Endlich mal wieder Urlaub! Pierre und ich hatten ursprünglich vor, in der ersten Septemberwoche die Bergwelt der schönen Mittelmeerinsel Korsika mit Sack und Pack zu erkunden. Also sprich: Mit dem Auto hinfahren, es dort stehen lassen (was für eine dumme Idee! Durch Süddeutschland, Schweiz, Italien und einen kleinen Teil Frankreichs zu fahren, um das Auto dann stehen zu lassen?!) und dann eine Woche zu wandern.
Soweit der Plan, eine Woche vor Abfahrt haben wir uns allerdings erst mit der genauen Topographie, den öffentlichen Verkehrsmitteln und den Anforderungen der geplanten Tour vertraut gemacht. Ja, war schon etwas knapp.. Wir stellten jedenfalls fest: Das geht nicht. Zwei Tage allein gehen für Hin- und Rückfahrt drauf. Die Start- und Zielortschaften unserer Tour wären nur max. 2x am Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen gewesen (also nochmal etwa 2 Tage weg), und schon wäre der alpine, ziemlich harte südliche Teil des Weitwanderweges „GR20“, für den der geübte Trekker mindestens 6 Tage braucht, von zwei ungeübten Trekkern in 5 Tagen zu überwinden gewesen.
Alternativplan war dann also: Hinfahren, rumfahren, schauen, wandern, baden, campen. Klingt schon eher wie erholsamer Urlaub ^^
Die lange Hinfahrt
So standen wir also am 31.08. morgens um 5 auf und verfrachteten uns mitsamt Gepäck in mein Autolein. Die Fähre von Nizza (Frankreich) aus ging um 19:00, so dass wir um 18:00 in Nizza am Hafen sein sollten. Bis dahin wollten wir Süddeutschland, die Schweiz und Italien durchquert haben.
In Italien erfreuten wir uns am italienischen Fahrstil auf den Autobahnen, der ungefähr so geht: „Ich fahr wie ich will, der andere wird schon bremsen!“. Zum Repertoire gehört „nach dem Überholen ohne Abstand wieder einscheren“ (auch bekannt als „Extrem-Schneiding“), und zwar von links oder von RECHTS, drängeln und ausbremsen.
Entsprechend gestresst war ich dann auch, als wir um kurz vor 18 Uhr in Nizza ankamen. Wir verließen die Autobahn um etwa 40 EUR leichter (dank italienischer und französischer Autobahnmaut… Ja, ein teures Vergnügen, die Schweizer 14-Monate-Plakette kostet nur 33 EUR) und fanden uns gleich in der Stadt wieder. Eine …. sehr .. schöne Stadt, dieses Nizza. Verkommene Hochhäuser mit draußen hängenden Textilien, wenig vertrauenswürdiges Volk auf der Straße und gleich an der Autobahnausfahrt das Hinweisschild, dass man am Sichersten sei, wenn man die Autofenster oben und die Türen abgeschlossen hält.
Auf der Fähre war dann erstmal große Langeweile angesagt. Wir hatten 10:30 Stunden Autofahrt hinter uns (so sagte es mir der Autobordrechner, auch wenn ich kaum verstehen kann, wo die Zeit hin ist..), waren müde und hungrig. Essen hatten wir im Auto liegen lassen, also im Frachtraum der Fähre. Wo wir nicht ran kamen.
Um kurz nach 23 Uhr legte die Fähre in L’Île Rousse im Norden Korsikas an, nicht ohne dass wir kurz zuvor noch Gelegenheit hatten, einen leichten Sturm an Deck des Schiffes zu genießen (man konnte sich kaum auf den Beinen halten <3).
Völlig übermüdet fuhren wir noch 20 km nach Calvi, wo wir ein Hotel gebucht hatten, und dort noch 3x um den Block, um einen Parkplatz zu finden. Wir haben gut geschlafen im Hotel.
Ein Unfall auf der Küstenstraße
Der 1. Tag in Korsika stand ganz im Zeichen der Akklimatisierung. Wir wollten zunächst nur die Westküste runterfahren und ein bisschen schauen, vielleicht auch schwimmen. Es war sonnig und um die 30° und wir waren doch froh, nicht mit Sack und Pack herumlaufen zu müssen.
Die Küstenstraße ist so ein niedliches Sträßchen mit vielen Kurven und auch recht viel Verkehr (vermutlich 99% Touristen, 1% Einheimische in der Tourismusbranche ^^).
