die Schauenburg hat es auf jeden Fall nicht verdient, so unbekannt zu sein. Dafür, dass die Burg schon vor mehr als einem halben Jahrtausend zerstört – und seitdem von den Dossenheimern als Steinbruch missbraucht wurde, war ich doch überrascht, wie viel Mauerwerk noch steht.
Weiter nach Schriesheim
Nach einer wohlverdienten Pause an der Schauenburg starten wir jetzt in die letzte Etappe. Ihr könntet hier auch von unserer Route abweichen und den Wald schon verlassen – dann habt ihr die ganze Zeit eine schöne Aussicht. Uns war der Schatten des Waldes aber lieber. Deswegen gingen wir möglichst weit im Wald weiter.
Und das war auch gut so, obwohl wir Anfang August nicht mal 30° hatten, wurde es auf dem letzten Stück durch die Weinberge Schriesheims in der Sonne doch gleich ziemlich heiß.
Wenn ihr nicht so hitzeempfindlich seid, dann schaut euch hier ruhig noch ein wenig um, auch die Strahlenburg kommt nun in Sicht. Hier gäbe es, wie oben erwähnt, auch noch die Möglichkeit zur Einkehr bei traumhafter Aussicht.
Am Schriesheimer Bahnhof gibt es ansonsten auch noch ein Café, in dem ihr euch mit Eis und/oder Kuchen versorgen könnt.
Und das war es auch schon. Wir finden, dass sich die Wanderung wirklich gut als Halbtagesausflug eignet. Interessiert euch dieser Tipp? Hinterlasst uns doch einen Kommentar!