Am Nachmittag kam es dann allerdings zu einem Ereignis, das mir die Urlaubsfreude doch ein bisschen trübte. In einer engen Rechtskurve hatten wir einen Unfall mit einem Schweizer Tourist. Als ich ihn sah, versuchte ich noch so weit wie möglich nach rechts auszuweichen. Half nicht viel, die Fahrbahn war durch Steine begrenzt und daneben ging es schon den Berg runter zum Meer. Jedenfalls: Trotz Ausweichmanöver gab es Blechschaden.
Mein linker Kotflügel ist hinüber und die linke Seite des Schweizers (ein Mietwagen) komplett zerkratzt. Wir hielten an und das Ganze nahm seinen Ablauf mit Datenaustausch und dem Ausfüllen des Unfallformulars (auf englisch, es war ein Schweizer aus der französischen Schweiz) und ohne große Aggressionen. Allerdings machte der Schweizer, ein älterer Mann aus Lausanne am Genfer See, keinen Hehl daraus, dass ich Schuld wäre – ich hätte die Mittellinie überfahren.
Der ganze Unfall war viel zu schnell passiert, so dass ich das nicht mit 100%iger Sicherheit zurückweisen kann, ich glaube es aber nicht. Normalerweise bin ich auf solchen kurvigen Strecken mit schmalen Fahrbahnen sehr vorsichtig und bleibe auf meiner Spur. Zumal es für ihn eine Linkskurve war, die sich natürlich zum Schneiden schön anbietet.
Die Situation war insgesamt nicht sehr schön – ich war sehr verunsichert über alles. Die Polizei rückt wegen eines Blechschadens nicht extra an, um alles zu überprüfen, und der Mann war ziemlich forsch mit seinen Schuldzuweisungen. Auf das Unfallformular malte er gleich eine Skizze, die deutlich zeigte, dass ich die Mittellinie überfahren hätte…. Ich unterschrieb den Wisch unter Vorbehalt, weil ich dachte, dass sich das später sicher Gutachten anschauen werden. Außerdem wusste ich nicht, was ich sonst hätte machen können. Ja, da wurde ich schön überrumpelt – am Ende musste ich natürlich zahlen. In Frankreich zählt das Unfallformular einfach und wird so gut wie nie angefochten. Hier hat sich Forschheit für den Typen einfach gut ausgezahlt.
Unter gedrückter Stimmung weiter zum ersten Campingplatz
Nach dem Datenaustausch konnten wir und auch der Schweizer wieder weiterfahren. Tapferes Auto… Durch den verbogenen Kotflügel schleifte in Kurven dann allerdings ein Stück Plastik am Reifen, das Problem ließ sich mit dem Taschenmesser lösen. Wir hatten Glück im Unglück: wäre das Auto nicht mehr fahrtüchtig gewesen, hätten wir den Urlaub gleich abbrechen können. Oder noch schlimmer, es hätte auch Verletzte geben können.
Jedenfalls – meine Stimmung war etwas gedrückt. Ich machte mir Gedanken, ob ich Schuld war und machte mir Vorwürfe, und auch um das Auto tat es mir Leid. Es hatte 2014 ziemlich gelitten, die 7 Jahre zuvor hatte es nichtmal einen Kratzer abbekommen. 2014 dann gleich zwei heftige Kratzer (an beiden war ich nicht Schuld ^^) und dann eben noch der Unfall.
Naja. Im nächsten Ort, Galéria, gingen wir, noch immer etwas niedergeschlagen, einkaufen und richteten uns dann auf dem örtlichen Campingplatz (Le Camping Ideal) ein.
Hier hatten wir schon die erste Erkenntnis zur französischen/korsischen Hygiene: Zumindest auf Campingplätzen gibt es kein Toilettenpapier. Nein, das Papier war nicht alle, es gab nicht mal Halter dafür. Auch Klobrillen sind schon Luxus ^^ Auf diesem ersten Campingplatz gab es nur lauwarmes Wasser, Hock-Toiletten und schattige Plätze. Für den billigen Preis von 17,50 € pro Nacht (für 2 Personen, Auto und Zelt) absolut in Ordnung.
Wir schauten uns abends noch fix das Meer an, aber zum Baden war es schon zu spät.
Wanderung: Capu Tondu
Am nächsten Tag stand unsere erste Wanderung an. Unser Wanderführer mit den 77 schönsten Berg- und Küstenwanderungen Korsikas – absolut empfehlenswert! – bot uns eine Wanderung direkt von Galéria aus an. Schwierigkeit mittel, knapp 4 Stunden reine Gehzeit hin und zurück und etwas über 800 Höhenmeter vom Meeresspiegel an zum Capu Tondu.
Wir packten also unsere Tagesrucksäcke, samt Picknickzeugs für unterwegs und legten los. Nach einem kurzen Marsch durch den Ort erreichten wir zunächst einen Wald, der sich immer mehr in eine Stein-Busch-Landschaft verwandelte. Die letzte halbe Stunde stieg ich allein weiter, machte dann ein letztes Foto und kehrte auf ca 750 m wieder um.
Wir waren sowieso schon viel länger unterwegs als angegeben und die Lungen hingen uns zum Hals raus ^^ Der Gipfel wäre nochmal eine halbe Stunde Gekletter über Felsen entfernt gewesen. Trotzdem schöne Aussicht gehabt 😀
Der Abstieg wurde dann durch mein „Ich will sterben“-Gejammer untermalt. Alles tat weh und auch die Sonne hatte bei mir Spuren hinterlassen ^^
Jedenfalls konnten wir nach Sonnenuntergang im Zelt gut schlafen. Und das Gefühl, nach einer längeren Tour aus den Wanderschuhen zu kommen, ist ziemlich unschlagbar ^^
Fahrt nach Süden
Morgens packten wir fix zusammen und fuhren weiter gen Süden. Hier fanden sich unterwegs direkt an der Straße wunderschöne Aussichtspunkte – allein die Fahrt war schon sehenswert!
Der nächste Campingplatz (U Sommalu), auf dem wir dann zwei Tage campierten, war im Vergleich ziemlich luxuriös. Für nur 18 €/Nacht bekamen wir klasse Duschkabinen wie im Freibad, heißes Wasser und… einen Pool! Und auch die Aussicht vom Campingplatz aus war schön – wir hatten einen schönen Ausblick über Wiesen und Berge. Wir suchten uns ein nettes Plätzchen direkt am Rand des Platzes.
Es war auch nicht viel los. Allerdings fanden sich – wie überall, wie wir feststellten – ziemlich viele Deutsche ein. Besonders Süddeutschland war gut vertreten, die einen oder anderen Heidelberger begegneten uns, aber auch benachbarte Landkreise machen wohl gerne Urlaub auf Korsika ^^ Da fährt man nach Frankreich und hört dann doch mehr deutsch als französisch :/ Immerhin konnten wir uns über die vielen Familien mit kleinen Kindern auslassen. „Adriiiaaaaaaan, geh noch auf Klo, bevor wir fahren!“ … „Kiliaaaaaaaaan, leg das zurück!“
Hier erarbeiteten wir auch unsere Strategie für den restlichen Urlaub: Einen Tag fahren, dann einen Campingplatz für zwei Nächte suchen und am Tag nach der Fahrt eine nette Wanderung unternehmen. Das hat super funktioniert und ergab eine schöne Mischung aus weiterfahren und wandern.
Wanderung: Rocher des Gozzi
Die Wanderung für den kommenden Tag war etwas einfacher. Durch den ersten Versuch entmutigt suchten wir uns nur noch Wanderungen mit weniger Höhenmetern aus, und schon gar keine von den kranken Freakwanderungen mit angegebenen 9 Stunden pure Laufzeit 😀
Diesmal ging es auf den Rocher des Gozzi, ein steiles Felsplateau über der Bucht von Ajaccio, der korsischen Hauptstadt. Zwar gab es kaum Schatten auf der Tour (für mich ist das ein Problem!), aber die Aussicht war wieder eine Wucht 😀
Diesmal erreichten wir auch wirklich das Ziel, die Felsplattform, und waren nach einem ausgiebigen Picknick und dem Verzehr einer Grapefruit sogar so fit, auch den direkt daneben gelegenen Gipfel zu erklimmen.
Insgesamt waren es 400 Höhenmeter. Okay, wir kamen genauso fertig wieder am Auto an wie zwei Tage zuvor, aber diesmal hatten wir es immerhin auch geschafft 😀
Bonifacio an der Südspitze Korsikas
So langsam waren wir dann auch schon an der Urlaubs-Halbzeit angekommen und wir mussten uns überlegen, wie wir die letzten Tage gestalten wollten. Wir überlegten, ob wir Ajaccio, die Hauptstadt und Geburtsstadt von Napoleon anschauen wollten – aber ne, ich wollte nicht, zuviel Stadt 😀
Also entschieden wir uns, ganz in den Süden zu fahren. Zwar ein gutes Stück Weg, aber Bonifacio, die Stadt dort unten, sollte sich lohnen, wie wir hörten.
Dort unten suchten wir uns einen Campingplatz (L’Araguina) direkt an der Stadt. Hier wollten wir nicht wie sonst zwei Nächte bleiben, sondern einfach in Stadtnähe pennen und am nächsten Morgen fix wieder aufbrechen.
Bonifacio ist auch wirklich ein sehr schönes Städtchen („Stadt“ ist übertrieben). Die Felskulissen sind wirklich einmalig! Hier tummeln sich dann auch viele reiche Touristen, die per Yacht anreisen. Am Yachthafen fanden wir jede Menge sündhaft teure Yachten vor und dazu passend eine ganze Meile voller sündhaft teurer Restaurants ^^
Weil der Campingplatz ziemlich voll war und nicht wirklich zum Verweilen einlud, verbrachten wir den Abend in bzw. bei der Altstadt. Wir richteten uns auf einem abgelegenen Felsvorsprung mit toller Aussicht auf den Yachthafen ein und beobachteten bei Baguette und Käse, wie es langsam dunkel wurde und was sich so am Hafen tat.
Der Campingplatz eignet sich durch seine Lage direkt an der Stadt, nur wenige Gehminute vom Yachthafen entfernt, als günstige Übernachtungsmöglichkeit. Er ist allerdings nun wirklich nicht besonders heimelig, und offenbar wird er auch von weniger finanzkräftigen Party People genutzt. Jedenfalls hörten wir bis tief in die Nacht die lieblichen Klänge einer Disco auf dem Campingplatz. Wow, das war echt nervig.
Aber immerhin bietet der Campingplatz auch WLAN an, so dass wir erstmals seit knapp einer Woche mal einen Blick ins Internet werfen konnten.
Zentral-Korsika und die faszinierende Stadt Corte
Nach dieser Erfahrung – Bonifacio ist schön, aber nichts für länger – ging es nun in die Berge. Im Grunde verbrachten wir den ganzen Tag im Auto, unterwegs auf kleinen, noch kleineren und winzigen Sträßchen auf dem Weg zurück zur Inselmitte. Zusammen mit unterschiedlichem Getier auf den Straßen: freilaufende Schweine, Rinder, Ziegen und Fahrradfahrer.
Die Straße führte uns abends nach Corte, der größten Stadt in Zentral-Korsika, mit einer ziemlich faszinierenden Zitadelle („Festung Hohenehr“ für die Game of Thrones-Liebhaber ^^) und einer echt niedlichen, verwinkelten Altstadt (Häuser mit Einschusslöchern). Die Stadt liegt mitten in einer hügeligen, weiten Landschaft mit Bergen drum herum – wunderschön!
Hier gab es auch einen richtigen Supermarkt – davor hatten wir immer eher in so Provinz-Märkten von Tante-Emma-Laden-Größe eingekauft. Selbstverständlich waren wir von der riesigen Auswahl im Supermarkt überfordert und dann auch froh, wieder draußen zu sein ^^
In Corte fanden wir auch einen schönen Campingplatz (Chez Bartho) mit Waldfeeling wegen ziemlich vieler Bäume. Die Ausstattung des Platzes war wieder ziemlich einfach, aber nett und sauber. Trotzdem zahlte ich hier den höchsten Preis aller Plätze: 22 € wollten sie pro Nacht.
Wanderung: Tavignano-Tal
Die obligatorische Wanderung am nächsten Tag war streckenmäßig bisher die Längste, wir liefen etwa 13 km. Wir starteten direkt am Campingplatz und wanderten am wunderbar klaren Tavignano-Bach entlang in die Berge. Der Höhenunterschied ist zu vernachlässigen, es ging ständig hoch und runter und der Weg ist wirklich richtig schön.
Nicht so schön war, dass er sowas von unglaublich voll war mit Leuten. So vielen Menschen sind wir bisher noch nirgends auf Wanderungen begegnet (wohl auch weil Sonntag war). Zu den üblichen Wanderern kamen dann leider noch irgendwelche Marathonläufer dazu. An diesem Tag fand irgendein Wettlauf statt, von dem wir nichts wussten.
Als uns zu Beginn der Wanderung ein verschwitzter Renner in bunten Klamotten und ner Nummer (350 oder so) entgegen kam, ahnten wir noch nicht, dass uns noch etwa 349 weitere Läufer entgegen kommen würden. Heißt: im Schnitt jede halbe Minute zur Seite treten und so nen prustenden Vollspacken vorbeilassen.
Diese Typen waren auch ziemlich rüde – klar, man hat es eilig in den Bergen, nicht wahr, und man ist vielleicht auch ein wenig aus der Puste, aber da wurde schon gerempelt, wenn wir nicht schnell genug zur Seite sprangen. Einer warf uns schon auf Entfernung ein „ne mouvez pas!“ (nicht bewegen!) entgegen, damit er ohne Zeitverlust an uns vorbeihechten konnte.
Ich war verärgert und erstaunt zugleich: der Weg war doch ziemlich uneben und teilweise mit lockeren Steinen übersät, und auf so einem Weg rennen die in nem Affenzahn? Nur ein falscher Tritt und es fließt Blut. So haben wir auch immerhin (nur) einen Renner mit blutigen Knien gesehen. Naja. Das hat schon ziemlich genervt.
Auch eine deutsche Reisegruppe ließ uns die Augen verdrehen. Die hatten einen Wanderführer dabei und zur Halbzeit der Wanderung (Hinweg) wartete schon ein Tischchen im Schatten mit zwei Leuten auf die Superwanderer, die ihnen kühle Getränke und Snacks reichten. Naja, es war ein bisschen wie auf dem Jahrmarkt.
Aber das Ziel der Wanderung nach 6 km hat sich gelohnt: wunderbare Plätze zum Rasten auf und neben Felsen am Bach mit Badegelegenheit (eiskaltes Wasser). Dort suchten wir uns einen Platz weiter weg von dem ganzen Trubel (man muss bedenken: der Ort ist nur nach einigen Kilometern Fußmarsch zu erreichen, und da war trotzdem so viel los…) und chillten dort ein Stündchen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Wenn nicht so viel los gewesen wäre – wir hatten wohl einfach Pech – wäre das wirklich eine wunderschöne Wanderung gewesen.
Letzter Tag in Bastia
Am letzten Tag vor unserer Rückreise aufs Festland machten wir kaum noch was. Wir schauten uns die Stadt Bastia an, die uns aber wegen der Hitze an dem Tag nicht besonders zusagte. Nicht so schön wie Bonifacio, nicht so süß und verwinkelt wie Corte. Also fuhren wir weiter nordwärts, um einen Campingplatz zu suchen (A Casaiola), von dem aus wir am nächsten Morgen vor 6 aufbrechen konnten, um unsere Fähre um 7:30 in Bastia zu erreichen.
Der Campingplatz ist nicht weit weg vom Meer, so dass wir noch ein bisschen geschwommen sind und abends auf einer Terasse über dem Meer erstmals im Urlaub noch fein essen gegangen sind. Der Platz ist übrigens sehr empfehlenswert! Sehr sauber und die besten Duschen und Klos, die wir bis dahin hatten, und das für nur 18 € die Nacht.
Die Fähre erreichten wir am nächsten Morgen problemlos, aber etwas übermüdet. Sie sollte um kurz vor 14 Uhr in Savona ankommen, letztendlich wurde es fast 15 Uhr, also eine Stunde Verspätung. Fragt mich nicht, wie wir uns die Zeit auf der Fähre vertrieben haben – im Gegensatz zur Hinfahrt mit nur 4 Stunden kamen uns die 7-8 Stunden hier nicht so schlimm vor.
Trotzdem war ich etwas angenervt – schon Nachmittag und dann noch die lange Fahrt zurück nach Hause.
Abenteuerliche Rückfahrt nach Hause
Bei Mailand kamen wir auch noch in den Feierabendstau – alles verzögerte sich weiter. Immerhin hatten wir in der Schweiz noch unglaublich Glück: Der Gotthardtunnel war noch ca 80 km entfernt, als ein elektronisches Schild am Straßenrand uns mitteilte, dass der Tunnel von 19:30 bis 5 Uhr am nächsten Tag gesperrt wird. Geil! So viele Alpenpässe gibt es ja nicht. Man kann entweder einen Umweg über den San Bernardino fahren oder eben den Gotthard-Pass nehmen, wo man statt gemütlichem, schnellem Tunnel eben die kurvige Passstraße in Kauf nimmt.
Auf dem Hinweg hatten wir das gemacht wegen der Aussicht (ich liebe Passstraßen!), aber jetzt zurück wollten wir einfach nur noch nach Hause ^^ Jedenfalls – wir hatten etwa 40 Minuten Zeit bis zur Schließung, und wer die Schweiz kennt, weiß, dass man dort nicht schneller fahren sollte als erlaubt. Und das waren meist 100 km/h, selten mal 120 km/h, oft dafür wegen Baustelle 80 km/h.
Trotzdem stellten wir uns der Herausforderung und es begann ein kleiner Wettlauf gegen die Zeit. Tatsächlich schaffen wir es, als letzte in den Tunnel einzufahren! Okay, es war eh nicht viel los auf der Autobahn, aber als wir um 19:28 reinfuhren, sahen wir hinter uns weit und breit niemanden mehr, und im 17 km langen Tunnel kam uns irgendwann ein Straßendienstfahrzeug mit Warnlichtern entgegen, der schaute wohl, ob sich irgendwo noch jemand versteckt hatte.
Irgendwie war mir im Tunnel nicht so wohl, in Tunneln können ja schlimme Sachen passieren und auch im Gotthardtunnel sind vor einigen Jahren mal 11 Leute wegen eines Brandes umgekommen. Als dann das Radio irgendwo in der Mitte des Tunnels automatisch auf so einen Polizeisender für Tunnelsicherheit schaltete, befürchtete ich schon das Schlimmste. Aber sie sagten nur durch, dass der Sender eben existiert und wenn was wäre, sie es dort bekanntmachen würden 😀
Als wir dann auf der Nordseite aus dem Tunnel fuhren, sahen wir entgegenkommende Autos, die unsicher die Straße zum Pass hochfuhren. Tja – Pech gehabt, etwas zu spät gekommen ^^
Langsam wurde es auch dunkel. Wir hatten schon auf Korsika festgestellt, dass der rechte Abblendscheinwerfer am Auto kaputt war. Meine Erfahrung ist, dass wenn ein Scheinwerfer ausfällt, der andere auch nicht lange auf sich warten lässt (schon 2x passiert). Hier also die nächste Befürchtung, dass der linke Scheinwerfer auch nicht mehr geht und wir erstmal den ADAC rufen müssen, damit der uns neue Birnen einbaut (auch schon passiert ^^).
Oder wir an der Grenze entweder wegen dem Unfallschaden oder wegen dem Licht angehalten werden. Nichts davon passierte – erst als wir um kurz nach Mitternacht durch Heidelberg fuhren. Im Tunnel dort ging plötzlich hinter uns Blaulicht an und wir sollten rechts ran fahren. Ich wär bald durchgedreht. Nach so einem langen Tag noch nervige Diskussionen mit der Rennleitung muss nicht sein ^^
Der muss den Unfallschaden gesehen haben, hat aber nicht nachgefragt. War nur eine Verkehrskontrolle und er sah wohl wegen des vollgemüllten Autos, dass wir grad aus dem Urlaub gekommen sind. Naja – die letzten 20 Minuten bis nach Hause vergingen dann ereignislos 😀
Das war Korsika ..
Letztlich kann man festhalten, dass Korsika sehr schön und vielseitig ist. Leider ist alles ziemlich teuer und teilweise sind wirklich einfach zu viele Touristen unterwegs ^^ Aber man kann unheimlich viel machen. Wandern im Gebirge und am nächsten Tag baden im klaren Mittelmeer – das geht! Es ist aber vorteilhaft, einen fahrbaren Untersatz zu haben, denn nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre man wohl ziemlich aufgeschmissen.
Aber: Die korsischen Straßen sind in höchstem Maße zerstörerisch für das Auto. Man muss immer höllisch aufpassen. Es sind nicht nur die teils sehr engen Kurven und manchmal etwas groben Fahrweisen der anderen Fahrer, sondern auch verschiedene Hindernisse auf den Straßen. Besonders solche Anti-Raser-Bumps. Da muss man sehr sehr langsam drüber fahren, und wer statt auf 15 kmh nur auf 25 kmh runterbremst (nervig genug alle paar Meter in einer Stadt), der setzt schnell auf. Ist mir mehrmals passiert. Aber auch in der Zufahrt zum Campingplatz bei Bonifacio. Der war so mies gestaltet, dass sich so einige Autos im Teer verewigt haben – auch meins. Am nächsten Morgen fuhr ich zentimeterweise raus und es klappte. Mein Auto ist übrigens nicht tiefergelegt.
Jedenfalls: Ich weiß nicht, ob man so eine Tour mit seinem guten Auto machen sollte. Das Fahren da unten ist einiges anspruchsvoller als bei uns.
Trotzdem ist Korsika auf jeden Fall eine Reise wert!